Umfragedesaster für Labour:So schlimm wie zu Thatchers Zeiten

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Die haushoch verlorenen Kommunalwahlen von Anfang Mai sind noch nicht aufgearbeitet, schon muss sich die britische Labour-Partei der nächsten Hiobsbotschaft stellen: In Umfragen liegen die britischen Sozialdemokraten 14 Prozentpunkte hinter den Konservativen.

Die Anfang Mai haushoch verlorenen Kommunalwahlen in England und Wales sitzen Labour noch in den Knochen, schon kommt die nächste Hiobsbotschaft: Nie seit der Ära Thatcher war die Partei so unbeliebt bei den Wählern. Wie eine am Dienstag veröffentlichte Umfrage der Tageszeitung The Guardian zeigt, liegen die britischen Sozialdemokraten derzeit 14 Prozentpunkte hinter den Konservativen - so schlecht stand es zuletzt kurz vor Margaret Thatchers zweiter Wiederwahl im Mai 1987.

Nichts als schlechte Nachrichten für den britischen Premier Gordon Brown (Foto: Foto: AFP)

Die Wähler laufen Labour demnach in alle Richtungen davon. Sieben Prozent hat die Partei innerhalb eines einzigen Monats verloren. Sie kann momentan nur noch auf 27 Prozent der Stimmen zählen. Die Konservativen stehen dagegen stabil mit steigender Tendenz bei 41 Prozent, immerhin zwei Prozent mehr als im Vormonat.

Zudem holt die drittstärkste Partei im Lande deutlich auf: Die Liberaldemokraten haben ihren Abstand zu Labour auf fünf Prozentpunkte verringern können - erstmals seit der Gründung 1988.

Gordon Brown im Volk extrem unbeliebt

Nicht neu, aber dennoch verheerend ist für Labour zudem die Unbeliebtheit von Premierminister Gordon Brown. 75 Prozent der Briten, die 2005 Labour ihre Stimme gaben, sind der Umfrage zufolge heute der Meinung, dass Tony Blair ein besserer Premierminister war. Brown hatte Blair im Juni 2007 an der Regierungsspitze abgelöst, ohne vom Volk gewählt worden zu sein. Ganze 35 Prozent der Labour-Wähler des Jahres 2005 glauben sogar, der frühere, ebenfalls nicht allzu populäre konservative Premier John Major habe die Regierung seinerzeit besser geführt als Brown jetzt.

Als Symptom für Browns schweren Stand kann auch gelten, was vergangene Woche bekannt wurde: Brown wird sogar eine Karriere als Wachspuppe im Londoner Museum Madame Tussauds verwehrt. Das Publikum habe sich in einer Abstimmung mit "überwältigender" Mehrheit gegen einen wächsernen Brown entschieden, teilte Madame Tussauds nach Angaben der BBC mit. Mehr als 84 Prozent der 6300 Befragten hätten sich dagegen entschieden, dass Brown vor den Parlamentswahlen ein Alter Ego aus Wachs bekommt. "Das Publikum im Vereinten Königreich will Gordon Brown derzeit einfach nicht sehen", sagte Edward Fuller, Manager der Attraktion.

Das Museum hatte nach eigenen Angaben bei Brown angefragt, ob dieser Modell für die Wachsfigur stehen möge. Da nach einem halben Jahr noch keine Antwort aus der Downing Street gekommen sei, habe man eine öffentliche Abstimmung durchgeführt.

Ein Sprecher der Downing Street sagte laut BBC, der Premier hätte "Wichtigeres zu tun" als Modell für das Museum zu stehen und sich um diese Umfrage zu sorgen. Fuller betonte, gemäß der Museumsrichtlinie würde nach den Parlamentswahlen, die bis spätestens 2010 ausgerufen werden müssen, eine Figur des Premiers angefertigt, "wer immer es auch sei". In dem Museum stehen unter anderem Wachsfiguren von Browns Vorgänger Tony Blair und den früheren Regierungschefs Margaret Thatcher und Winston Churchill. In dieser Reihe wollen Brown offenbar immer weniger Briten sehen.

© sueddeutsche.de/dpa/ihe/mb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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