2025 wählen mehr als 60 Millionen Wahlberechtigte in Deutschland einen neuen Bundestag. Ursprünglich war als Wahltermin der 28. September geplant, doch nach dem Zerwürfnis der Ampelkoalition am 6. November soll es nun schon am 23. Februar 2025 Neuwahlen geben. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat angekündigt, die Vertrauensfrage zu stellen. Sollte er diese wie erwartet verlieren, muss der Bundespräsident über eine Auflösung entscheiden. Frank-Walter Steinmeier hat bereits anklingen lassen, den Bundestag dann auflösen zu wollen.
In Umfragen ermitteln Meinungsforschungsinstitute, wie die Parteien abschneiden könnten, falls schon am kommenden Sonntag Bundestagswahlen wären. Die Auswirkungen aktueller politischer Ereignisse zeigen sich in den Befragungen erst mit einigen Tagen Verzögerung.
In der sogenannten Sonntagsfrage führen die Unionsparteien CDU und CSU mit deutlichem Abstand, sie würden aktuell wahrscheinlich mehr als 30 Prozent der Stimmen holen und damit ihr Ergebnis der Bundestagswahl 2021 voraussichtlich verbessern. Die Parteien der regierenden Ampelkoalition sind hingegen in den Umfragen abgestürzt. Die SPD liegt bei Werten knapp über 15 Prozent, die Grünen legen etwas auf 11 bis 14 Prozent zu, die FDP muss mit höchstens fünf Prozent sogar um den Wiedereinzug in den Bundestag bangen.
Neben den Unionsparteien hat auch die AfD in den Umfragen deutlich zugelegt und würde bei einer aktuellen Wahl mit höchstens 20 Prozent vor der SPD auf Platz zwei landen. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) verliert nach einem zwischenzeitlichen Umfragehoch im Frühherbst an Boden, bundesweit würde die Anfang 2024 neu gegründete Partei nur noch etwas über der Fünf-Prozent-Hürde liegen. Linke und Freie Wähler würden es aktuell eher nicht in den Bundestag schaffen.
Wie genau das Ergebnis ausfallen wird, können auch Umfragen nicht zeigen, sie können immer nur ein aktuelles Stimmungsbild einfangen. Da für einzelne Umfragen immer nur gut 1000 Menschen befragt werden, sind die Ergebnisse auch mit Unsicherheiten behaftet. Um ein besseres Bild davon zu vermitteln, in welchem Prozentbereich die Parteien realistisch landen könnten, berechnet die Süddeutsche Zeitung einen Umfragekorridor aus den neuesten Umfragen.
Unter diesen Vorzeichen findet die Bundestagswahl 2025 statt
Bisher regierte in Deutschland eine Koalition aus SPD, Grüne und FDP unter der Führung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Nach der Entlassung von Finanzminister Christian Lindner und dem Rücktritt aller anderen FDP-Minister mit Ausnahme von Volker Wissing besteht das Bündnis aktuell nur noch aus SPD und Grünen und hat keine Mehrheit im Bundestag.
Laut den jüngsten Umfragen würde sich das durch Neuwahlen nicht ändern, SPD und Grüne kämen zusammen auf höchstens 30 Prozent. Aber auch die ursprüngliche Koalition inklusive der FDP würde bei der Bundestagswahl nicht genügend Sitze im Bundestag für eine erneute Regierung gewinnen, zumal bei den Liberalen fraglich ist, ob sie es überhaupt ins Parlament schaffen. Der Bruch in der Ampelkoalition könnte die Umfragewerte in den kommenden Wochen allerdings noch einmal stark beeinflussen. In welche Richtung, das ist aktuell noch nicht absehbar.
Der letzte bundesweite Stimmungstest erfolgte bei der Europawahl am 9. Juni 2024. Hier zählten CDU/CSU und AfD zu den stärksten Parteien. Für den Newcomer BSW war es eine erfolgreiche erste Wahl: In mehreren Landkreisen erreichte die junge Partei aus dem Stand zweistellige Prozentergebnisse. Die SPD hingegen erzielte ihr historisch schlechtestes Ergebnis bei einer Europawahl.
Das sind die Kanzlerkandidaten und -kandidatinnen
Welche Parteien zur Wahl antreten, ist noch nicht klar. Alle Parteien, die in der aktuellen Regierungsperiode mit mindestens fünf Sitzen im Bundestag vertreten sind, stehen sicher auf dem Wahlzettel. Dazu kommen Parteien und Einzelkandidaten und -kandidatinnen, die genügend Unterschriften sammeln sowie Parteien, die nationale Minderheiten vertreten. Vier Parteien haben bisher offiziell einen Kanzlerkandidaten oder eine Kanzlerkandidatin bestätigt:
- SPD: Olaf Scholz
- CDU/CSU: Friedrich Merz
- Die Grünen: Robert Habeck
- AfD: Alice Weidel
Ob beispielsweise die FDP oder das BSW einen Spitzenkandidaten aufstellen, ist bisher nicht bekannt. Bei beiden Parteien ist es aber eher unwahrscheinlich. Der Kanzlerkandidat wird zwar nicht direkt gewählt, repräsentiert aber die Partei und soll im Falle eines Wahlsiegs zum neuen Bundeskanzler werden.