Umstrittener Holocaust-Leugner:Williamsons neue Freunde

Der umstrittene Bischof Richard Williamson kehrt nach Großbritannien zurück und lässt sich von Holocaust-Leugner Irving beraten.

Wolfgang Koydl, London

Wenn sich Gleich zu Gleich gesellt, spricht man im Englischen von "birds of a feather", von Vögeln gleichen Gefieders. In eine solche Voliere Gleichgesinnter ist nun der erzkonservative Traditionalistenbischof und Holocaust-Zweifler Richard Williamson geflogen. Nach einer 15 Stunden langen Reise von Argentinien nach Großbritannien landete er am Mittwochmorgen in London, wo er von zwei Gesinnungsgenossen erwartet wurde: dem rechtskräftig verurteilten Holocaust-Leugner David Irving und der Society-Antisemitin Michele Renouf.

Umstrittener Holocaust-Leugner: Begleitet von der Polizei ist der britische Holocaust-Leugner Richard Williamson in London gelandet.

Begleitet von der Polizei ist der britische Holocaust-Leugner Richard Williamson in London gelandet.

(Foto: Foto: Reuters)

Der umstrittene Bischof, dessen öffentlich geäußerte Zweifel an der Existenz der Gaskammern in Auschwitz einen Sturm der Entrüstung und der Proteste ausgelöst hatten, war von Argentinien, wo er ein Seminar der konservativen Pius-Brüder leitete, des Landes verwiesen worden. Man kann davon ausgehen, dass Großbritannien ihn ebenfalls nicht gerne aufnimmt. Aber London hat keine Alternative. Williamson ist Brite.

Gute Bekannte

Wie die Zeitung Times berichtete, hat sich der ebenfalls britische Historiker Irving bereit erklärt, dem Bischof Ratschläge zu erteilen, wie er seine Ansichten vertreten kann, ohne sich juristisch strafbar zu machen. "Vor etwa einer Woche schickte ich ihm eine längere E-Mail, in der ich ihm mitteilte, was er unbeschadet sagen kann", erklärte Irving. "Er sollte sich nicht mit Aussagen zitieren lassen, die unhaltbar sind. Ich schickte ihm zwei Seiten mit unanfechtbaren Fakten, und ich erhielt eine Botschaft zurück, in der er sich bedankte."

Irving sollte wissen, wovon er spricht. Vor drei Jahren verbüßte er in Österreich einen Teil einer dreijährigen Haftstrafe, zu der er wegen "Trivialisierung und Verleugnung des Holocaust" verurteilt worden war. Bischof Williamson begegnete er zum ersten Mal im vergangenen Oktober auf einer Gartenparty, die er in seinem Haus in Windsor, vor den Toren von London, gab.

Bilder, die den Geistlichen bei diesem Anlass zeigten, wurden anschließend von Irvings Webseite gelöscht, auf ausdrücklichen Wunsch Williamsons. Es ist unklar, ob der Historiker den Gleichgesinnten nun bei sich aufnehmen wird. Die katholische Kirche in England jedenfalls hat sich von Williamson distanziert und ihm jede Hilfe bei der Suche nach einer Unterkunft verweigert.

Irving war es offensichtlich auch gewesen, der den Bischof mit Renouf zusammengeführt hat. Die 62-jährige Londoner Gesellschaftsdame und Antisemitin wollte ein Team von Anwälten zusammenstellen, das Williamson notfalls verteidigen soll. Renouf hatte bereits Irving während seines Prozesses in Wien moralischen und juristischen Beistand geleistet.

Einflussreiche Bekanntschaften

Zuletzt hatte sie im vergangenen November aus dem Stand ein Juristenteam für den australischen Holocaust-Leugner Frederick Töben zusammengetrommelt, nachdem er auf dem Londoner Flughafen Heathrow auf der Basis eines europäischen Haftbefehls festgenommen worden war. Ihre Bemühungen waren offensichtlich von Erfolg gekrönt. Töben wurde relativ rasch aus der Untersuchungshaft des Gefängnisses Wandsworth entlassen, nachdem ein Richter den Haftbefehl für ungültig erklärt hatte.

Renouf ist ebenfalls Australierin, lebt aber seit vielen Jahren in Großbritannien. Sie arbeitete als Model und Balletttänzerin, Psychologin und Landschaftsgärtnerin, war Schönheitskönigin von Newcastle und machte Schlagzeilen mit zwei Ehen. Nach der Heirat mit einem Exil-Russen legte sie sich ungerechtfertigt einen Gräfinnentitel zu, die zweite Ehe mit dem 30 Jahre älteren neuseeländischen Geschäftsmann Sir Frank Renouf hielt nur wenige Monate. Immerhin darf sie sich seitdem gerechtfertigt Lady Renouf nennen.

Hübsches Gesicht einer hässlichen Bewegung

International wurde sie bekannt, als sie im Dezember 2006 auf der berüchtigten Anti-Holocaust-Konferenz in Teheran auftrat und das Judentum als "abstoßende und hasserfüllte Religion" schmähte. Sie bestreitet zwar, den Mord an den Juden zu leugnen. Doch bei Irvings Prozess forderte sie, "die sogenannten Holocaust-Opfer (zu) exhumieren, um zu sehen, ob sie an Typhus oder Gas starben". Efraim Zuroff vom Jerusalemer Simon-Wiesenthal-Zentrum bezeichnete Renouf als "besonders gefährlich", weil sie "so attraktiv ist und einer sehr hässlichen Bewegung ein hübsches Gesicht verleihen kann."

Ob Bischof Williamson mit seiner Mitstreiterin restlos glücklich sein kann, darf bezweifelt werden. Denn Lady Renouf bezweifelt nicht nur den Holocaust. In einer Reihe von sogenannten Dokumentarfilmen hat sie auch Zweifel an der Existenz von Jesus Christus angemeldet.

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