Umfragen:Hype und Hoch

Erst Martin Schulz, jetzt Sigmar Gabriel. Was ist denn da los?

Von Nico Fried

Muss wieder alles anders werden in der SPD? Jetzt, da Sigmar Gabriel im Deutschlandtrend der beliebteste Sozialdemokrat ist und die Popularitätswerte von Martin Schulz ein wenig sinken? Natürlich nicht. Gabriel erlebt die üblichen Wonnen des Außenministerdaseins: Neun Punkte ist er nach oben geklettert. Pi mal Daumen brachte ihm jeder Antrittsbesuch einen halben Punkt. Den Rest zu seinem persönlichen Rekordwert von 56 Prozent trägt vermutlich die Erleichterung vieler Befragter bei, dass sie ihn dieses Jahr gerade nicht als Kanzlerkandidaten fürchten müssen.

Umfragen werden oft eher von punktuellen Eindrücken geprägt als von konkreten Ergebnissen. Denn bei allem Respekt vor dem Fleiß und der Hingabe des neuen Außenministers: Nach so kurzer Zeit im Amt besteht seine größte Leistung darin, einen passablen Ausgleich zwischen diplomatischen Erfordernissen und politischen Akzenten gefunden zu haben. Die Welt ist dadurch noch nicht besser geworden, aber wie hätte Gabriel in wenigen Wochen gelingen sollen, woran sich sein Vorgänger viele Jahre lang abgearbeitet hat?

Erst der Schulz-Hype, jetzt das Gabriel-Hoch. Manchmal könnte man meinen, die Deutschen erleichterten derzeit mit arg hohen Bewertungen von Sozialdemokraten in den Umfragen ihr belastetes Gewissen, dass sie die SPD bei Bundestagswahlen zuletzt unverdient schlecht behandelt haben.

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