Unfall:Zugunglück bei Bad Aibling

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Mindestens zehn Menschen sterben, etwa 80 werden verletzt, als zwei Regionalbahnen bei Bad Aibling frontal zusammenprallen.

Von Daniela Kuhr, München

Die Ursache für das schwere Zugunglück mit zehn Toten in Bayern scheint nach ersten Ermittlungen "menschliches Versagen" zu sein. Das erfuhr die Süddeutsche Zeitung am Dienstagabend aus einer zuverlässigen Quelle. Demnach verdichteten sich die Hinweise, dass Fehlverhalten des Fahrdienstleiters zum Zusammenprall der zwei Regionalzüge in Bad Aibling geführt habe, hieß es. Fahrdienstleiter sichern von einem Stellwerk aus die von den Zügen zu befahrenden Teilstrecken. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt sprach von "einem der größten Unglücke der vergangenen Jahre".

Am Dienstagmorgen gegen 6.40 Uhr waren in Oberbayern auf einer eingleisigen Strecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim zwei Nahverkehrszüge frontal zusammengestoßen. Zu dem Zeitpunkt befanden sich etwa 100 Fahrgäste in den Meridian-Zügen, die von der Bayerischen Oberlandbahn betrieben werden, einem Konkurrenten der Deutschen Bahn. Die Wagen verkeilten sich, ein Zug entgleiste und mehrere Waggons stürzten um. Bislang zehn Menschen starben, darunter auch die beiden Lokführer. 18 Menschen wurden schwer verletzt, weitere 63 leicht.

Da die Unglücksstelle in einer Kurve liegt und von Bäumen umgeben ist, müsse "man davon ausgehen, dass die beiden Zugführer keinen Sichtkontakt hatten und ungebremst ineinandergerast sind", sagte Dobrindt. An der Stelle können Züge mit etwa 100 Kilometern pro Stunde fahren. Bis in den Nachmittag waren Rettungskräfte beschäftigt, Tote und Verletzte zu bergen. Teils ging das nur per Hubschrauber, die Unglücksstelle liegt an einem schwer zugänglichen Abhang neben einem Seitenarm der Mangfall. Im Fokus der Ermittler standen zunächst drei Blackboxen. Zudem untersuchten sie das Sicherungssystem "Punktförmige Zugbeeinflussung" (PZB), mit dem der eingleisige Streckenabschnitt ausgestattet ist. Dieses System ist dazu da, derartige Zusammenstöße zu verhindern. Es löst normalerweise durch Magnete im Gleisbett eine automatische Zwangsbremsung aus, wenn ein Zug ein rotes Haltesignal überfahren hat. Das System sei erst vergangene Woche überprüft worden, ohne dass es Probleme gegeben habe, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn. Das Unternehmen betreibt das Schienennetz in Deutschland und ist auch für die Stellwerke zuständig. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich bestürzt und drückte den Angehörigen sowie den Opfern ihr Mitgefühl aus. "Ich vertraue darauf, dass die zuständigen Behörden alles daransetzen werden aufzuklären, wie es zu diesem Unglück kommen konnte", sagte sie. Die CDU sagte am Dienstagabend "aus Respekt vor den Opfern und zahlreichen Verletzten" eine geplante Veranstaltung mit Angela Merkel beim Politischen Aschermittwoch in Mecklenburg-Vorpommern ab. In Bayern sagten erst CSU und SPD, dann weitere Parteien den Politischen Aschermittwoch ab, die SPD verzichtet auch auf ihre Veranstaltung mit Sigmar Gabriel in Mainz. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer sprach von einer "Tragödie für unser ganzes Land, die uns mit Trauer und Entsetzen füllt".

© SZ vom 10.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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