Der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, will die Gesundheitsversorgung von Flüchtlingen verbessern. "Problematisch ist, dass die medizinische Versorgung von Asylbewerbern auf akute Erkrankungen beschränkt ist", sagte Montgomery den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Diese Vorgabe sei nur schwer mit dem ärztlichen Ethos zu vereinbaren. "Der Arzt wird zu einem Sozialrichter, der den einen besser behandelt als den anderen, nur, weil er Flüchtling ist." Deshalb verlangt der Ärztepräsident, "die einschränkenden Paragrafen des Asylbewerberleistungsgesetzes aufzuheben".
Asylsuchende und Flüchtlinge bräuchten auch eine Gesundheitskarte wie jeder Kassenpatient. Sie sollten in das normale Gesundheitssystem eingegliedert werden so wie jeder kranke Deutsche auch. "Der leichte Zugang zur ärztlichen Versorgung verhindert, dass Krankheiten sich verschlimmern; das reduziert somit am Ende die Kosten", begründet Montgomery seinen Vorstoß. Er appelliert an die Städte und Gemeinden, sich nicht weiter zu sperren und mit den Krankenkassen entsprechende Verträge zu schließen.
Krankenkassen springen Montgomery beiseite
Unterstützung für den Vorschlag des Ärztepräsidenten kommt von den Krankenkassen. "Die nach Deutschland geflüchteten Menschen haben Anspruch auf eine angemessene gesundheitliche Versorgung", heißt es in einem Beschluss des Verwaltungsrats des obersten Kassenverbandes. Es müsse "bundesweit den gleichen Zugang zu den erforderlichen Leistungen" geben.
Ein Verbandssprecher sagte, die bislang zwischen Ländern und Kassen geschlossenen Vereinbarungen zur Gesundheitskarte für Flüchtlinge zielten ganz überwiegend auf das normale Versorgungsniveau von Kassenpatienten ab. Dieses Niveau auch Flüchtlingen zu gewähren, sei "nicht nur pragmatisch, sondern auch nachvollziehbar".