Krieg in der Ukraine:Deutschland liefert weitere Panzerhaubitzen

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Zehn solcher Artilleriegeschütze sind bereits in der Ukraine im Einsatz, nun sollen vier weitere hinzukommen. Generalinspekteur Zorn sagt im SZ-Interview, es gehe darum, der Ukraine zu geben, "was möglich ist". Die Bundeswehr müsse aber behalten, was nötig ist.

Von Joachim Käppner und Mike Szymanski

Deutschland liefert weitere Waffen an die Ukraine. Laut Verteidigungsministerium soll Kiew vier weitere Systeme der Panzerhaubitze 2000 erhalten. Zehn dieser Artilleriegeschütze aus Deutschland sind bereits in der Ukraine im Einsatz. Zusammen mit den drei ebenfalls bereits gelieferten Mehrfachraketenwerfern aus Deutschland sollen diese Waffen maßgeblich dazu beigetragen haben, dass Kiew mittlerweile zum Gegenangriff übergehen und Gebiete zurückerobern konnte. Deutschlands ranghöchster Soldat, Generalinspekteur Eberhard Zorn, sagte im Interview mit der Süddeutschen Zeitung: "Es kommt jetzt darauf an, dass wir die Ukraine so ausstatten, dass sie über den nahenden Winter kommt." Hierzu leiste die geplante neue Lieferung einen wichtigen Beitrag: "Mit den vier weiteren Haubitzen können wir die Ukraine erneut mit weitreichenden Waffensystemen im Kampf gegen Putins Armee unterstützen."

Die Bundeswehr hat insgesamt 109 der Panzerhaubitzen 2000, doch weniger als die Hälfte davon sind einsatzbereit. Zehn hat die Truppe bereits an die Ukraine abgegeben. Die übrigen Waffen würden für Nato-Verpflichtungen und den Ausbildungsbetrieb gebraucht. "Das ist alles äußerst knapp kalkuliert, aber wir schauen stets, was möglich ist", führte Zorn aus. Zusätzliche Lieferungen von Panzerhaubitzen machte er davon abhängig, wie zeitig die Industrie weitere Systeme instand setzt. Auf neues Gerät müsste die Bundeswehr selbst mindestens drei Jahre warten, gab er zu bedenken. Die vier neuen Haubitzen für die Ukraine waren in der Industrie zur Instandsetzung gewesen.

Zorn machte auf die Folgen aufmerksam, die es habe, wenn mehr Kriegsgerät aus den Beständen der Bundeswehr an die Ukraine abgegeben wird: "Verpflichtungen oder Aufträge können dann nicht mehr in Gänze erfüllt werden." Weitere Abgaben seien mit "Preisschildern" versehen. "Wir möchten der Ukraine geben, was möglich ist, aber behalten, was nötig ist." Die Bundeswehr gehe mit dem bereits gelieferten oder zugesagten Gerät "über die Schmerzgrenze hinaus".

Der General führte die im internationalen Vergleich geringeren Stückzahlen an großen Waffensystemen, die Deutschland an die Ukraine liefert, auf die schlechte Ausrüstungslage zurück. "Die Bundeswehr verfügt über keine Fahrzeugreserven und große Depotbestände. Diese wurden in den vergangenen Jahrzehnten abgebaut." Vom Transportpanzer Fuchs, so wie er in der Ukraine gerade gebraucht werde, verfüge die Truppe selbst nur über 160 geeignete Exemplare, und diese reichten nicht, "um unseren eigenen Bedarf zu decken".

Gleichwohl wünschen sich die Ukraine, Teile der Opposition und auch des Ampel-Bündnisses, dass Berlin auch Schützenpanzer Marder und Leopard-2-Kampfpanzer an die Ukraine abgibt. Kanzler Olaf Scholz (SPD) lehnt dies bislang mit dem Argument ab, dass Deutschland keinen Alleingang unternehmen werden. Auch Generalinspekteur Zorn betonte im Interview, dass derzeit niemand Kampf- und Schützenpanzer "westlicher Bauart" liefere.

Russlands Präsident Wladimir Putin habe die Ukraine unterschätzt, sagte Zorn: "Seine ursprüngliche Absicht einer schnellen Eroberung ist Gott sei Dank kläglich gescheitert." Moskau setze inzwischen "mindestens 60 Prozent" seiner Landstreitkräfte in der Ukraine ein. Von den übrigen Einheiten seien viele an den russischen Außengrenzen gebunden, dies schränke Russlands militärische Handlungsspielräume ein. Zorn hält einen Angriff auf das Nato-Territorium daher für "unwahrscheinlich", warnt aber davor, Russland zu unterschätzen.

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