Umfrage:Mehr als 100 000 Grünen-Mitglieder

CDU und SPD dagegen schrum­pfen in der Corona-Krise weiter, den größten Schwund muss die AfD hinnehmen. Allerdings warteten Tausende Interessenten auf die Auf­nahme, behauptet die Partei.

Die CDU schrumpft trotz Umfragehochs, bei den Grünen ist es andersrum: Die Corona-Krise scheint die Mitgliederzahlen der großen Parteien kaum zu beeinflussen. Gut ein Jahr vor der Bundestagswahl 2021 kann nur die Opposition an Mitgliedern gewinnen, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. Die Regierungsparteien SPD und CDU dagegen setzen ihren Schrumpfkurs fort. Besonders viel Bewegung gab es bei der AfD.

Deutschlands mitgliederstärkste Partei bleibt die SPD. Zum Halbjahr Ende Juni zählten die Sozialdemokraten nach eigenen Angaben fast 412 000 Mitglieder - rund 7000 weniger als zum Jahreswechsel. Auf das Jahr hochgerechnet schrumpfen die Sozialdemokraten aber nicht mehr ganz so stark wie im turbulenten Jahr 2019, als sie eine neue Parteispitze wählten und zugleich 18 500 Mitglieder verloren.

Prozentual fast ebenso stark verlor die CDU - was angesichts der deutlich gestiegenen Umfragezahlen für die Union in der Corona-Krise überraschend scheint. Während CDU und CSU in der Wählergunst auf um die 40 Prozent stiegen, zählten die Christdemokraten Ende Mai nur noch 402 000 Mitglieder - rund 5000 weniger als sechs Monate zuvor.

Für die Grünen lief es andersherum: Sinkende Umfragewerte, aber steigende Mitgliederzahlen. Sie kletterten erstmals über die Marke von 100 000 Mitgliedern, eine "neue Stufe in der Entwicklung der Partei", wie Geschäftsführer Michael Kellner sagte. Ende April zählten die Grünen mehr als 101 500 Mitglieder. Parteichef Robert Habeck begründete die positive Entwicklung mit mehr Geschlossenheit innerhalb der Partei und dem Willen, "sich nicht mit sich selbst zu beschäftigen". Habeck hofft auf Rückenwind für den Wahlkampf: In Umfragen kommen die Grünen derzeit nur noch auf 17 bis 18 Prozent, liegen aber weiter deutlich vor der SPD.

Bei der AfD, in der ein hefiger Richtungsstreit wütet, fluktuierte die Mitgliederzahl im ersten Halbjahr stark. 3086 Mitglieder traten aus, 2286 ein. Damit zählte die Partei zum 1. Juli fast 34 000 Mitglieder. Prozentual schrumpfte die Partei so stark wie keine andere. Jedoch seien fast 3400 Interessenten in der Aufnahmewarteschleife, sagte Parteisprecher Bastian Behrens. Zu Beginn der Corona-Pandemie habe es keine Aufnahmegespräche gegeben, daher die Verzögerungen. Zugleich hätten Landesverbände ihre Listen bereinigt und Mitglieder ausgeschlossen, die keine Beträge zahlten. Der Richtungsstreit der AfD hatte sich durch die Einstufung des rechtsnationalen "Flügels" als rechtsextremistische Bestrebung zuletzt verschärft. Prominenteste Vertreter des "Flügels", der sich inzwischen offiziell aufgelöst hat, waren der Thüringer AfD-Vorsitzende Björn Höcke und der brandenburgische Fraktionsvorsitzende Andreas Kalbitz.

Die Linke konnte im ersten Halbjahr leicht zulegen. Die Mitgliederzahl stieg um 215 Personen auf 61 077. FDP und CSU gaben keine aktuellen Daten heraus.

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