SonntagsfrageAktuelle Umfragen zur Bundestagswahl 2025

Lesezeit: 6 Min.

(Foto: Lina Moreno/SZ)

Am 23. Februar 2025 wählt Deutschland einen neuen Bundestag. In den Umfragen liegt die Union derzeit vorne, die Ampelparteien sind weit abgeschlagen. Die aktuellen Umfragen zur Wahl und den wichtigsten Problemen in Deutschland im Überblick mit Grafik.

Von Marie Gundlach, Stefan Kloiber, Sören Müller-Hansen und Oliver Schnuck

Dieser Artikel wird bis zur Bundestagswahl 2025 regelmäßig aktualisiert. Hier finden Sie:

  • Den Stand der Umfragen zur Wahl. Die Union führt deutlich, hat seit Dezember aber an Zustimmung verloren. Die Linke legt merklich zu.
  • Die Kanzlerfrage: Merz oder Scholz? Merz’ Vorsprung ist gering. Habeck hingegen ist abgeschlagen.
  • Die wichtigsten Probleme der Deutschen: Migration und Flucht und die wirtschaftliche Lage könnten die Wahl entscheiden.

Kurz vor der Bundestagswahl gibt es in den Umfragen noch einige offene Fragen. Gelingt es der SPD, ihren Vorsprung vor den Grünen zu verteidigen? Schaffen es Linke, BSW und FDP über die Fünf-Prozent-Hürde? Wenn nicht noch ein unerwartetes Ereignis die Stimmung im Land stark verändert, dürfte die Union die Wahl gewinnen, auch wenn sie seit Anfang Dezember einige Prozentpunkte verloren hat. In den vergangenen Wochen konnten weder die AfD noch SPD oder Grüne merklich zulegen. Friedrich Merz ist zwar als Kanzlerkandidat unbeliebt – das gilt für seine Kontrahenten aber auch.

In Umfragen ermitteln Meinungsforschungsinstitute, wie die Parteien abschneiden könnten, falls bereits am kommenden Sonntag Bundestagswahlen wären.

In der Sonntagsfrage führen die Unionsparteien CDU und CSU, sie würden aktuell wahrscheinlich etwa 30 Prozent der Stimmen holen und damit ihr Ergebnis der Bundestagswahl 2021 voraussichtlich verbessern. Nachdem die Umfragewerte der Union einige Wochen gesunken waren, zeigt sich seit Beginn des Monats wieder ein Aufwärtstrend. Die Parteien der ehemaligen Ampelkoalition sind in den Umfragen im Vergleich zur Vorwahl hingegen abgestürzt. Die SPD liegt bei Werten knapp um die 15 Prozent, die Grünen bei 11 bis 15 Prozent, die FDP muss mit vier bis sechs Prozent um den Wiedereinzug in den Bundestag bangen.

Neben den Unionsparteien hat auch die AfD im Vergleich zur Wahl 2021 in den Umfragen deutlich zugelegt und würde bei einer aktuellen Wahl mit mehr als 20 Prozent vor der SPD auf Platz zwei landen. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) verliert nach einem zwischenzeitlichen Umfragehoch im Frühherbst an Boden, es ist nicht mehr sicher, ob die Anfang 2024 neu gegründete Partei die Fünf-Prozent-Hürde überwinden kann. Sie liegt in den Umfragen zwischen vier und sechs Prozent. Auch bei der Linken schien der Wiedereinzug in den Bundestag ungewiss. In den vergangenen Wochen verzeichnete sie aber einen deutlichen Aufwärtstrend, derzeit wollen sie fünf bis acht Prozent wählen. Das könnte für einen Einzug ins Parlament reichen. Die Freien Wähler würden es über die Zweitstimmen aktuell nicht in den Bundestag schaffen.

Wie genau das Ergebnis ausfallen wird, können auch Umfragen nicht zeigen, sie können immer nur ein aktuelles Stimmungsbild einfangen. Da für einzelne Umfragen immer nur gut 1000 Menschen befragt werden, sind die Ergebnisse auch mit Unsicherheiten behaftet. Um ein besseres Bild davon zu vermitteln, in welchem Prozentbereich die Parteien realistisch landen könnten, berechnet die Süddeutsche Zeitung einen Umfragekorridor aus den neuesten Umfragen. Dieser Unsicherheitsbereich zeigt, dass es derzeit durchaus möglich ist, dass die Grünen mehr Stimmen bekommen als die SPD. Und nicht nur die Linke könnte über die Fünf-Prozent-Hürde springen, sondern auch bei BSW und FDP ist das noch möglich.

2025 wählen etwa 60 Millionen Wahlberechtigte in Deutschland einen neuen Bundestag. Ursprünglich war als Wahltermin der 28. September geplant, doch nach dem Zerwürfnis der Ampelkoalition am 6. November wird die Wahl auf den 23. Februar vorgezogen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier entschied am 27. Dezember, den Bundestag aufzulösen und den Weg für Neuwahlen freizumachen. Zuvor hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am 16. Dezember im Bundestag die Vertrauensfrage gestellt und erwartungsgemäß verloren.

Scholz und Merz in der Kanzlerfrage gleichauf

Die Union führt zwar mit großem Abstand die Umfragen an. Es wäre eine große Überraschung, sollte sie die Bundestagswahl nicht gewinnen. Eine Chance für die anderen Parteien könnte jedoch darin liegen, dass ihr Kanzlerkandidat Friedrich Merz in einigen Bevölkerungsgruppen äußerst unbeliebt ist. Allerdings können auch Habeck und Scholz sich nicht großer Beliebtheit rühmen. Die von der Forschungsgruppe Wahlen Befragten können auf einem Thermometer angeben, was sie von den Spitzenpolitikern halten. In der Gesamtbevölkerung liegen Habeck (-0,2), Merz (-0,1) und Scholz (-0,4) allesamt knapp im negativen Bereich. Merz schneidet bei den jungen Wählenden aber mehr als zwei Sympathiepunkte schlechter ab als bei den Alten.

Merz scheint also zu polarisieren. In einigen Bevölkerungsgruppen ist er seinen Konkurrenten deutlich unterlegen. Junge Menschen unter 35 Jahren und Großstädter wünschen sich lieber Habeck oder Scholz als Bundeskanzler. Bei Menschen ab 60 Jahren, in ländlichen Gegenden und bei Männern ist hingegen Merz der Favorit.

Scholz und Habeck haben es dabei in etwa bei den gleichen Bevölkerungsgruppen schwer und leicht, mit einer Ausnahme: Bei den Frauen liegt der SPD-Kandidat sogar leicht vor dem Unionskandidaten, während Habeck hier gegen Merz abgeschlagen hinten liegt.

Insgesamt liegen Merz und Scholz bei der Frage der Forschungsgruppe Wahlen, wen man lieber als Kanzler hätte, fast gleichauf. Bei der Wahl zwischen Merz und Robert Habeck (Die Grünen) ist der Vorsprung des CDU-Chefs etwas größer und beträgt aktuell elf Prozentpunkte.

Wer die Wahl gewinnen will, muss Lösungen für diese Probleme anbieten

Nach dem tödlichen Angriff in Aschaffenburg und hitzigen Debatten im Bundestag sehen die Deutschen im Themenkomplex Migration und Flucht ein genauso wichtiges Problem wie bei der wirtschaftlichen Lage, jeweils mehr als 40 Prozent der Befragten benennen den Bereich als eines der beiden wichtigsten Probleme. Die Energieversorgung und das Klima werden immerhin noch von rund jedem Siebten genannt und damit am dritthäufigsten.

Mit der Inflation ist zwar auch die Wahrnehmung von Preisen und Löhnen als eines der wichtigsten Probleme in Deutschland zurückgegangen, doch gemeinsam mit Themenkomplexen Renten und Soziales Gefälle zeigt sich, dass Fragen rund um ein faires Miteinander die Menschen in Deutschland beschäftigen.

Unter diesen Vorzeichen findet die Bundestagswahl 2025 statt

Bisher regierte in Deutschland eine Koalition aus SPD, Grüne und FDP unter der Führung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Nach der Entlassung von Finanzminister Christian Lindner und dem Rücktritt aller anderen FDP-Minister mit Ausnahme von Volker Wissing besteht das Bündnis aktuell nur noch aus SPD und Grünen und hat keine Mehrheit im Bundestag.

Laut den jüngsten Umfragen würde sich das durch Neuwahlen nicht ändern, SPD und Grüne kämen zusammen auf höchstens gut 30 Prozent. Auch die ursprüngliche Koalition inklusive der FDP würde bei der Bundestagswahl nicht genügend Sitze im Bundestag für eine erneute Regierung gewinnen, zumal bei den Liberalen fraglich ist, ob sie es überhaupt ins Parlament schaffen.

Der letzte bundesweite Stimmungstest erfolgte bei der Europawahl am 9. Juni 2024. Hier zählten CDU/CSU und AfD zu den stärksten Parteien. Für den Newcomer BSW war es eine erfolgreiche erste Wahl: In mehreren Landkreisen erreichte die junge Partei aus dem Stand zweistellige Prozentergebnisse. Die SPD hingegen erzielte ihr historisch schlechtestes Ergebnis bei einer Europawahl.

Das sind die Kanzlerkandidaten und -kandidatinnen

In der Regel stellen nur die großen Parteien mit realistischen Chancen auf das Kanzleramt eine Kanzlerkandidatin oder einen Kanzlerkandidaten auf. 2025 haben erstmals fünf Parteien ihrem Spitzenpersonal diesen Titel verliehen, obwohl es bei einigen völlig unrealistisch ist, die künftige Bundesregierung anzuführen:

  • SPD: Olaf Scholz
  • CDU/CSU: Friedrich Merz
  • Die Grünen: Robert Habeck
  • AfD: Alice Weidel
  • Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW): Sahra Wagenknecht

Der Kanzlerkandidat wird zwar nicht direkt gewählt, repräsentiert aber die Partei und soll im Falle eines Wahlsiegs zum neuen Bundeskanzler werden. Die anderen im Bundestag vertretenen Parteien gehen mit diesen Spitzenkandidaten in den Wahlkampf:

  • FDP: Christian Lindner
  • Linke: Heidi Reichinnek und Jan van Aken

Diese Parteien treten bei der Bundestagswahl an

Die Landeswahlausschüsse haben insgesamt 29 Parteien zur Bundestagswahl zugelassen. Einige dürfen nur in einzelnen Bundesländern antreten, andere überall. Zugelassen sind alle Parteien, die mit mindestens fünf Abgeordneten seit der vergangenen Wahl ununterbrochen im Bundestag oder in einem Landtag vertreten sind. Alle anderen Parteien müssen in jedem Bundesland ausreichend Unterschriften sammeln oder als Partei nationaler Minderheiten anerkannt sein.

Diese Parteien stehen in allen Bundesländern auf dem Wahlzettel:

  • CDU in allen Bundesländern außer Bayern, CSU nur in Bayern
  • SPD
  • Grüne
  • FDP
  • AfD
  • Linke
  • Freie Wähler
  • Volt
  • MLPD
  • Bündnis Deutschland
  • Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW)

Diese Parteien stehen nur in manchen Bundesländern zur Wahl:

  • die Basis in Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen
  • Tierschutzpartei in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen
  • Die Partei in allen Bundesländern außer Mecklenburg-Vorpommern, Saarland und Thüringen
  • ÖDP in Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz
  • Bündnis C in Baden-Württemberg
  • Bayernpartei in Bayern
  • Partei der Humanisten (PdH) in Bayern, Hessen, Niedersachsen und Sachsen
  • Die Gerechtigkeitspartei – Team Todenhöfer in Berlin und Nordrhein-Westfalen
  • Bürgerrechtsbewegung Solidarität in Berlin
  • Sozialistische Gleichheitspartei in Berlin
  • MERA25 in Berlin, Bremen und Nordrhein-Westfalen
  • Partei des Fortschritts (PdF) in Berlin und Nordrhein-Westfalen
  • Menschliche Welt in Bremen
  • Partei für Verjüngungsforschung in Bremen
  • Piratenpartei in Niedersachsen, Saarland und Sachsen
  • Werteunion in Nordrhein-Westfalen
  • Südschleswigscher Wählerverband in Schleswig-Holstein

Wollen Sie wissen, wie Ihre eigenen Positionen mit denen der Parteien übereinstimmen? Machen Sie hier den wissenschaftlichen Test der Universitäten Potsdam, Greifswald, Mannheim und der TU Darmstadt unter party-check.org.

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