Umstrittene Wahl:Al-Sisi bleibt Ägyptens Präsident

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Noch werden die Stimmen der Präsidentenwahl in Ägypten ausgezählt, wie hier in Gizeh. Der Gewinner aber steht schon fest. (Foto: dpa)
  • Abdel Fattah al-Sisi erhält Prognosen zufolge 92 Prozent der Stimmen und bleibt damit Präsident Ägyptens.
  • Die Wahlbeteiligung lag ägyptischen Medien zufolge bei 40 Prozent.
  • Alle ernstzunehmenden Konkurrenten hatten sich vor Wochen von der Abstimmung zurückgezogen und über Repression geklagt.

Bei der Präsidentschaftswahl in Ägypten ist Staatschef Abdel Fattah al-Sisi den Staatsmedien zufolge im Amt bestätigt worden. Laut ersten Prognosen habe er 92 Prozent der Stimmen auf sich vereint, hieß es dort. Allerdings war die Wahlbeteiligung gering.

Unabhängige Beobachter schätzen, dass etwa 21 Prozent der etwa 60 Millionen Wahlberechtigten an den ersten beiden Tagen der Wahl ihre Stimme abgegeben hätten. Für Mittwoch, den letzten Wahltag, lagen zunächst keine konkreten Schätzungen vor. Die staatlichen Medien in Ägypten berichten indes über eine Wahlbeteiligung von 40 Prozent über alle drei Tage hinweg. In der staatlichen Zeitung Achbar el-Jum hieß es am Donnerstag, dass auf den Amtsinhaber nach vorläufigen Ergebnissen 21,5 Millionen Stimmen entfallen seien. Der einzige Gegenkandidat, Mussa Mostafa Mussa, habe 721 000 Stimmen erhalten.

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Ein Herausforderer kam unter Hausarrest, ein anderer wurde gleich festgenommen. Nur ein einziger Gegenkandidat tritt noch an: Er hatte bisher die Wiederwahl von Amtsinhaber Abdel Fattah al-Sisi unterstützt.

Von Paul-Anton Krüger

Das endgültige Ergebnis wird am Montag erwartet. Vor vier Jahren war Al-Sissi mit 97 Prozent gewählt worden. Alle aussichtsreichen Konkurrenten hatten sich im Januar aus dem Rennen zurückgezogen und über Repressalien geklagt.

Geld für die Stimmabgabe

In Ägypten gibt es rund 60 Millionen Wahlberechtigte. Einige Wähler berichteten, sie hätten Geld und andere Anreize für eine Stimmabgabe bekommen. Die Wahlkommission hatte bis zuletzt an die Bürger appelliert, zur Wahl zu gehen.

Am Mittwoch blieben die Stimmlokale eine Stunde länger als geplant geöffnet. Al-Sisi sieht eine hohe Wahlbeteiligung als entscheidend für die Legitimität eines Sieges an. Damals gaben weniger als die Hälfte der Wahlberechtigten ihre Stimme ab.

Erster demokratisch gewählter Präsident des Landes wurde 2012 der Islamist Mohammed Mursi, den al-Sisi als Militärchef ein Jahr später nach Massenprotesten stürzte. Seitdem greift er nicht nur gegen die islamistischen Muslimbrüder und Dschihadisten durch, sondern auch gegen die gemäßigte Opposition. Gegner werfen ihm daher vor, Ägypten zur Diktatur zu machen. Al-Sisi selbst sieht sich als Garant für Sicherheit und Frieden.

Ägypten mit seinen etwa 95 Millionen Einwohnern gilt für den Westen als wichtiger Partner für die Stabilität im Nahen Osten. Al-Sisi wird auch von Deutschland als Partner im Kampf gegen den Terror und illegale Migration unterstützt. Im Inneren hat er mit Terror sowie mit einer schwerwiegenden Wirtschaftskrise zu kämpfen.

© SZ.de/afp/rtr/dpa/bepe/areu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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