Die Aufgabe, vor der die Welt steht, ist gewaltig. Wenn der Klimawandel halbwegs beherrschbar bleiben soll, dann dürfen schon in wenigen Jahrzehnten kaum noch schädliche Substanzen in die Luft geblasen werden. Das betrifft aber eben nicht nur CO₂, sondern auch andere Gase, etwa Methan, dessen Konzentration in der Atmosphäre plötzlich wieder zunimmt, zum Schrecken vieler Forscher. Ein Überblick über die schädlichsten Klimagase:
CO₂
Ein Kohlendioxidmolekül, das in diesem Jahr ausgestoßen wird, bleibt im Mittel bis zum Jahr 2137 in der Atmosphäre. In den vergangenen drei Jahren ist der globale CO₂-Ausstoß zwar konstant geblieben. Er müsste aber sinken und zwar schnell - doch dafür reichen die bisherigen Zusagen nicht aus. Um eine gute Chance zu haben, das Ziel von maximal zwei Grad Erwärmung noch zu erreichen, dürften in den kommenden Jahrzehnten nur noch etwa 940 Milliarden Tonnen CO₂ in die Atmosphäre gelangen. Beim jetzigen Lebensstil wäre diese Menge schon nach gut 20 Jahren erreicht. Etwas mehr Zeit bliebe, wenn künftig CO₂ aus der Luft zurückgeholt werden könnte, etwa indem man Pflanzen zur Energiegewinnung anbaut und das beim Verbrennen freiwerdende CO₂ in den Boden presst. Politische Unterstützung für solche Pläne gibt es derzeit aber kaum.
Methan
Klimazerstörung kann romantisch aussehen: Kühe auf der Weide, überflutete Reisfelder - beides ist eine Methan-Quelle. Seit der vorindustriellen Zeit ist die Methanmenge in der Atmosphäre um sagenhafte 150 Prozent angestiegen, beim CO₂ sind es nur 40 Prozent. Und die Konzentration hat zuletzt deutlich zugenommen, um etwa ein halbes Prozent im Jahr. Zwar wird das Gas anders als Kohlendioxid schon nach etwa zwölf Jahren abgebaut. Aber seine Treibhaus-Wirkung ist stark, und auch seine Abbauprodukte heizen die Erde auf. Etwa Ozon, das sich in der unteren Atmosphäre anreichert, wo es nicht hingehört; die schützende Ozonschicht befindet sich höher. Insgesamt schadet ein Kilo Methan dem Klima über 100 Jahre mindestens so sehr wie 28 Kilo CO₂.
"Wir müssen besser verstehen, wo das Methan herkommt", sagt Victor Brovkin vom Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg. Methan wird von Mikroorganismen gebildet, wenn sie in Sümpfen, überfluteten Reisfeldern oder Rindermägen Pflanzen zersetzen. Frei wird es auch beim Abbau von Kohle und Erdgas, etwa beim Fracking. Fossile Brennstoffe tragen 30 bis 45 Prozent zum Methanausstoß bei, der Rest dürfte aus Feuchtgebieten und der Landwirtschaft kommen. Neue Messungen zeigen, dass der jüngste Methan-Anstieg vor allem auf Quellen in den Tropen zurückgeht, vermutlich in der Landwirtschaft. Aber künftig könnten auch Moore mehr Methan abgeben, weil der Klimawandel mit Regen und Wärme die Gas-Produktion ankurbelt. Auch wenn Permafrost-Böden tauen, kann Methan frei werden. Brovkin glaubt aber nicht, dass das entscheidend ist: "Unsere Modelle zeigen: Der Beitrag wird erheblich, aber nicht dramatisch."
Die gute Nachricht ist: Weil Methan schneller abgebaut wird, wirken sich weniger Abgase rasch aus. Mit neuen Rassen und anderem Futter etwa könnten Rinder methan-arm verdauen.
Lachgas
Lachgas ist als Treibhausgas sogar 265 mal so schädlich wie CO₂. Es wird beim Düngen in der Landwirtschaft frei; anders als Methan hält es sich lange in der Atmosphäre, erst nach mehr als hundert Jahren ist ein Großteil abgebaut. Auch Autos und die Industrie stoßen Lachgas aus. Reduzieren könnte man zumindest den Beitrag der Landwirtschaft: Wenn Bauern mit Gülle oder Kunstdünger nur so viel Stickstoff verteilen, wie die Pflanzen aufnehmen können, dann geht der Ausstoß von Lachgas zurück - und zudem die Nitratbelastung im Grundwasser. In Deutschland wird jedoch seit Jahrzehnten über Düngeregeln gestritten; eigentlich sollten schon 2010 pro Hektar nur noch 80 Kilogramm überschüssiger Stickstoff auf den Feldern landen. Dieses Ziel aber ist noch immer nicht erreicht. Wegen der Nitratbelastung der Gewässer hat die EU-Kommission im Oktober 2016 Klage gegen Deutschland beim Europäischen Gerichtshof eingereicht. Sollte man das Problem irgendwann lösen, dürften auch die Lachgas-Emissionen sinken.
Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW)
Zuweilen zeigt sich, dass die Menschheit lernfähig ist. Von den 1930er-Jahren an hielt man es für eine gute Idee, Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) als Kältemittel in Kühlschränken oder als Treibgas für Sprühdosen einzusetzen. Erst viel später zeigte sich, dass die Substanzen in der Stratosphäre die schützende Ozonschicht schädigen, die einen Teil der Sonnenstrahlung abhält. Doch die Kehrtwende gelang: Seit 1987 verpflichtete sich fast die ganze Welt im Montreal-Protokoll, den Einsatz von FCKW drastisch zurückzufahren. Leider verbleiben die Substanzen Jahrzehnte bis Jahrhunderte in der Luft, so dass sie bis heute nachwirken. Inzwischen beginnt das Ozonloch sich zu schließen, bis 2050 könnte die Schutzschicht sich erholt haben.
Fluorkohlenwasserstoffe (FKW)
Man könnte Fluorkohlenwasserstoffe mit den FCKW verwechseln, doch dem Gas fehlt ein "Chlor": FKW zerstören nicht die Ozonschicht, darum waren sie willkommener Ersatz für FCKW. Inzwischen jedoch sind auch FKW wegen ihrer Treibhaus-Wirkung unpopulär, sie sind bis zu 12 000 mal so schädlich wie CO₂. Zumal auch sie teils über Jahrhunderte in der Atmosphäre bleiben. Im Oktober 2016 beschloss die Weltgemeinschaft auf einer Nachfolge-Konferenz zum Montreal-Protokoll, den Einsatz der FKW schrittweise zu beenden.
Wasserdampf
Die Kondensstreifen von Flugzeugen sind zwar keine "Chemtrails", mit denen fiese Regierungen Chemikalien verteilen - das ist nur eine besonders alberne Verschwörungstheorie. Flugzeuge pusten aber Wasserdampf in die Luft. Gelangt dieser in große Höhen, verstärkt auch er den Treibhauseffekt. Noch viel mehr Wasserdampf entsteht über chemische Reaktionen aus Methan. Insgesamt ist der Effekt zwar gering, aber spürbar.