UN-Vollversammlung:Ahmadinedschad geifert gegen Israel

Lesezeit: 2 min

Vor den Vereinten Nationen hat Irans Präsident Dialogbereitschaft signalisiert - und Israel des Völkermords bezichtigt. Mehrere Delegationen verließen den Saal, auch die deutsche.

Bei seiner Rede vor der UN-Generalversammlung hat Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad der Welt den Dialog angeboten; zugleich nutzte er den Auftritt, um Israel erneut scharf anzugreifen. Mehrere Delegationen - darunter die deutsche - verließen den Saal.

Irans Präsident Mahmud Ahmadineschad vor der UN-Generalversammlung. (Foto: Foto: AP)

Ahmadinedschad hat sich offen für Dialog gezeigt. Der Iran sei bereit, jede Hand zu schütteln, die "uns ehrlich ausgestreckt wird", sagte Ahmadinedschad vor der UN-Vollversammlung in New York. US-Präsident Barack Obama hat die Metapher der ausgestreckten Hand mehrfach benutzt, um seine Bereitschaft zu einem Dialog mit dem Iran zu unterstreichen.

Beschuldigungen an die westliche Welt

Bei allen versöhnlichen Tönen griff er dennoch die USA an und beschuldigte "ausländische Mächte" mit Verweis auf die Kriege im Irak und Afghanistan, "Krieg, Blutvergießen, Aggression, Terror und Einschüchterung" zu verbreiten. Zudem verurteilte er den Kapitalismus in seiner Reinform, weil dieser laut dem Präsidenten die Entwicklungsländer unterdrücke.

Laut New York Times protestierten Tausende Menschen, darunter viele Exil-Iraner, gegen Ahmadinedschad, der im Juni in einer umstrittenen Wahl im Amt bestätigt wurde.

Irans Präsident griff in seiner Rede erneut Israel scharf an, wobei er das Land nie beim Namen nannte, sondern nur vom "zionistischen Regime" sprach. Er warf Israel unter anderem "unmenschliche Politik" gegenüber den Palästinensern vor. Diese seien Opfer von "Völkermord". Israel habe im Winter im Gazastreifen einen "barbarischen Krieg" zu verantworten, sagte Ahmadinedschad.

Auf dem Podium der Generalversammlung erging sich Ahmadinedschad auch in antisemitischen Verschwörungstheorien: In offensichtlicher Anspielung auf das jüdische Volk sagte er, es sei nicht hinnehmbar, dass eine "kleine Minderheit durch ihre komplizierten Verstrickungen die Politik, Wirtschaft und Kultur in großen Teilen der Welt dominiert, eine neue Form der Sklaverei errichtet und den Ruf anderer Nationen schädigt, sogar den europäischer Nationen und der USA, um ihre rassistischen Ziele zu erreichen", sagte der iranische Präsident.

Aus Protest gegen die Rede verließen mehrere Delegationen den Saal. Neben den USA taten dies auch mehrere europäische Gesandschaften, unter ihnen die deutsche Delegation. "Es ist enttäuschend, dass Herr Ahmadinedschad einmal mehr hasserfüllte, beleidigende und antisemitische Rhetorik gewählt hat", erklärte der Sprecher der US-Mission bei den Vereinten Nationen, Mark Kornblau. Auch die Delegationen Großbritanniens, Argentiniens und Australiens verließen den Saal.

Die israelische Delegation hatte die Rede Ahmadinedschad von vornherein boykottiert und war zu ihrem Beginn nicht mehr im Saal.

Den Holocaust leugnete Ahmadinedschad während seiner Attacken gegen Juden und Israel nicht. Erst vergangene Woche hatte er bei einer Kundgebung in Iran den Völkermord der Nazis an den Juden als Lüge bezeichnet.

Das umstrittene Atomprogramm Irans kam in Ahmadinedschads Rede nicht vor. Lediglich einmal spielte er darauf an: Sein Land wolle sich für den Weltfrieden einsetzen. Gleichzeitig verteidige Iran aber auch seine legitimen Rechte.

Vor Ahmadinedschads Auftritt hatten bereits Libyens Präsident Muammar al-Gaddafi und US-Präsident Barack Obama vor der Generalversammlung gesprochen.

© AP/AFP/jab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

UN-Vollversammlung
:Schimpf und Schwefel

Von Chruschtschows legendärer Schuh-Einlage bis zu Chavez' Teufelsvergleich: Die Vollversammlung der Vereinten Nationen erlebte schon viele Eklats und Skandale.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: