Klimapolitik:Umweltbundesamt empfiehlt höhere Spritpreise und Ende der Pendlerpauschale

Inflationsrate - Kraftstoffpreise

Benzin ist teuer, aber nicht teuer genug, um die Klimaziele zu erreichen, sagt das Umweltbundesamt.

(Foto: Monika Skolimowska/dpa)

Nur mit entschiedenen Reformen könnten die Klimaziele erreicht werden, sagt der Präsident der Behörde. "Der Verkehr steuert beim Klimaschutz in die falsche Richtung."

Das Umweltbundesamt hat sich für einschneidende Maßnahmen ausgesprochen, damit die Klimaziele im Verkehrsbereich erreicht werden können: höhere Spritpreise, Abschaffung der Pendlerpauschale, massiver Ausbau von Bussen und Bahnen, Tempolimit, Pkw-Maut. Der CO₂-Preis sollte demnach von 2022 an im Vergleich zur bisherigen Planung mindestens verdoppelt werden. Das würde deutlich steigende Benzin- und Dieselpreise bedeuten. Im Gegenzug will das Bundesamt einen sozialen Ausgleich.

"Der Verkehr steuert beim Klimaschutz in die falsche Richtung", sagte der Präsident des Umweltbundesamts, Dirk Messner. "Ohne massive Anstrengungen auch dort wird es insgesamt nichts mit dem Klimaschutz." Es seien im Verkehrssektor viel wirkungsvollere Maßnahmen notwendig.

"Auch wenn die Spritpreise derzeit sehr hoch sind, sagen die Preise für Benzin und Diesel nicht die ökologische Wahrheit", sagte Messner. "Aus Klima- und Umweltschutzsicht ist es sinnvoll, den CO₂-Preis weiter zu erhöhen. Und das ist auch sozialverträglich möglich, wenn der Staat die zusätzlichen Einnahmen aus der CO₂-Bepreisung nutzt, um die EEG-Umlage deutlich zu senken und gleichzeitig klimaverträgliche Antriebstechnologien zu fördern."

Umweltbundesamt: Dieselprivileg abschaffen

Der Verkehrssektor sei der einzige Bereich in Deutschland, der seine Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 nicht gemindert habe. "Was noch schlimmer ist: Wir werden auch die selbst gesetzten Ziele aus dem Klimaschutzgesetz bis 2030 im Verkehrssektor deutlich verfehlen, wenn wir nicht massiv nachsteuern." Mit den derzeit beschlossenen Maßnahmen "landen wir im Jahr 2025 bei 28 Millionen Tonnen zu viel und liegen im Jahr 2030 sogar 41 Millionen über den gesetzlichen Zielen".

Die Behörde schlägt in einem umfassenden Papier etwa vor, das Dieselprivileg ab 2023 schrittweise abzuschaffen - bisher wird Diesel geringer besteuert als Benzin. Außerdem solle die steuerliche "Subventionierung" von Dienstwagen ab 2022 schrittweise abgebaut werden.

Die Pendlerpauschale solle ab 2027 abgeschafft werden. Sie setze Fehlanreize für den Klimaschutz. Die Pauschale unterstützte den Trend zu langen Arbeitswegen. Zugleich würden Arbeitswege überdurchschnittlich häufig in Pkw mit nur einem Insassen zurückgelegt. Um soziale Härten abzufedern, sollten Wegekosten in Härtefällen bei der Einkommenssteuer berücksichtigt werden.

Messner sagte: "Natürlich wird man uns wieder vorwerfen, den üblichen "Giftschrank" aufzumachen. Es ist aber die bittere Wahrheit, dass wir im Verkehrssektor viel Zeit verloren haben und daher nun viele Stellschrauben gleichzeitig bewegen müssen, damit die Klimawende noch gelingt."

PKW-Maut und Tempolimit

Die Behörde schlägt weiter vor, den Öffentlichen Personennahverkehr, den Rad- und Fußverkehr und die Schiene mit zusätzlichen Milliarden Euro massiv auszubauen. Für neue Pkw solle es strengere, europäische CO₂-Flottenzielwerte geben, um die Markteinführung von Elektroautos zu beschleunigen. Die Alternative sei eine nationale E-Quote. Der Kauf neuer CO₂-armer und damit klimaschonender Pkw könne durch einen Bonus gefördert werden - und der solcher mit hohem CO₂-Ausstoß durch einen Malus verteuert.

Auch eine PKW-Maut auf allen Straßen ab etwa 2030 macht das Umweltbundesamt zum Thema. "Eine fahrleistungsabhängige Pkw-Maut setzt Anreize, Autofahrten zu verkürzen oder ganz einzusparen oder stattdessen auf klimafreundlichere Verkehrsmittel umzusteigen", heißt es im Papier. Eine Pkw-Maut würde künftig den größten Beitrag zur Straßenfinanzierung leisten. Dies sei auch nötig, weil eine zunehmende Elektrifizierung des Verkehrs zu sinkenden Einnahmen durch die Energiesteuer führe.

Messner sprach sich außerdem für ein generelles Tempolimit von 120 Stundenkilometern auf Autobahnen aus. Dieses könnte praktisch sofort und ohne Mehrkosten dem Klima helfen und erhöhe zudem die Verkehrssicherheit. SPD, Grüne und FDP haben in ihrem Sondierungspapier einem generellen Tempolimit aber bereits eine Absage erteilt - die FDP ist gegen ein Tempolimit.

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