Klimakrise:Offener Brief an UN: Klimagipfel soll nicht mehr an Öl-Staaten vergeben werden

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Teilnehmer kommen beim UN-Klimagipfel COP29 in Baku in Aserbaidschan an. (Foto: ALEXANDER NEMENOV/AFP)

Wenn Länder die beschlossene Abkehr von Kohle, Öl und Gas nicht unterstützen, sollen sie als Gastgeber ausgeschlossen werden, fordern mehrere Umweltschützer. Für Aufmerksamkeit sorgt auch die hohe Zahl an Lobbyisten bei der Konferenz in Aserbaidschan.

Die Weltklimakonferenz berät über die Eindämmung der Erderwärmung – nach einer Datenanalyse sind dabei mindestens 1773 Lobbyisten der Öl-, Gas- und Kohleindustrie ganz offiziell beim UN-Treffen in Aserbaidschan akkreditiert. Das gab das Netzwerk „Kick Big Polluters Out“ in Baku bekannt, die unter anderem von den Organisationen Transparency International, Global Witness, Greenpeace und dem Climate Action Network getragen wird.

Ausgewertet wurden öffentlich zugängliche Daten des UN-Klimasekretariats UNFCCC. Der Analyse zufolge haben die Lobbyisten mehr Zugangspässe erhalten als alle Delegationen der zehn durch die Erderwärmung verwundbarsten Staaten zusammen. Nnimmo Bassey von Kick Big Polluters Out sagte: „Der Einfluss der Lobby für fossile Brennstoffe auf die Klimaverhandlungen ist wie eine giftige Schlange, die sich um die Zukunft unseres Planeten windet.“ Es gelte, ihre „Täuschungen aufzudecken“ und entschlossen gegenzusteuern, um ihren Einfluss zu beseitigen.

Die Verbrennung von Öl, Gas und Kohle setzt das klimaschädliche Treibhausgas Kohlendioxid frei, das den Planeten gefährlich aufheizt. Auf der letztjährigen Klimakonferenz in Dubai haben sich alle 200 Staaten auf eine Abkehr von diesen fossilen Brennstoffen geeinigt.

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In Dubai waren der damaligen Analyse zufolge sogar mehr als 2450 Fossil-Lobbyisten akkreditiert – ein Rekord. Davor, in Ägypten, waren es 636. Eine Erklärung könnte auch die schwankende Gesamtzahl der Teilnehmer sein: In diesem Jahr liegt sie in Baku den Angaben zufolge mit gut 52 000 deutlich unter der von Dubai mit etwa 97 000 Teilnehmern.

Durch anhaltenden Druck durch die Zivilgesellschaft waren in Dubai erstmals alle Teilnehmer von den Vereinten Nationen dazu verpflichtet worden, offenzulegen, wen sie vertreten. Dadurch wurden den Aktivisten zufolge viele Lobbyisten „entlarvt“, die wahrscheinlich inkognito als Teil von Delegationen oder Wirtschaftsverbänden an früheren Konferenzen teilgenommen hatten. Die alljährliche, zweiwöchige UN-Klimakonferenz endet planmäßig am 22. November.

Appell an UN: Klimagipfel nicht mehr an Öl-Staaten vergeben

Druck auf die Vereinten Nationen entsteht gerade auch, weil vermehrt der Appell laut wird, dass die UN ihren Auswahlprozess der Gastgeber für Klimagipfel verändern müsse. Der diesjährige Gipfel findet in Aserbaidschan statt, einem Land, das seine Exportwirtschaft zu 90 Prozent auf Öl und Gas stützt. In den beiden Vorjahren fanden die Gipfel ebenfalls in zwei Staaten statt, die stark von Öl und Gas abhängen: den Vereinigten Arabischen Emiraten und Ägypten. Umweltschützer und Wissenschaftler äußern daher Zweifel an einer glaubwürdigen Verhandlungsführung.

In einem offenen Brief an UN-Klimachef Simon Stiell heißt es, die UN müssten strenge Zulassungskriterien anwenden, um Länder als Gastgeber auszuschließen, die die beschlossene Abkehr von Kohle, Öl und Gas nicht unterstützen. Hintergrund ist unter anderem eine Rede des aserbaidschanischen Staatschefs Ilham Alijew auf der COP29, in der er die klimaschädlichen Energieträger Öl und Gas als „Geschenk Gottes“ pries. Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem Sandrine Dixson-Declève, globale Botschafterin des Club of Rome, Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung sowie der ehemalige UN-Generalsekretär Ban Ki-moon.

Sie warnten, dass die Erderhitzung auch nach inzwischen 28 jährlichen Klimakonferenzen nicht gestoppt sei – vielmehr sei eine Erwärmung auf mehr als 2,9 Grad bis 2100 nicht mehr ausgeschlossen. Ihre Schlussfolgerung: Es brauche Mechanismen, um die Länder zur Rechenschaft zu ziehen, wenn sie Klimaziele und -verpflichtungen missachten. Auch brauche es „kleinere, häufigere und lösungsorientierte Treffen“. Ebenso müsse der Zugang beschränkt werden: Das Ungleichgewicht zeige sich an ebenjener unverhältnismäßig hohen Beteiligung von Öl- und Gas-Lobbyisten, gerade im Vergleich zu Vertretern indigener Gemeinschaften oder von der Klimakrise gefährdeter Nationen.

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