"Wasser auf die Mühlen unserer Feinde"
Zwei prominente russlandfreundliche Regierungsgegner sind in der Ukraine kurz hintereinander Opfer von Attentaten geworden. Unbekannte erschossen am Donnerstag in der ukrainischen Hauptstadt Kiew den prominenten Publizisten und Oppositionellen Oles Busina. Am Vorabend war der frühere Parlamentsabgeordnete Oleg Kalaschnikow von der prorussischen Partei der Regionen des 2014 gestürzten Präsidenten Viktor Janukowitsch in Kiew getötet worden. Die Täter entkamen jeweils unerkannt, wie Behörden mitteilten.
Ukraine:Mysteriöse Todesserie im Umfeld von Janukowitsch
Am Wochenende ist der jüngste Sohn des ukrainischen Ex-Präsidenten Viktor Janukowitsch im Baikalsee ertrunken. War es ein Unfall? Er ist nicht der einzige aus dem Umfeld seines Vaters, der auf rätselhafte Weise starb.
Der prowestliche ukrainische Präsident Petro Poroschenko zeigte sich besorgt über die Vielzahl an Todesfällen in den Reihen der Regierungskritiker. Er sprach von einer Serie politischer Verbrechen. Medien berichteten von mehr als zehn Todesfällen in den vergangenen Wochen, die meisten davon angeblich "Selbstmorde".
"Das ist eine bewusste Provokation, die Wasser auf die Mühlen unserer Feinde gießt", sagte Poroschenko nach Businas Tod. Die Taten sollten die innenpolitische Lage im Land destabilisieren, meinte Poroschenko. Er verlangte eine lückenlose Aufklärung.
Der extremistische Rechte Sektor in Kiew hatte Medien zufolge zuerst über den Mord an Busina berichtet. Dort diskutierten Rechtsextreme mögliche nächste Opfer unter ihren politischen Gegnern.
Schriftsteller beklagte Zensur durch prowestliche Regierung
Der 45-jährige Busina hatte seit Jahren mit seinen auflagenstarken Büchern zu Geschichtsthemen und als Kolumnist der Tageszeitung Segodnja polarisiert. Er war ein Gegner der proeuropäischen Proteste auf dem Maidan im vergangenen Jahr gewesen. Er galt aber als unabhängiger Kopf mit Distanz auch zu dem gestürzten Staatschef Janukowitsch.
Als Schriftsteller hatte Busina zuletzt "Zensur" durch die neue prowestlichen Führung sowie ein Auftrittsverbot im Fernsehen beklagt. Er legte unlängst seinen Posten als Chefredakteur der Zeitung Segodnja nieder.
In Moskau äußerte sich Kremlchef Wladimir Putin bei seiner Fernsehsprechstunde "Direkter Draht" besorgt über die Vielzahl von politischen Verbrechen in der Ukraine. Der Präsident kritisierte, dass der Westen über diese Fälle hinwegsehe. Auch in Russland gibt es immer wieder politisch motivierte Morde. Erst Ende Februar war in Moskau der prominente russische Oppositionspolitiker Boris Nemzow in Sichtweite des Kremls erschossen worden. Als Täter präsentierten die russischen Behörden später Islamisten aus dem Kaukasus.