Umfrage: Regierung im Tief:Steinbrück hängt Merkel ab

Die CDU fällt auf ihr Jahrestief, Kanzlerin Merkel würde in einer Direktwahl gegen zwei SPD-Größen verlieren: Eine Umfrage belegt, dass sich die Menschen immer mehr von Schwarz-Gelb abwenden. Beliebtester Politiker des Landes ist ein CDU-Mann - allerdings der, der sich am deutlichsten gegen Steuersenkungen ausgesprochen hat.

Thorsten Denkler, Berlin

Es gibt da ein altes und sehr wahres Sprichwort: "Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. Und wenn er auch die Wahrheit spricht." Mit Wahlversprechen ist das ganz ähnlich. Wer sie nicht hält, der kann sich auf die Hinterbeine stellen: Die Menschen glauben neuen Versprechungen nicht.

German Chancellor Merkel attends a session of the lower house of parliament Bundestag in Berlin

Abgeschlagen auf Platz 5: Kanzlerin Angela Merkel ist bei den Deutschen weit weniger beliebt als zwei Parteifreunde.

(Foto: REUTERS)

Der aktuelle ARD-Deutschlandtrend arbeitet das gut heraus. Steuersenkungen haben Union und FDP vor und nach der Bundestagswahl 2009 versprochen. Nichts ist passiert. Zumindest nichts, was ihre Wähler als überzeugend empfunden hätten.

Jetzt gibt es einen Beschluss, die Steuern von 2013 an zu senken. Die FDP feiert das schon als Durchbruch. Aber die Menschen glauben es nicht mehr. Laut ARD-Deutschlandtrend haben 62 Prozent der zwischen Montag und Mittwoch befragten 1005 wahlberechtigten Bürger erhebliche Zweifel, dass die Regierung auch liefern wird. Daran glauben wollen nur 36 Prozent.

Überhaupt sehen die Deutschen offenbar wenig Sinn darin, die Steuern zu senken, wenn zugleich der Bundeshaushalt in Schulden erstickt. Zur Erinnerung: Mit über zwei Billionen Euro stehen Bund, Länder und Gemeinden in der Kreide.

70 Prozent der Befragten würden lieber den Haushalt sanieren als die Steuern zu senken. Dass sie eine deutliche Entlastung zu spüren bekommen würden, glauben ohnehin nur zwei Prozent der Befragten.

Eigentlich wollte die glücklose schwarz-gelbe Bundesregierung mit dem neuen Steuerversprechen auch die Umfragewerte etwas ankurbeln. Der Schuss ging nach hinten los. Die Union verliert noch mal einen Prozentpunkt und landet auf einem Jahrestief von 32 Prozent. Die FDP verharrt bei mageren fünf Prozent. Selbst 83 Prozent ihrer Anhänger glauben nicht, dass das mit den Steuersenkungen noch was wird. Mit zusammen 37 Prozent sind Union und FDP im Moment weit davon entfernt, ihre Koalition fortsetzen zu können.

SPD (26 Prozent) und Grüne (23 Prozent) würden dagegen zusammen auf eine Regierungsmehrheit kommen - und das ohne die Linke (acht Prozent).

Selbst der Stern von Kanzlerin Angela Merkel sinkt zusehends. Inzwischen rangiert die einstige Umfragekönigin mit Platz fünf im mauen Mittelfeld der bewerteten Politiker. Nach Finanzminister Wolfgang Schäuble und nach Verteidigungsminister Thomas de Maizière, beides Parteifreunde aus der CDU. Sogar zwei SPD-Politiker sind noch vor ihr: Ex-Finanzminister Peer Steinbrück und SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier. Mit Schäuble ist zudem der Unionspolitiker belohnt, der sich am deutlichsten gegen Steuersenkungen ausgesprochen hat.

Käme es zu einer Direktwahl des Kanzlers, Merkel würde gegen beide SPD-Größen deutlich verlieren. Im Duell Steinbrück vs. Steinmeier hätte Steinbrück deutlich bessere Karten. Der ARD-Deutschlandtrend sieht ihn mit 48 zu 37 Prozent klar vor Merkel. Steinmeier käme gegen Merkel auf 43 zu 39 Prozent.

Auch ein weiterer möglicher Kanzlerkandidat holt auf: Jürgen Trittin von den Grünen. Er erreicht einen Zufriedenheitswert von 46 Prozent - das ist der beste je für ihn gemessene Wert im ARD-Deutschlandtrend.

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