Krieg in der Ukraine:Selenskij attackiert Scholz wegen Zurückhaltung in Panzerfrage

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Wolodimir Selenskij bei seiner Rede vor dem Weltwirtschaftsforum am Mittwochabend. (Foto: Gian Ehrenzeller/dpa)

Die Ukraine könne den Krieg gegen Russland "nicht nur mit Motivation und Moral" gewinnen, sagt der ukrainische Präsident per Videoschalte in Davos. Aus ihm spricht die Sorge über jüngst ausbleibende militärische Erfolge.

Von Wolfgang Krach, Davos

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wegen dessen Zurückhaltung bei der Lieferung von Panzern kritisiert. "Es gibt Zeiten, in denen man nicht zögern sollte", so Selenskij am Donnerstag bei einem Gespräch mit Teilnehmern des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos, zu dem er über Video zugeschaltet war.

"Ich denke nicht, dass es die richtige Strategie ist, wenn jemand sagt, ich würde Panzer liefern, wenn jemand anderes auch Panzer liefert oder wenn jemand von außerhalb Europas ebenfalls Panzer abgibt", sagte der ukrainische Präsident, ohne Scholz namentlich zu nennen. Der Bundeskanzler hatte nach Informationen der Süddeutschen Zeitung US-Präsident Joe Biden bei einem Telefonat am Dienstag die Bereitschaft signalisiert, Leopard-2-Kampfpanzer an die Ukraine zu liefern. Voraussetzung dafür sei, dass auch die Amerikaner der Ukraine Kampfpanzer überließen.

Selenskij führte die jüngst ausbleibenden Erfolge der Ukraine im Krieg mit Russland darauf zurück, dass von Bündnispartnern derzeit zu wenige Waffen kämen: "Wir warten auf dem Schlachtfeld auf Hilfe." Sein Land könne "nicht nur mit Motivation und Moral" gewinnen.

"Der Impfstoff gegen Russlands Tyrannei, gegen ihre Waffen ist verfügbar", so Selenskij. "Es gibt eine Liste von Ländern, die diesen (Impfstoff, Anm. d. Red.) haben. Und es gibt eine genaue Liste, auf der steht, was wir brauchen. Wenn ihr uns helfen wollt, tut es. Helft uns einfach. Gebt uns eure Waffen, und wir werden uns unser Land zurückholen."

Johnson fordert Kampfpanzer für die Ukraine

Auch der frühere britische Premier Boris Johnson plädierte dafür, die Ukraine stärker zu unterstützen. "Gebt ihnen die Panzer. Dabei gibt es nichts zu verlieren", sagte Johnson. Die Befürchtung, Russlands Präsident könne in diesem Fall Atomwaffen einsetzen, nannte Johnson "Unsinn". Putin wisse genau, dass sich dann auch Länder wie China oder Indien "massiv gegen ihn" wendeten.

Der frühere Regierungschef bemängelte, das Engagement des Westens in der Ukraine sei schwächer als beispielsweise früher im Irak: "Wir tun weniger, um zu helfen, geben weniger Geld aus und riskieren weniger, als wir das im Irak getan haben."

Auch Kanadas stellvertretende Premierministerin Chrystia Freeland plädierte in Davos dafür, der Ukraine "zu helfen, so viel wir können".

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