Süddeutsche Zeitung

UN-Konferenz:Gewalt gegen Frauen muss ein Ende haben

Die Entscheidung kam in letzter Minute: Die UN-Frauenkonferenz hat sich auf eine Erklärung geeinigt. Staaten sollen in Zukunft die Rechte von Frauen genauso schützen wie die von Männern. Am heftigsten wehrten sich die Muslimbrüder aus Ägypten gegen das Papier.

Trotz Bedenken muslimischer Staaten und des Vatikan hat sich die UN-Frauenkonferenz in letzter Minute auf ein Abschlusspapier geeinigt. Die mehr als 2000 Vertreter von fast 200 Regierungen verabschiedeten in New York eine Erklärung, die die Pflicht der Staaten festschreibt, die Rechte von Frauen und Mädchen genauso zu schützen, wie die von Männern und Jungen.

In der Erklärung wird Gewalt gegen Frauen und Mädchen verurteilt, zudem soll die Aufmerksamkeit erhöht und Maßnahmen zum Schutz vor Gewalt ausgebaut werden. Die sexuelle Selbstbestimmung aller Menschen wurde ebenso festgehalten wie das Recht auf gynäkologische Versorgung. Man verständigte sich darauf, künftig von einem "Femizid" zu sprechen, wenn Frauen allein wegen ihres Geschlechts ermordet werden.

"Die Menschen weltweit haben von uns erwartet, dass wir aktiv werden. Ja, wir haben es geschafft", sagte die frühere chilenische Präsidentin und Vorsitzende der Frauenorganisation UN Women, Michelle Bachelet. Danach hatte es zunächst nicht ausgesehen.

"Unislamische" Erklärung

Neben Ägypten und dem Vatikan hatten Iran, Saudi-Arabien, Katar, Libyen, Nigeria, Sudan und Honduras Vorbehalte gegen die Erklärung. Die ägyptische Muslimbruderschaft nannte die Erklärung "unislamisch" und warnte davor, dass sie zur "völligen Zersetzung der Gesellschaft" führen werde.

Am Ende standen die islamischen Staaten der Verabschiedung des 18-seitigen Dokuments nicht im Weg. Sie gaben in letzter Minute ihren Widerstand gegen eine Formulierung auf, wonach Gewalt gegen Frauen nicht durch Sitten, Traditionen oder religiöse Ansichten gerechtfertigt werden kann. Auf der anderen Seite gaben westliche Staaten, allen voran die Skandinavier, ihre Forderungen nach der Aufnahme des Rechts auf Homosexualität und sexueller Gesundheit auf.

Shannen Kowalski, Direktorin der Internationalen Frauen-Gesundheits-Koalition, begrüßte die Einigung, bedauerte aber, dass in Fragen der Homosexualität Kompromisse notwendig waren. Es hätte auch spezifisch die Gewalt gegen Lesben und Transsexuelle berücksichtigt werden müssen, kritisierte Kowalski.

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