Süddeutsche Zeitung

Ukraine:Timoschenko beendet tagelangen Hungerstreik

Julia Timoschenko nimmt wieder Nahrung zu sich: Die inhaftierte ukrainische Oppositionsführerin hat nach zehn Tagen ihren Hungerstreik aufgegeben - auf Bitten ihrer Anhänger. Diese setzen ihre Proteste in Kiew unvermindert fort.

Elf Tage hat sie nichts mehr gegegessen, jetzt hat die inhaftierte ukrainische Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko ihren Hungerstreik beendet. Auf Bitten von Demonstranten in der Hauptstadt Kiew habe ihre Mutter am elften Tag ihre Nahrungsverweigerung aufgegeben, sagte Jewgenija Timoschenko. Auch führende europäische Politiker hätten darum gebeten, dass Timoschenko ihren Hungerstreik beende, fügte die Tochter hinzu, ohne Namen zu nennen.

Die Oppositionsführerin hatte am 25. November begonnen, keine Nahrung mehr zu sich zu nehmen. Anlass war die Entscheidung von Präsident Viktor Janukowitsch, ein geplantes Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union nicht zu unterzeichnen.

Auf den Straßen in Kiew gingen die Proteste gegen eine Abkehr des Landes von der Europäischen Union weiter. Mit einer Blockade verhinderte die Opposition die Arbeit des Parlaments. Abgeordnete der Vaterlandspartei von Ex-Regierungschefin Timoschenko ließen Parlamentschef Wladimir Rybak nicht zu seinem Platz in der Obersten Rada.

Die Opposition hält zudem mehrere Gebäude der Hauptstadt besetzt, darunter auch das Rathaus. Dort hatten Demonstranten die Europafahne gehisst. Die Polizei stellte den Regierungsgegnern ein Ultimatum von fünf Tagen zur Räumung der Gebäude. Andernfalls müssten sie mit hartem Durchgreifen rechnen, warnte der Polizeichef von Kiew.

Russland empört sich über Westerwelle

Russland kritisierte derweil das Treffen von Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) mit ukrainischen Demonstranten. Es sei zwar kein Problem, wenn sich ausländische Außenpolitiker mit Oppositionsführern träfen, beteuerte Ministerpräsident Dmitri Medwedjew am Freitag im russischen Fernsehen. Er frage sich jedoch, "wie sich unsere deutschen Partner fühlen würden, wenn Russlands Außenminister sich zu einem Menschenauflauf begeben würde, der im Widerspruch zu deutschem Recht steht." Eine solche Teilnahme könne nur als eine Einmischung in innere Angelegenheiten bezeichnet werden.

Westerwelle hatte am Mittwochabend in Kiew Oppositionelle getroffen und sich unter anderem mit Oppositionsführer und Boxweltmeister Witali Klitschko unter die Demonstranten auf dem Unabhängigkeitsplatz gemischt. Zudem besuchte er ein Protestlager, in dem etwa 3000 proeuropäische Gegner der Regierung ausharren.

Westerwelle wies die Kritik zurück: "Aus Sicht des Außenministers ist das in keiner Weise eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Ukraine", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes. "Das war ein Besuch eines Europäers bei Europäern." Rückendeckung bekam Westerwelle von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Ihr Sprecher Steffen Seibert sagte, die Bundeskanzlerin und Westerwelle seien überzeugt, dass in Kiew "Hunderttausende Demonstranten ein sehr.

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