Bei einem schweren russischen Raketenangriff gegen die Stadt Sumy im Nordosten der Ukraine sind mindestens 31 Menschen gestorben. Unter den Toten seien auch zwei Kinder, teilte Präsident Wolodimir Selenskij am frühen Sonntagnachmittag bei Telegram mit. Er sprach den Angehörigen sein Beileid aus.
Während die Menschen am Palmsonntag in die Kirche gegangen seien, um an den Einzug Jesu Christi in Jerusalem zu erinnern, habe eine feindliche Rakete die Stadt getroffen, so Selenskij. Unter den mehr als 80 Verletzten seien ebenfalls viele Kinder. „Jeder bekommt die nötige Hilfe“, sagte er.
Die Ukraine wirft Moskau gezielten Angriff auf Zivilisten vor
Zunächst hatte Innenminister Ihor Klymenko von mindestens 21 Toten gesprochen. Viele Menschen seien zudem mitten auf der Straße, in Autos und öffentlichen Verkehrsmitteln sowie in Häusern verletzt worden, teilte er ebenfalls bei Telegram mit. Klymenko warf Russland einen gezielten Angriff auf Zivilisten vor. Selenskijs Kanzleichef Andrij Jermak sprach von mehreren ballistischen Raketen, die Sprengsätze mit Streumunition getragen hätten. So habe Russland eine möglichst hohe Zahl an Zivilisten treffen wollen.
Auf Bildern aus Sumy waren leblose Körper auf den Straßen, brennende Autos und schwere Verwüstungen zu sehen. Die Behörden der Stadt teilten mit, dass ein Krisenstab eingerichtet worden sei. Sumy ist immer wieder Ziel von russischen Angriffen. Die Ukraine wehrt sich seit mehr als drei Jahren gegen die russische Invasion.
Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha sprach der Deutschen Presse-Agentur zufolge von einem „Kriegsverbrechen“, vom „absoluten Bösen“ an einem wichtigen christlichen Feiertag. Er und Selenskij forderten eine entschlossene Reaktion der internationalen Verbündeten. Sybiha kritisierte, dass Russland einem US-Vorschlag vom 11. März zu einer Waffenruhe in der Ukraine nicht zustimmt. CDU-Chef Friedrich Merz warf Russland am Sonntag „schwerste Kriegsverbrechen“ vor. Russland habe die Stadt Sumy in zwei Angriffswellen angegriffen, sagte der designierte Kanzler in der ARD: „Das ist an Perfidie nicht mehr zu überbieten.“ Russlands Präsident Wladimir Putin interpretiere Gesprächsbereitschaft offensichtlich als Schwäche. Merz betonte erneut, dass er Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine liefern würde, wenn dies europäisch abgestimmt sei.
Am Wochenende hatte sich US-Präsident Donald Trump über die Gespräche zwischen der Ukraine und Russland geäußert. Diese könnten „gut verlaufen“. An Bord der Air Force One sagte er zu Journalisten, die Medien würden „bald“ mehr erfahren.
Anfang der Woche hatte es ein Treffen zwischen US-amerikanischen und russischen Gesandten gegeben. Trumps Vertrauter Steve Witkoff, der die Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew führt, hatte am Freitag in Sankt Petersburg mit Russlands Präsident Wladimir Putin gesprochen. Ende März hatte Trump noch erklärt, er sei „angepisst“, weil Putin einen Waffenstillstand in der Ukraine hinaus zögere.
Russland warf der Ukraine hingegen selbst Angriffe auf Energieanlagen vor, trotz eines mit den USA vereinbarten Moratoriums. Die Ukraine habe am Samstag zwei Angriffe auf die russische Energieinfrastruktur verübt, teilt das Verteidigungsministerium laut der Nachrichtenagentur Interfax mit. Einzelheiten dazu lagen zunächst nicht vor. Russland und die Ukraine hatten sich im vergangenen Monat unter Vermittlung der USA darauf geeinigt, Angriffe auf Energieeinrichtungen vorerst einzustellen.