Trotz extremer Hitze hat die Verwaltung der nordungarischen Stadt Ózd eine arme Roma-Siedlung von der Wasserversorgung abgeschnitten. Zur Begründung sagte das Rathaus, die Roma würden Wasser "verschwenden". Dies sei zu teuer für die Stadt.
Ózd wird von Politikern der Fidesz-Partei von Ministerpräsident Orbán verwaltet. Kritiker werfen der rechtsnationalen Fidesz schon lange vor, den im Land grassierenden Rassismus gegen Roma zu fördern.
In der betroffenen Roma-Siedlung haben die Bewohner kein fließenes Wasser in den Wohnungen. Sie müssen sich deshalb an den Hydranten und Brunnen auf der Straße mit Wasser versorgen. Doch gab es dort auf Anordnung der Stadt an diesem Wochenende teils gar kein Wasser, teils nur in sehr dünnem Strahl. In Ungarn stiegen die Temperaturen am Wochenende auf 37 Grad im Schatten, die Hitzewelle soll laut Prognosen weiter andauern.
Ungarns linke Oppositionsparteien protestierten gegen die Maßnahme der Stadtverwaltung. Diese sei nicht nur unmenschlich, sondern auch rechtswidrig und gefährlich für die Gesundheit im ganzen Ort, sagten Vertreter des linksliberalen Oppositionsbündnisses Együtt-PM. Die Regierungsgegner verwies auch darauf, dass Ózd von der Schweizer Regierung 1,5 Milliarden Forint (etwa fünf Millionen Euro) geschenkt bekommen habe, speziell um die Wasserversorgung im Roma-Viertel einzurichten.
Unterdessen wird in Budapest die Urteilsverkündung in einem Fall erwartet, bei dem es um eine rassistisch motivierte Mordserie geht. Bei Anschlägen wurden sechs Roma getötet, darunter ein fünfjähriges Kind. Zehn weitere Opfer wurden schwer verletzt. Vor Gericht stehen drei Hauptangeklagte und ein Komplize. Bei ihren neun Anschlägen in den Jahren 2008 und 2009 hatten sie laut Anklageschrift insgesamt 80 Gewehrschüsse abgegeben und Dutzende Molotow-Cocktails auf von Roma bewohnte Häuser geworfen.