UN-Tribunal zu Srebrenica:Mladic verweigert Aussage für Karadzic

UN-Tribunal zu Srebrenica: Schmähte das Gericht als "satanisch": Ex-General Ratko Mladic.

Schmähte das Gericht als "satanisch": Ex-General Ratko Mladic.

(Foto: AP)

Der ehemalige bosnische Serbenführer Karadzic und der frühere General Mladic gelten als Hauptschuldige für den Massenmord von Srebrenica im Jahr 1995. Nun standen die beiden gemeinsam vor dem UN-Tribunal in Den Haag. Ein bizarrer Auftritt.

Fast 19 Jahre nach dem Völkermord von Srebrenica sind erstmals die beiden mutmaßlichen Hauptschuldigen, der ehemalige bosnische Serbenführer Radovan Karadzic und frühere General Ratko Mladic, gemeinsam vor ihren Richtern erschienen. Der 71-jährige Mladic lehnte es allerdings ab, als Zeuge für seinen früheren Weggefährten Karadzic vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag auszusagen.

Karadzic und Mladic sind in getrennten Prozessen unter anderem für den Völkermord in Srebrenica angeklagt. Unter Führung von Mladic hatten serbische Einheiten 1995 die damalige UN-Schutzzone im Osten von Bosnien-Herzegowina erobert und anschließend etwa 8000 muslimische Jungen und Männer ermordet. Es war der größte Völkermord in Europa nach Ende des Zweiten Weltkrieges.

Mladic hatte zunächst unter Protest einer Aussage zugestimmt. Allerdings habe er seine dritten Zähne im Gefängnis vergessen. "Ich bitte die Sicherheitsbeamten, meine Zähne zu holen, damit ich besser reden kann", sagte er grinsend. Nach einer kurzen Pause, in der sein Gebiss aus dem Gefängnis geholt wurde, verweigerte er dann doch die Aussage.

Mladic spricht von einem "satanischen Gericht"

Der 68-jährige Karadzic und frühere Präsident der bosnischen Serbenrepublik hatte Mladic als Zeugen aufgerufen. "General, haben Sie mich informiert, schriftlich oder mündlich, dass Personen in Srebrenica getötet werden sollten?" fragte Karadzic, der sich in seinem seit 2009 laufenden Prozess selbst verteidigt.

Mladic lehnte eine Antwort ab. "Ich verweigere die Aussage, weil dies meiner Gesundheit schaden und meine Rechte als Angeklagter gefährden könnte", sagte er. Stattdessen wollte er eine persönliche Erklärung vorlesen. "Es sind nur sieben Seiten." Der Vorsitzende Richter O-Gon Kwon lehnte dies jedoch ab.

Während der knapp einstündigen Sitzung zeigte sich Mladic gut gelaunt, aber auch kämpferisch. "Das Tribunal ist eine Nato-Schöpfung, es ist ein satanisches Gericht", rief der Ex-Militär, der nach Jahren im Untergrund erst 2011 festgenommen worden war. "Ich verteidige mich nicht. Sie verteidigen sich nicht", sagte er zu Karadzic. "Wir verteidigen nur unser Volk."

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