Süddeutsche Zeitung

Frankreich:"Energie als Waffe"

Macron ruft am Nationalfeiertag alle Franzosen zum Energiesparen auf und bereitet sie auf einen "sehr harten" Herbst vor.

Von Karoline Meta Beisel, München

Emmanuel Macron hat die Franzosen zum Energiesparen aufgerufen. "Wir müssen gemeinsam auf einen Modus der Mäßigung umschalten", sagte der französische Präsident am Donnerstag in einem in mehreren Fernsehsendern ausgestrahlten Interview. Mit Blick auf die durch den Krieg in der Ukraine drohende Energiekrise kündigte er noch für den Sommer einen Plan an, "der uns in die Lage versetzt, weniger zu verbrauchen". Putin nutze "Energie als Waffe", sagte er. "Wir müssen uns auf ein Szenario einstellen, in dem wir vollständig auf russisches Gas verzichten."

Macron äußerte sich am französischen Nationalfeiertag im Garten des Élysée, unmittelbar nach der traditionellen Militärparade zum 14. Juli. Diese wurde von Gebirgsjägern angeführt, die derzeit in Rumänien stationiert sind, um die östliche Nato-Flanke zu verstärken. Der Krieg in der Ukraine werde noch lange dauern, der Sommer und der Herbst würden "hart werden", sagte Macron: "Sehr hart."

Bei dem jetzt angekündigten Plan, Energie zu sparen, handele es sich um eine "Generalmobilmachung": "Wir bitten alle Bürger mitzumachen", sagte der Präsident. So könne man zum Beispiel bei der Beleuchtung sparen oder die Spülmaschine statt zweimal nur einmal am Tag anschalten. Die öffentliche Verwaltung werde mit ihren Liegenschaften mit gutem Beispiel vorangehen, sagte Macron. Außerdem arbeite man weiter daran, die Energieversorgung zu diversifizieren, erneuerbare Energien schneller auszubauen und die Speicher zu füllen - auch um Nachbarländern wie Deutschland zu helfen, die noch stärker von russischen Energieimporten abhängig seien als Frankreich.

Vollbeschäftigung bleibt ein Ziel. Derweil sind viele Bürger "überhaupt nicht zufrieden"

All das sei nicht nur wichtig, um die Abhängigkeit von Russland zu verringern. Auch für den Klimaschutz sei es wichtig, sich schnell von Erdgaslieferungen zu entwöhnen. "Das ist dieselbe Schlacht", sagte Macron. Außerdem sprach er über eine Initiative, mit der er von Herbst an den Arbeitsmarkt verändern will, um die Arbeitslosenquote zu verringern. Sein Ziel sei weiter die Vollbeschäftigung, sagte er.

Es war das zweite Mal seit 2020, dass sich Macron am Nationalfeiertag in einem Interview erklärte. In seiner Heimat steht der Präsident derzeit unter Druck: Nur drei Monate nach seiner Wiederwahl sind die Zustimmungswerte für Macron mit 37 Prozent so niedrig wie seit drei Jahren nicht. Ein Drittel der Befragten sind einer Umfrage zufolge mit seiner Politik "überhaupt nicht zufrieden".

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