Süddeutsche Zeitung

Ukraine:Russlands Invasionstruppen unter Druck

US-Präsident Joe Biden warnt Wladimir Putin vor dem Einsatz taktischer Atomwaffen. Deutschland debattiert weiter über Panzerlieferungen.

Der russische Präsident Wladimir Putin sieht sich im Angriffskrieg gegen die Ukraine mit wachsendem militärischen und politischen Druck konfrontiert. Die Ukraine setzte im Nordosten des Landes ihre Gegenangriffe auf die russischen Invasionstruppen fort und attackierte auch im Süden. Nach Angaben des ukrainischen Militärs ist ein russischer Stützpunkt bei Cherson mit Raketen zerstört worden. Auch in der Stadt soll es zu Schusswechseln gekommen sein. Die Ukraine versucht, in dem Gebiet westlich des Flusses Dnjepr russische Einheiten von ihren Nachschublinien abzuschneiden. Anders als in der Region Charkiw stoßen ukrainische Einheiten dort aber bislang nicht auf breiter Front vor.

In der an diesem Montag beginnenden Generalversammlung der Vereinten Nationen werden westliche Staats- und Regierungschefs, unter ihnen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), scharfe Kritik an Russland üben. Bereits am Wochenende warnte US-Präsident Joe Biden Russlands Präsident Putin davor, angesichts der militärischen Rückschläge taktische Atombomben oder Chemiewaffen einzusetzen. "Machen Sie das nicht, machen Sie das nicht, machen Sie das nicht!", sagte Biden. Es würde das Gesicht des Krieges verändern "wie nichts anderes seit dem Zweiten Weltkrieg".

Der britische Geheimdienst rechnet damit, dass die russische Armee als Reaktion auf die Rückschläge die zivile Infrastruktur der Ukraine verstärkt attackiert, um die Moral der Bevölkerung und der Regierung zu untergraben. Putin verfehle seine militärischen und strategischen Ziele in der Ukraine, sagte Generalstabschef Admiral Tony Radakin der BBC. Allerdings bedeuteten die Erfolge im Nordosten nicht automatisch Siege an anderer Stelle. Vielmehr sei "das wahrscheinliche Ergebnis", dass der Krieg noch lange weitergehen werde.

In Deutschland dauern die Debatten über die Lieferung von Kampf- und Schützenpanzern an die Ukraine an. Im Bundestag hat die Union einen entsprechenden Antrag vorgelegt, über den die Abgeordneten am Donnerstag beraten sollen. Die Bundesregierung genehmigte der Ukraine zwar den Kauf weiterer Artilleriegeschütze aus deutscher Produktion, will aber keine Panzer liefern.

Ein Regierungssprecher bestätigte, Kiew könne 18 Haubitzen des Typs RCH-155 vom Hersteller Krauss-Maffei Wegmann erwerben, wie die Welt am Sonntag zuvor berichtet hatte. Diese bestehen aus einer großkalibrigen Kanone, wie sie an der Panzerhaubitze 2000 zum Einsatz kommt, die auf einem Radpanzer vom Typ Boxer montiert ist. Allerdings müssen sie erst gebaut werden und können frühestens in zweieinhalb Jahren ausgeliefert werden.

Bundeskanzler Olaf Scholz bekräftigte, Deutschland werde keine Alleingänge unternehmen. Man habe gemeinsam mit den Niederlanden Panzerhaubitzen an die Ukraine geliefert, als auch die USA, Großbritannien und Frankreich solche Waffen geliefert hätten. Auch gebe Deutschland als nur eines von drei Ländern neben Großbritannien und den USA Mehrfachraketenwerfer weiter, sagte Scholz dem Deutschlandfunk.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5659331
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.