Ukraine:Saakaschwili im Hungerstreik

Der ehemalige Präsident Georgiens protestiert gegen seine Inhaftierung in Kiew und weist die Vorwürfe zurück, einen Staatsstreich geplant zu haben.

Nach seiner erneuten Festnahme in der Ukraine ist der staatenlose georgische Ex-Präsident Michail Saakaschwili in einen unbefristeten Hungerstreik getreten. Das gab Saakaschwilis Anwalt Ruslan Schornoluzkyi am Samstag bekannt. Saakaschwili bezichtigt die Führung in Kiew der Korruption, die ukrainische Staatsanwaltschaft wirft wiederum ihm vor, gemeinsam mit Russland einen Staatsstreich vorbereitet zu haben.

Mit dem Hungerstreit reagierte Saakaschwili auf seine jüngste Festnahme und Inhaftierung am Freitagabend. Ein erster Versuch der ukrainischen Sicherheitskräfte, Saakaschwili hinter Gitter zu bringen, war am Dienstag spektakulär gescheitert - die Anhänger des 49-Jährigen hatten ihn aus dem Polizeigewahrsam befreit.

"Saakaschwili hat einen unbefristeten Hungerstreik begonnen", schrieb sein enger Mitarbeiter Wladimir Fedorin am Samstag via Facebook. Anwalt Schornoluzkyi bestätigte der Agentur Interfax-Ukraine den Hungerstreik und teilte mit, sein Mandant nenne die Anschuldigungen, die gegen ihn erhoben werden, "falsch".

Die ukrainischen Behörden werfen Saakaschwili, der mit seiner politischen Bewegung vorzeitige Neuwahlen in der Ukraine herbeiführen möchte, unter anderem die Unterstützung einer kriminellen Vereinigung vor. Die Staatsanwaltschaft bezichtigt ihn und seine Mitstreiter zudem, rund 420 000 Euro aus russischen Quellen erhalten zu haben, um die Proteste gegen die Regierung in Kiew zu finanzieren. Generalstaatsanwalt Juri Luzenko teilte mit, Saakaschwili werde ein Putschversuch mit Unterstützung Russlands zur Last gelegt. "Wir planen eine Untersuchung ", sagte er.

In seiner Heimat Georgien hatte Saakaschwili als Präsident von 2004 bis 2013 proeuropäische Reformen durchgesetzt. Im Zuge der prowestlichen Maidan-Revolution 2015 siedelte er auf Einladung Kiews in die Ukraine um, wurde dort eingebürgert und zum Gouverneur der Region Odessa ernannt. Ende 2016 kam es zum Bruch: Saakaschwili bezichtigte die Regierung, die Korruption nicht genügend zu bekämpfen, trat als Gouverneur zurück und bekam daraufhin die ukrainische Staatsbürgerschaft aberkannt.

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