Süddeutsche Zeitung

Ulm:Brandanschlag auf Haus mit türkischem Gemüseladen und Moschee

  • Im baden-württembergischen Ulm haben Unbekannte zwei Brandsätze gegen ein Wohnhaus geworfen, in dem sich auch eine Moschee und ein türkischer Obst- und Gemüseladen befinden.
  • Polizisten konnten das Feuer schnell löschen. Verletzte gab es keine.
  • Ulms Bürgermeister Gunter Czisch verurteilt den Anschlag scharf.

Im baden-württembergischen Ulm ist es in der Nacht auf Montag zu einem erneuten Anschlag auf eine muslimische Einrichtung gekommen. Demnach haben Unbekannte zwei Brandsätze gegen ein Wohnhaus geworfen, in dessen Hinterhof sich auch eine Moschee befindet. Der Polizei zufolge zündete einer der Brandsätze. Das vor der Fassade entstandene Feuer konnte jedoch von einer Streife rasch gelöscht werden, sodass es keine Verletzten gab. Zeugen hatten das Feuer gegen drei Uhr in der Nacht gemeldet. In der Nähe des Tatortes fanden die Polizisten drei weitere Glasflaschen mit brennbarer Flüssigkeit. Die Polizei leitete sofort eine Fahndung ein.

Neben zahlreichen Wohnungen befindet sich in dem Haus auch ein türkischer Obst- und Gemüseladen, der aber ebenso wenig wie die Moschee beschädigt wurde. Das Gebetshaus im Hinterhof wird von der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) betrieben.

Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch (CDU) verurteilte den Anschlag scharf: "Egal, welche Motive die oder der Täter für sich reklamieren: Hier wurde fahrlässig und unverantwortlich mit dem Leben und der Gesundheit von Menschen gespielt." Zudem fügte er hinzu: "Nicht vorzustellen, was hätte passieren können, wenn ein Feuer nachts in dem Haus, das von vielen Familien bewohnt wird, ausgebrochen wäre." Neben der Stadt zeigten sich auch religiöse Verbände erschrocken. Die Sprecher des Ulmer Rats der Religionen, Volker Bleil (evangelische Kirchengemeinde), Israfil Polat (DITIB Moscheeverein) und Shneur Trebnik (jüdische Synagoge) äußerten Sorge und Betroffenheit angesichts "eines möglichen politischen oder religiösen Motivs".

Zu Mutmaßungen, wonach es einen Zusammenhang zum militärischen Vorgehen der Türkei gegen Kurden im syrischen Afrin geben könnte, äußerte sich die Polizei nicht. In den vergangenen Tagen waren bundesweit mehrere Moscheen, Kulturzentren und Geschäfte mit türkischem Hintergrund zum Ziel von Brandanschlägen und anderen Attacken geworden.

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SZ.de/afp/dpa/ankl/bepe
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