Umfrage:Israelis schätzen Deutschland

  • Laut einer Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung haben sowohl Israelis als auch Palästinenser eine hohe Meinung von Deutschland.
  • Zwei Drittel der Israelis und jeder zweite Palästinenser haben ein insgesamt positives Bild der BRD.
  • 54 Prozent der befragten Israelis halten Deutschland für einen "ehrlichen Makler" im Nahostkonflikt, aber nur 28 Prozent der Palästinenser.

Von Kim-Björn Becker, Berlin

Mit positiven Images ist das so eine Sache: So schmeichelhaft sie für ihre jeweiligen Inhaber sind, so flüchtig ist auch meist der Glanz der Anerkennung. Vor diesem Hintergrund wird auch die zunehmende Beliebtheit Deutschlands in der Welt hierzulande zumeist kritisch beäugt.

Nachdem die Bundesrepublik vor einiger Zeit in einer internationalen Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) die Vereinigten Staaten als beliebtestes Land der Welt abgelöst hat, kommt nun von der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) eine weitere Erfolgsmeldung: Israelis und Palästinenser haben eine hohe Meinung von Deutschland insgesamt. Das geht aus einer Studie (PDF) hervor, welche die KAS an diesem Montag in Berlin vorgestellt hat. Die Autoren des Berichts haben im Dezember des vergangenen Jahres jeweils mehr als 1000 Bewohner Israels sowie der Palästinensergebiete im Gazastreifen und dem Westjordanland zu ihrer Haltung gegenüber der Bundesrepublik befragt.

Hohe Lebensqualität, technische Innovationen

Demnach haben zwei Drittel der Israelis und immerhin jeder zweite Palästinenser ein insgesamt positives Bild von Deutschland. Viele der Befragten schätzen das Land für die ihrer Ansicht nach hohe Lebensqualität und für die technischen Innovationen - auch wenn nur eine Minderheit der Befragten in Israel bereit wäre, für ein Jobangebot in die Bundesrepublik zu ziehen.

In Israel hängt die Popularität Deutschlands insgesamt stark mit der Religion der Befragten zusammen: 77 Prozent der säkularen Juden haben ein positives Bild, bei den ultraorthodoxen Juden sehen das nur 31 Prozent der Befragten so. Fast zwei Drittel der Menschen in Israel halten die Deutschen für aufrichtig, ehrlich und direkt, wenngleich auch die klassischen Stereotype - zurückhaltend, unpersönlich, kalt - noch vorhanden sind.

Sind die Deutschen auch ein "ehrlicher Makler"?

In den Palästinensergebieten haben die Autoren der Studie überdies die Anhänger verschiedener politischer Parteien nach der Beliebtheit des Landes gefragt - es gibt aber keine nennenswerten Differenzen zwischen den Anhängern von Fatah, Hamas und weiteren Parteien.

Große Unterschiede zwischen beiden Bevölkerungsgruppen bestehen jedoch in der Frage, ob Deutschland im Nahostkonflikt eine Rolle als "ehrlicher Makler" zwischen beiden Parteien zukomme. In Israel bejahen dies 54 Prozent der Befragten, während 32 Prozent die Frage verneinen; in den Palästinensergebieten sprechen sich 68 Prozent dagegen aus und lediglich 28 Prozent dafür.

Dazu kommt, dass die Palästinenser Deutschland aufgrund seiner historischen Verantwortung ohnehin als einen natürlichen Freund Israels sehen: 70 Prozent der Befragten im Gazastreifen und dem Westjordanland sagen, dass Berlin kein wichtiger Partner für Palästina sei, dafür sind 55 Prozent der Ansicht, dass Berlin für Tel Aviv durchaus relevant ist. In Israel selbst sehen sogar 80 Prozent der Befragten Deutschland als wichtigen Partner.

Die deutsche Bundesregierung setzt sich für eine Zwei-Staaten-Lösung ein, um den Territorialkonflikt zwischen Israel und Palästina im Nahen Osten zu entschärfen, zudem hat Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in der Vergangenheit mehrfach den israelischen Siedlungsbau scharf kritisiert.

Extrem beliebte Kanzlerin

Vor diesem Hintergrund weisen die Autoren der Studie darauf hin, dass die Kanzlerin in Israel dennoch mit Zustimmungswerten von derzeit 70 Prozent den höchsten Wert der vergangenen drei Umfragen erreicht - in Deutschland kommt Merkel derzeit auf nur geringfügig höhere Zustimmungswerte, diese liegen gemäß des jüngsten ARD-Deutschlandtrends bei 71 Prozent. Im Jahr 2009 hatten 56 Prozent der befragten Israelis einen guten Eindruck von der deutschen Kanzlerin, 2007 waren es 50 Prozent.

Zugleich wünscht sich jedoch eine Mehrheit der Palästinenser, dass Berlin in der internationalen Politik eine wichtigere Rolle spielt als bislang. In Israel haben die Demoskopen eine ähnliche Haltung ausgemacht.

Der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung und frühere Präsident des Europäischen Parlaments, Hans-Gert Pöttering (CDU), sieht die Positionen der Bundesregierung in der Nahostpolitik durch die Umfrageergebnisse in wesentlichen Teilen bestätigt. Deutschland soll in Zukunft nach wie vor "sehr stark deutlich machen, dass wir zu einer Zwei-Staaten-Lösung kommen wollen", sagte er. Zudem forderte Pöttering "schärfsten Widerspruch" sowohl gegen den israelischen Siedlungsbau als auch gegen "jede Form der Gewalt, die insbesondere von Hamas ausgeht".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: