UN-Armutsbericht:Nur mit Hilfe

Auch wenn alle die Krise spüren: Die Armen leiden am meisten.

Von Andrea Bachstein

Drei Dollar und zwanzig Cent, wer noch weniger hat pro Tag als diese winzige Summe, ist arm, so hat es die Weltbank definiert. 176 Millionen weitere Menschen könnten infolge der Corona-Pandemie unter diese Grenze fallen, hat nun ein Armutsexperte für die Vereinten Nationen prognostiziert. Seine schlechte Nachricht ergänzt nur andere: Die schlimmste Weltrezession seit 1932 droht, der Verlust von 400 Millionen Arbeitsplätzen.

Schon vor Corona war klar: Trotz riesiger Fortschritte wird das Millenniumsziel der UN, Armut bis 2030 auszurotten, nicht erreicht. Erstmals seit 1998 wird nun der Anteil der Armen weltweit wieder steigen, auch der extrem Armen, die weniger als 1,90 Dollar am Tag haben. Fachleute gehen davon aus, dass doppelt so viele Menschen hungern werden. Nicht zu vergessen, dass die Hälfte der Armen 660 000 Millionen Kinder sind. Zudem definieren nicht nur Geldbeträge Armut, sondern auch etwa Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung, Schutz vor Ausbeutung. Die reichen Staaten werden wegen Corona ebenfalls weniger haben, und ihre Rolle als große internationale Geber wird mühsamer, weil sie ihren eigenen wankenden Wirtschaften und mehr bedürftigen Bürgern helfen müssen.

Trotzdem: Wächst die Not der Ärmsten dieser Welt, wächst auch die moralische Pflicht, ihnen zu helfen. Zumal diese Hilfe immer auch eine Investition ist, die Armutsmigration bremst und das Risiko bewaffneter Konflikte mindern kann. Auch das ist wegen Corona derzeit steigend.

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