Umfrage:Polen fürchten Deutschland nicht mehr

Die Polen sehen in Deutschland kein Feindesland mehr. Nur noch jeder siebte gab in einer Umfrage an, Angst vor Deutschland zu haben - 1990 waren es noch 90 Prozent.

20 Jahre nach dem Neuanfang im deutsch-polnischen Verhältnis sieht die überwiegende Mehrheit der Polen in Deutschland kein Feindesland mehr. Nur noch jeder Siebte (14 Prozent) empfindet Angst vor dem mächtigen Nachbar im Westen, geht aus einer Umfrage des Warschauer Meinungsforschungsinstituts CBOS hervor. Über die Ergebnisse der Befragung berichtete die Zeitung Rzeczpospolita am Donnerstag. 1990 hatte noch fast jeder neunte (88 Prozent) Pole Deutschland gefürchtet; 2004 war es noch jeder Dritte (35 Prozent) gewesen.

Dank der Deutschen können wir "süße Weintrauben" essen, kommentierte der Gesellschaftspsychologe Janusz Czapinski die Ergebnisse. "Die Mehrheit der EU-Mittel, die wir nutzen, hat der westliche Nachbar erarbeitet", erläuterte er. Die Polen hätten eingesehen, dass sich die Deutschen zum Guten geändert haben und ihren Nachbarn "freundlich und friedlich" begegnen, so Czapinski.

Auch die Angst vor Russland hat sich, obwohl auf hohem Niveau, verringert. Die Hälfte der Befragten fürchtet den östlichen Nachbar, vor fünf Jahren waren es zwei Drittel (67 Prozent) gewesen. Jeder fünfte Pole (20 Prozent) meint, Polen habe überhaupt keine Feinde mehr. An der Umfrage hatten sich Ende Januar 1027 Menschen beteiligt.

Nach dem demokratischen Umbruch in Ost- und Mitteleuropa von 1989 und der Wiedervereinigung Deutschlands ein Jahr später hatten Warschau und Berlin ihr durch den Zweiten Weltkrieg und die Terrorherrschaft der Nazis belastetes Verhältnis normalisiert und einen Neuanfang gestartet. Beide Länder sind seit Jahren Partner in der NATO und EU. Bis auf die Regierungszeit der Nationalkonservativen unter Jaroslaw Kaczynski in den Jahren 2005-2007 verbesserten die Nachbarn ständig ihr Verhältnis.

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