Süddeutsche Zeitung

UN-Bericht:Proteste in Syrien kosten mehr als 3500 Menschen das Leben

Nach außen demonstriert Syriens Machthaber Baschar al-Assad Einsicht. Doch im Land gehen Regierungstruppen weiter mit brutaler Gewalt gegen Regimegegner vor. Allein am Wochenende starben 19 Demonstranten. Insgesamt sollen laut UN bisher mindestens 3500 Menschen bei den Protesten getötet worden sein - nach vorsichtigen Schätzungen.

Über ihm strahlt die Sonne, zu seinen Füßen jubeln die Anhänger - der Machthaber lächelt und winkt. Baschar al-Assad hat die Gunst seines zürnenden Volkes wiedergewonnen, sollen die jüngsten offiziellen Bilder des syrischen Machthabers offensichtlich vermitteln. Seit Monaten begehrt das Volk gegen seinen Präsidenten auf - in der vergangenen Woche hat Assad erstmals Minimalzugeständnisse gemacht: Mehr als 500 politische Gefangene, die bei Anti-Regierungs-Demonstrationen verhaftet worden waren, seien freigelassen worden, meldeten staatliche Medien.

Die Freilassungen sind Teil eines Plans der Arabischen Liga, um die Gewalt in Syrien zu beenden. Die Regierung hat dem Plan zwar zugestimmt, doch die vermeintliche Einsicht dient offensichtlich nur der Imagekorrektur: Im Land selbst geht das Blutvergießen weiter. Allein am vergangenen Wochenende wurden bei Ausschreitungen während des muslimischen Opferfestes Eid al-Adha 19 Menschen getötet.

Verbot für Journalisten

Nach jüngsten Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR sind bislang mindestens 3500 Menschen bei den Protesten gegen das Regime ums Leben gekommen. Eine UNHCR-Sprecherin sagte in Genf, es handele sich dabei um eine vorsichtige Schätzung, die auf glaubwürdigen Quellen vor Ort beruhe. Die syrische Regierung hat das Land für ausländische Journalisten weitgehend abgeriegelt. Immer wieder erscheinen jedoch Amateur-Videos im Internet, die das brutale Vorgehen der Regierungstruppen gegen Regimekritiker dokumentieren.

Angesichts der anhaltenden Gewalt hat Bundesaußenminister Guido Westerwelle der syrischen Führung mit weiteren Sanktionen gedroht: "Im Zusammenwirken mit der Arabischen Liga werden wir den Druck weiter erhöhen, wenn das Assad-Regime nicht die Gewalt gegen das eigene Volk einstellt", sagte der FDP-Politiker dem Hamburger Abendblatt.

Zugleich lobte der Minister die bisherigen Schritte der Staatengemeinschaft gegen Syrien. Die internationale Isolierung des syrischen Regimes schreite voran. Westerwelle wandte sich jedoch erneut gegen eine militärische Intervention der Nato in Syrien.

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