UN-Vollversammlung:Schimpf und Schwefel

Von Chruschtschows legendärer Schuh-Einlage bis zu Chavez' Teufelsvergleich: Die Vollversammlung der Vereinten Nationen erlebte schon viele Eklats und Skandale.

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Mahmud Ahmadinedschad, dpa

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Eklats vor der UN-Vollversammlung haben beinahe schon Tradition. Immer wieder kam es in der langen Geschichte der Vereinten Nationen zu skandalträchtigen Auftritten.

Den jüngsten hat Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad zu verantworten. Er bot zwar der Welt den Dialog an - nutzte die Weltbühne aber auch, um Israel scharf anzugreifen. Er nahm den Namen des Staates nie in den Mund, sondern sprach nur vom "zionistischen Regime" und warf ihm "unmenschliche Politik" gegenüber den Palästinensern vor. Diese seien Opfer von "Völkermord". Das Regime habe im Winter im Gazastreifen einen "barbarischen Krieg" zu verantworten, sagte Ahmadinedschad. Viele Delegationen - darunter auch die deutsche - hatten unter Protest den Saal verlassen.

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Benjamin Netanjahu; dpa

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Ahmadinedschads Vorwürfe ließ Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu nicht unkommentiert stehen: In einer scharfen Attacke warf er den UN mangelnden Anstand vor: "Wollen Sie an der Seite Israels stehen oder an der Seite von Terroristen? Haben Sie keine Scham?" Netanjahu hielt während seiner Rede einen Plan des NS-Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau hoch, in dem eine Million Menschen dem Naziterror zum Opfer gefallen waren. "Sind diese Pläne eine Lüge?", geiferte Netanjahu in New York.

Vor dem Eklat mit Ahmadinedschad hatte bereits ein anderer Regierungschef für Proteste überwiegend bei den westlichen Delegationen gesorgt.

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Gaddafi, Reuters

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Auftritt Muammar el Gaddafi: Der Libyer hielt eine wirre Rede und beklagte den "kapitalistischen Niedergang". Dann folgten Szenen, die später um die Welt gehen sollten. Er hielt die UN-Charta in den Händen und redete sich in Rage. "In der Präambel heißt es, dass alle Staaten gleich sind, ob groß oder klein", sagte er. Doch das sei eine Lüge. Die Mächte des Sicherheitsrats beherrschten die Völkergemeinschaft. Eine Diktatur sei das, zürnte der Diktator, während der das Deckblatt der Charta zerriss. "Er sollte nicht Sicherheitsrat heißen, er sollte Terrorrat heißen." Von Terror ganz anderer Art sprach ein anderer polarisierender Staatsmann drei Jahre zuvor ...

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Hugo Chavez, AFP

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... Venezuelas Präsident Hugo Chávez . Er machte seinem Ärger über den damaligen US-Präsidenten George W. Bush Luft, als er am 20. September 2006 einen ungeheuerlichen Vergleich zog. "Der Teufel war gestern hier", sagte Chávez in Anspielung auf den Auftritt Bushs tags zuvor. "Und es riecht hier immer noch nach Schwefel." Bush sei hergekommen und habe geredet, "als ob ihm die Welt gehöre". Das System der Vereinten Nationen sei undemokratisch, ereiferte sich Chávez weiter. Im Zentrum seiner Kritik: das Vetorecht der Amerikaner im Sicherheitsrat. Die US-Delegation blieb der Rede des Venezolaners fern. Lediglich ein Protokollant war anwesend. Dies sei bei Ansprachen "von solchen Regierungen" üblich, sagte der damalige UN-Botschafter der USA, John Bolton. Während bei Chávez' haarsträubendem Vergleich mitunter auch Gelächter zu hören war, erlebte die Vollversammlung im Jahr 1975 einen ihrer dunkelsten Momente.

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Hugo Chávez, AFP

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In diesem Jahr schraubte Chávez seine Kritik an den USA jedoch zurück: "Es riecht nicht nach Schwefel. Es ist weg. Es riecht nach etwas anderem. Es riecht nach Hoffnung", sagte der venezolanische Präsident in seiner Rede. Barack Obama warf er zwar vor, viele schöne Versprechungen zu machen und sie nicht umzusetzen, aber allzu hart wollte er den neuen Mann in Washington jedoch nicht angehen. "Ich will ihn nicht persönlich angreifen", sagte Chávez später auf einer Pressekonferenz.

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Amin, AP

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Der Diktator Ugandas und "Schlächter von Kampala", Idi Amin, forderte in seiner Ansprache am 1. Oktober nicht nur den Ausschluss Israels von den Vereinten Nationen, sondern die Auslöschung Israels als Staat und die Wiederherstellung der territorialen Integrität Palästinas. Idi Amin, gekleidet in eine ordengeschmückte Uniform, sprach einige einleitende Worte in seiner Muttersprache, ehe er den Rest der Rede auf Englisch von seinem UN-Botschafter verlesen ließ.

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Arafat, AFP

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Jassir Arafat hatte sich ein Jahr zuvor auch für die Gründung eines palästinensischen Staates ausgesprochen. Seine Rede am 13. November 1974 war aber nicht so martialisch, wie sein Äußeres - umgeschnalltes Pistolenhalfter, Kufija und Freischärlerjacke - vermuten ließ. Er bezeichnete sich als Mann, der "einen Ölzweig und die Waffe des Freiheitskämpfers" in der Hand halte. Die Vorstellung habe auf ihn so gewirkt, als ob der Gangsterboss Al Capone vor dem Obersten Gericht der USA über Moral und Anstand dozieren würde, urteilte damals ein israelischer Diplomat über den Auftritt Arafats.

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Chruschtschow, dpa

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Einen weiteren denkwürdigen Auftritt hatte Kremlchef Nikita Chruschtschow im Jahre 1960 hingelegt: die legendäre Schuh-Einlage. Am 12. Oktober verlangte Chruschtschow, das Plenum solle über die Unabhängigkeit von Kolonialländern diskutieren. Als daraufhin die Frage nach der Unabhängigkeit der osteuropäischen Völker gestellt wurde, begann Chruschtschow zunächst, lautstark mit der Faust auf sein Pult zu schlagen. Doch das reichte ihm nicht. Er ließ seiner Wut freien Lauf und hämmerte heftig mit einem Schuh auf die Tischplatte. Der fassungslose Präsident der Vollversammlung zerbrach daraufhin seinen Hammer, als er Chruschtschow zur Ordnung rufen wollte.

Foto: dpa, Text: gba

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