UN und das Massaker von Srebrenica:Späte Sühne

Blauhelme für das Massaker in Bosnien-Herzegowina mitverantwortlich zu machen, ist juristisch eine Genugtuung. Aber auch bedenklich.

Ein Kommentar von Stefan Ulrich

In einer idealen Welt wären die Hauptverantwortlichen für den Völkermord von Srebrenica schon lange abgeurteilt. Und in einer idealen Welt hätten die Angehörigen der muslimischen Opfer längst Schadenersatz bekommen, weil die Vereinten Nationen beim Schutz der Schutzzone Srebrenica versagten.

Doch die Welt ist nicht ideal. Daher verhandelt das Haager Jugoslawientribunal 19 Jahren nach dem Genozid noch immer über die Serbenführer Radovan Karadžić und Ratko Mladić. Und die Opferangehörigen erhielten bislang keine Entschädigung für die unfassbaren Verbrechen.

Jetzt scheint endlich Hoffnung aus Den Haag zu kommen. Ein niederländisches Zivilgericht urteilte dort: Wenn schon die Vereinten Nationen rechtlich nicht zu packen sind, dann sollen wenigstens die Niederlande haften, die die überforderten Blauhelme in die Schutzzone Srebrenica entsandt hatten.

Nicht ideale UN

Den Opfern ist diese späte Genugtuung sehr zu gönnen. Dennoch sind die Folgen des Urteils bedenklich. Friedenssoldaten für internationale Missionen werden immer wieder händeringend gesucht. Staaten, die solche Soldaten entsenden könnten, werden jedoch entmutigt, wenn sie für das Scheitern dieser Einsätze haften müssen.

Idealerweise sollte ein UN-Gericht eingerichtet werden, bei dem die Vereinten Nationen für misslungene Missionen belangt werden könnten. Doch auch die UN sind leider nicht ideal.

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