Krieg in der Ukraine:Neue Anzeichen für russische Offensive

Krieg in der Ukraine: Treffen an einem geheimen Ort: Russlands Präsident Wladimir Putin (rechts) und sein Generalstabchef Walerij Gerassimow.

Treffen an einem geheimen Ort: Russlands Präsident Wladimir Putin (rechts) und sein Generalstabchef Walerij Gerassimow.

(Foto: GAVRIIL GRIGOROV/AFP)

Das Staatsfernsehen kündigt am Sonntag "wichtige Erklärungen" Putins für die kommenden Tage an. Ein neuer Vormarsch droht der Ukraine auch im Norden aus Belarus.

Von Frank Nienhuysen

In Russland verdichten sich die Anzeichen auf eine bevorstehende Winteroffensive im Krieg gegen die Ukraine. Präsident Wladimir Putin hatte zunächst am Freitag den gesamten Tag über hochrangige Treffen mit Verteidigungsminister Sergej Schojgu, Generalstabchef Walerij Gerassimow sowie Kommandeuren der russischen Streitkräfte abgehalten. Er wolle deren Vorschläge "für kurz- und mittelfristige Aktionen" hören, zitierten russische Medien den Kremlchef, ohne dass konkrete Ergebnisse nach außen drangen. Am Sonntag kündigte das russische Staatsfernsehen für die nächsten Tage "wichtige Erklärungen" Putins an. Dieser werde im Laufe der Woche an einer erweiterten Sitzung des Verteidigungsministeriums teilnehmen.

Der zuletzt auch im eigenen Land unter Druck geratene Verteidigungsminister Schojgu reiste am Sonntag in das Kriegsgebiet in der Ukraine und inspizierte dort die russischen Verteidigungslinien, erkundigte sich nach der Versorgung und offenbar auch nach der Stimmung unter den russischen Soldaten. Zuletzt hatte sich in Russland Kritik an der mangelhaften Ausrüstung gehäuft. Das britische Verteidigungsministerium berichtete am Sonntag, dass Moskau bald zur besseren Motivation der russischen Truppen zwei "kreative Brigaden" mit Künstlern und Schauspielern an die Front schicken wolle.

Putin wird am Montag in Minsk zu einem Gespräch mit Lukaschenko erwartet

Ein neuer russischer Vormarsch droht der Ukraine nach Ansicht der eigenen Militärführung auch im Norden aus Belarus. An diesem Montag wird Kremlchef Putin in Minsk zu einem Gespräch mit dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko erwartet. Offiziell soll es dabei vor allem um Fortschritte bei der Bildung des gemeinsamen Unionsstaates gehen. Eine große, vielleicht entscheidende Rolle dürfte dabei jedoch der Fortgang des Krieges sein. Belarus legt zwar nach wie vor Wert darauf, dass es sich nicht aktiv mit eigenen Truppen am Kampfgeschehen in der Ukraine beteilige. Doch die ukrainische Armeeführung hatte vor wenigen Tagen erklärt, dass Russland bei einer neuen Offensive auch von Belarus aus großflächig angreifen könnte. Lukaschenko versuchte am Wochenende Eindrücke zu zerstreuen, Minsk sei bereits dabei, die Kontrolle im eigenen Land an Moskau zu verlieren. "Unsere Unabhängigkeit ist nicht in Gefahr", sagte er.

Nach dem massiven Raketenbeschuss durch Russland am vergangenen Freitag setzte Moskau am Wochenende seine Angriffe in der Ukraine fort. Getroffen worden seien Wohngebiete in der befreiten Stadt Cherson, erklärte Kiew. Immerhin sagte Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko, dass in der Hauptstadt die Heizung wieder funktioniere. Auf russischer Seite gab es nach Behördenangaben des Gebiets Belgorod ebenfalls Einschläge. Ein Mensch sei dabei getötet worden.

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij forderte ein internationales Tribunal "für all jene, die Teil des brutalen Krieges in der Ukraine" seien. Es dürfe dabei nicht nur um die russische Führung gehen, sagte er in einem Gespräch mit französischen Fernsehsendern, "sondern auch um Propagandisten und Strategen, die die Ideologie in die Gesellschaft tragen".

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