Uni Hamburg:Lucke hält Vorlesung unter Polizeischutz

Im dritten Versuch kam er zu Wort: Bernd Lucke, Professor und AfD-Gründer, hielt am Mittwoch seine Ökonomie-Vorlesung, die zuvor in Protesten untergegangen war. Nötig waren Absperrgitter und Kontrollen.

Von Peter Burghardt, Hamburg

Im dritten Versuch hat Bernd Lucke also seine Vorlesung Makroökonomik II gehalten, der Wirtschaftsprofessor und AfD-Gründer bekam diesmal Polizeischutz. Beamte in dunkler Schutzkleidung und mit weißen Helmen am Gürtel bewachten am Mittwoch den Otto-Stern-Hörsaal der Universität Hamburg. Absperrgitter wurden aufgestellt, Studenten mussten ihren Ausweis vorzeigen. Hinein durfte nur, wer für das Fach eingeschrieben ist. Lucke selbst gelangte offenbar über einen Hintereingang in den Raum und dann wieder hinaus.

Zu diesem Wintersemester ist der verbeamtete Lucke nach fünf Jahren Beurlaubung an seinen Lehrstuhl zurückgekehrt, nachdem er 2014 für die von ihm miterfundene AfD ins Europaparlament eingezogen und auch nach seinem Parteiaustritt 2015 bis 2019 dort geblieben war. Zweimal musste sein Comeback am Pult seither abgebrochen werden. Erst hatte es der umstrittene Lucke im Hauptgebäude probiert, dann im Bereich der Erziehungswissenschaften und mit einem Sicherheitsdienst, der die Demonstranten aber nicht auf Distanz halten konnte. Nun ging es in ein Gebäude des Fachbereichs Physik, geschützt von Hamburger Polizisten; es demonstrierten nur ein paar Studierende mit einem Plakat.

Ein Politikum ist die Rückkehr Luckes an die Uni nicht nur in der rot-grün regierten Hansestadt, auch der Bundestag befasste sich kürzlich mit den Protesten. In der Zeit forderte Lucke jetzt die Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) sogar dazu auf, seine Verfassungstreue prüfen zu lassen. Hamburgs Uni hatte Lucke zuletzt angeboten, seine Pflichtvorlesung digital abzuhalten, was er ablehnte. Ab der kommenden Woche will die Hochschule eine parallel stattfindende Vorlesung Makroökonomik II einer Dozentin anbieten. Das solle "den zahlreichen verängstigten Studierenden", so die Uni, "ein Lernen unter unbehelligten Umständen ermöglichen".

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