UN-Bericht zu Syrien:Bürgerkrieg zerstört Weltkulturerbe

Syrien Satellitenbilder UNITAR Syria

Die Innenstadt von Aleppo: Mit Hilfe von Satellitenaufnahmen verdeutlichen die Vereinten Nationen das Ausmaß der Schäden. (Quelle: US Department of State, Humanitarian Information Unit, NextView License (DigitalGlobe)

(Foto: UNITAR)
  • Im knapp vier Jahre dauernden syrischen Bürgerkrieg sind 300 teils einmalige Kulturstätten stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Das teilte das UN-Forschungsinstitut Unitar in einem Bericht mit.
  • Unter den betroffenen Denkmälern sind Weltkulturerbe-Stätten wie der 7000 Jahre alte Stadtkern von Aleppo oder die Kreuzfahrerburg "Krak des Chevaliers".
  • Unitar hat für die Analyse Satellitenaufnahmen von 18 Regionen in dem Bürgerkriegsland Syrien ausgewertet.

Satellitenbilder offenbaren Schäden an fast 300 Kulturstätten

Durch den Bürgerkrieg in Syrien sind einem Bericht der Vereinten Nationen zufolge fast 300 Kulturstätten des Landes beschädigt, geplündert oder gänzlich zerstört worden. Uralte Kulturstädte wie Aleppo, Damaskus oder Raka sowie die römische Ausgrabungsstätte Palmyra oder die Kreuzfahrerfestung "Krak des Chevaliers" hätten "bedeutende Schäden" erlitten, erklärte das UN-Institut für Ausbildung und Forschung (Unitar) nach der Auswertung von Satellitenbildern aus 18 Regionen des Landes. Der "Krak des Chevaliers" war ein Zentrum des Johanniterordens und steht seit 2006 auf der Welterbeliste der Unesco. In eindrucksvollen Schiebebildern der Aufnahmen zeigt Unitar das Ausmaß der Schäden - in der Innenstadt von Aleppo tun sich regelrechte Krater auf.

24 Stätten fast vollständig zerstört

Bei der Analyse wurden an 290 Kultur- und Ausgrabungsstätten Schäden festgestellt. 24 Stätten wurden demnach ganz zerstört, 104 erheblich beschädigt und 84 teilweise in Mitleidenschaft gezogen. 77 weitere erlitten wahrscheinlich ebenfalls Schäden. "Diese Analyse gibt ein alarmierendes Zeugnis der Verwüstungen, die weiterhin das kulturelle Erbe Syrien treffen", erklärte Unitar. Die nationalen und internationalen Bemühungen müssten verstärkt werden, um einen möglichst großen Teil des bedeutenden Erbes der Menschheit in Syrien zu retten.

Die sechs Weltkulturerbe-Stätten Damaskus, Palmyra, Bosra, die Altstadt von Aleppo, die Toten Städte in Nordsyrien und Krak des Chevaliers wurden im Sommer 2013 von der Unesco auf die Liste des bedrohten Kulturerbes gesetzt. Besonders in der heftig umkämpften Altstadt von Aleppo gab es erhebliche Schäden, etwa in der Freitagsmoschee, wo das Minarett einstürzte. Satellitenbilder der antiken römischen Stadt Palmyra zeigten auch dort Schäden. So wurde etwa eine Straße durch ein Gebiet mit antiken Grabstätten gebaut.

"Traurig für Syrien und die Welt"

"Was sich in Syrien abspielt, ist traurig für Syrien und die Welt. Die Menschheit ist dabei, tausende Jahre ihres Erbes zu verlieren", sagte der Direktor des UN-Satellitenprogramms, Einar Bjorgo. Vielleicht könne einiges wiederaufgebaut werden, doch was geplündert worden sei, sei auf Dauer verloren. Vor dem Hintergrund der Zerstörungen in Syrien und dem Irak hatte das Auswärtige Amt Mitte Dezember eine internationale Tagung ausgerichtet, um über Maßnahmen gegen Raubgrabungen und den illegalen Handel mit Kulturgütern zu diskutieren.

Der Bürgerkrieg in Syrien dauert nun seit fast vier Jahren. Etwa 200 000 Menschen sind ums Leben gekommen, 3,7 Millionen Syrer leben als Flüchtlinge unter anderem im Libanon, der Türkei oder Jordanien. Elf Millionen sind innerhalb ihres eigenen Landes auf der Flucht.

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