Diplomatie:Treffen der Außenminister von USA und Frankreich geplatzt

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US-Außenminister Antony Blinken. Sein französischer Kollege Jean-Yves Le Drian hatte plötzlich keine Zeit mehr, sich mit ihm an einen Tisch zu setzen. (Foto: Kena Betancur/dpa)

Die beiden Politiker sollten am Rande der UN-Vollversammlung in New York aufeinandertreffen. Die französische Seite ist irritiert über ein Sicherheitsabkommen, das die USA, Großbritannien und Australien kürzlich abgeschlossen haben.

Wegen des Streits um einen neuen Sicherheitspakt im Indopazifik ist ein Außenministertreffen der USA mit Frankreich, Großbritannien und Deutschland am Rande der UN-Generalversammlung in New York geplatzt. Außenminister Heiko Maas bestätigte am Dienstag auf Nachfrage, dass die französische Seite auf ihre Teilnahme an dem ursprünglich für Mittwoch geplanten sogenannten Quad-Treffen verzichtet habe. Grund sei, "dass es Verstimmung gibt auf der französischen Seite, die ich gut nachvollziehen kann, und dass dort einige Dinge erst wieder geradegerückt werden müssen, bevor man sich in einem solchen Format zusammensetzt". Das Treffen sei aber nicht ganz abgesagt, sondern "nur verschoben".

Aus dem US-Außenministerium hieß es dagegen, Terminschwierigkeiten seien der Grund für die Planänderung. Die Terminpläne seien dynamisch, es müsse sich daher zeigen, ob ein Treffen in diesem Format im Laufe der Woche noch stattfinden werde oder nötig sei, sagte eine ranghohe Mitarbeiterin des Ministeriums am Dienstag. Sie erwarte aber, dass US-Außenminister Antony Blinken und sein französischer Kollege Jean-Yves Le Drian im Laufe der Woche noch die Chance hätten, sich auszutauschen.

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Auch Maas kritisierte die neue Sicherheitsallianz mit deutlichen Worten. "Was dort entschieden worden ist und die Art und Weise, wie diese Entscheidung zustande gekommen ist, ist irritierend. Und es ist ernüchternd nicht nur für Frankreich", sagte der SPD-Politiker in New York.

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