Umstrittene Gasförderung:Oettinger will Fracking EU-weit regeln

Die einen hoffen auf neue Energiequellen, die anderen fürchten Umweltschäden: Um Bedenken gegenüber Fracking auszuräumen, will Energiekommissar Günther Oettinger die umstrittene Art der Gasförderung nun auf EU-Ebene behandeln.

EU-Energiekommissar Günther Oettinger hat Vorschläge aus Brüssel zur umstrittenen Förderung von Erdgas aus schwer zugänglichen Gesteinsschichten angekündigt. Auf EU-Ebene werde man sich das Thema Fracking und Umweltschutz in diesem Jahr genauer anschauen, sagte Oettinger der Welt.

Oettinger warnte vor zu viel Furcht vor den Risiken der umstrittenen Technik. Deutschland dürfe sich die Möglichkeiten nicht entgehen lassen, die Gasvorkommen unter dem eigenen Boden bedeuteten. Es müsse eine Rechtsgrundlage für Demonstrationsprojekte und für die praktische Erprobung geschaffen werden. Das werde auch mehr Klarheit über die Kosten dieser Art der Erdgasförderung bringen.

Zugleich wies Oettinger aber auch auf Umweltschutzaspekte hin. Es sei "absolut richtig", Gebiete mit Trink- und Grundwasservorkommen zu schützen. Als Beispiel nannte Oettinger den Bodensee.

Umweltschützer warnen vor Verschmutzung des Grundwassers

Auch der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) sprach sich für einen offenen Umgang mit der Technik aus. "Es wäre falsch, Fracking in Deutschland komplett zu verbieten", sagte er der Zeitung. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sagte, er sei dafür, "dass wir diese Technologie nach allen Seiten hin ernsthaft ausleuchten". Beide Politiker plädierten dafür, Entscheidungen erst nach der Bundestagswahl und den Landtagswahlen in ihren Ländern im Herbst zu treffen.

Durch das sogenannte Fracking wird Gas aus Schiefergestein tief unter der Erde gelöst. Die Technologie ist umstritten: Während Befürworter eine neue Energiequelle feiern, sehen Umweltschützer wegen des Einsatzes von Chemikalien das Grundwasser in Gefahr. In der schwarz-gelben Koalition hatte es zuletzt Streit über eine gesetzliche Regelung für diese Art der Gasförderung gegeben. Mitte Mai wurde ein Gesetzentwurf wegen des Widerstands in der Union wieder von der Kabinetts-Tagesordnung genommen. Damit wird eine Entscheidung vor der Bundestagswahl immer unwahrscheinlicher.

In den USA wird die Technologie bereits intensiv genutzt, was zu einem neuen Gasboom geführt hat. Die US-Regierung will bei Gas und Öl unabhängiger werden - Fracking ist dafür ein wichtiger Baustein. Nach Einschätzung vieler Experten sind die Vereinigten Staaten wegen der neuen Möglichkeiten auf dem Weg zum größten Gas- und Ölförderer der Welt. In Europa stößt die Technik nicht nur in Deutschland auf Widerstand. So ist Fracking zum Beispiel in Frankreich, wo es ebenfalls große Vorkommen an Schiefergas geben soll, verboten.

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