Krieg in der Ukraine:Ukrainisches Parlament verbietet Moskauer orthodoxe Kirche

Das Gelände des Höhlenklosters in Kiew. (Foto: Ulf Mauder/dpa)

Eine große Mehrheit der Abgeordneten stimmt für den Gesetzentwurf. In Kiew sieht man die dem Moskauer Patriarchat unterstellte Kirche als eine Basis für russischen Einfluss im Land.

Alle Entwicklungen im Liveblog

Dieser Liveblog ist archiviert und wird nicht mehr aktualisiert. Die aktuelle Berichterstattung finden Sie auf unserer Themenseite zum Krieg in der Ukraine.  

Wichtige Updates

Selenskij: Äußerst schwierige Lage im Donezker Gebiet 

Opfer in Altenheim nach russischem Bombenangriff Sumy - Grenzgebiet zu Kursk

EU hilft Ukraine mit 160 Millionen aus Erlös russischer Vermögenswerte 

Russland widerruft Rehabilitierung Tausender Stalin-Opfer

Ukraine meldet Abschuss Dutzender Drohnen 

Julia Bergmann
Julia Bergmann

Besuch in Kiew: Von der Leyen und Selenskij beraten über Strategie für den Winter

An diesem Freitag ist EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zu ihrem Besuch in Kiew eingetroffen. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij kündigte Gespräche mit ihr über die Vorbereitungen auf den Winter an. "Natürlich ist die Energiefrage eine dringende Priorität", sagte er. Auch die Lage an der Front, Waffenlieferungen und gemeinsame Rüstungsprojekte sollen seinen Worten zufolge erörtert werden - ebenso wie der Weg der Ukraine in die EU sowie weitere finanzielle Unterstützung.

Von der Leyen will dem ukrainischen Präsidenten bei ihrem Besuch den Plan der EU-Kommission zur Vorbereitung auf den kommenden Winter vorlegen. Bereits am Donnerstag hatte sie EU-Hilfen für die Ukraine in Höhe von etwa 160 Millionen Euro für den kommenden Winter angekündigt. Diese sollen laut von der Leyen dazu beitragen, mehr als 25 Prozent des Strombedarfs des Landes zu decken. Das Geld solle vor allem in die Reparatur der beschädigten Energieversorgung, den Ausbau erneuerbarer Energien, mobile Heizgeräte und Unterkünfte fließen.

Die EU-Kommissionspräsidentin kündigt außerdem an, mit Selenskij über vereinbarte G7-Darlehen sprechen zu wollen. Die EU werde sich in vollem Umfang an den vorgesehenen Darlehen beteiligen. Der Kredit in Höhe von 50 Milliarden Dollar soll durch Zinserträge aus eingefrorenem russischen Vermögen abgesichert werden.
Julia Bergmann
Julia Bergmann

Selenskij: Äußerst schwierige Lage im Donezker Gebiet 

Die ukrainischen Streitkräfte haben die Schlagkraft der russischen Armee im Gebiet Donezk nach Angaben von Präsident Wolodimir Selenskij erheblich geschwächt. Dennoch sagte der Staatschef in seiner per Video verbreiteten Abendansprache, dass die Situation äußerst schwierig bleibe. Schwere Kämpfe gebe es täglich in den Abschnitten Kurachowe und Pokrowsk. Es werde alles dafür getan, die Kampfkraft der eingesetzten Brigaden aufrechtzuerhalten.

Selenskij hob auch die seit August währenden Kämpfe im russischen Grenzgebiet Kursk hervor. Dort seien zehntausende russische Soldaten gebunden und auch zahlreiche Gefangene gemacht worden, sagte er. Die Angaben beider Kriegsparteien zum Geschehen auf dem Schlachtfeld lassen sich in der Regel kaum unabhängig überprüfen. 
Matthias Becker
Matthias Becker

Selenskij trifft Biden, Harris und Trump

Kommende Woche wird US-Präsident Joe Biden den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij im Weißen Haus empfangen. Das Treffen ist für Donnerstag geplant, teilte die US-Regierung mit. Selenskyj werde sich separat auch mit US-Vizepräsidentin und Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris treffen. Selenskij hatte bereits vor einigen Tagen ein Treffen mit Biden in Washington in Aussicht gestellt und angekündigt, er wolle dem US-Präsidenten einen „Plan für den Sieg“ im Krieg gegen Russland vorstellen.

Jetzt kündigte das Büro des ukrainischen Präsidenten die USA-Reise offiziell an. Selenskyj will zunächst bei der UN-Generalversammlung in New York sprechen. Außerdem seien Treffen mit Mitgliedern des US-Kongresses und dem republikanischen Präsidentschaftsanwärter Donald Trump geplant. Auch mit Vertretern von amerikanischen Rüstungs- und Energieunternehmen will sich Selenskij treffen.
Katja Guttmann
Katja Guttmann

Opfer in Altenheim nach russischem Bombenangriff Sumy - Grenzgebiet zu Kursk

Die Kämpfe zwischen ukrainischen und russischen Truppen im Grenzgebiet Kursk ziehen auch die benachbarte ukrainische Region Sumy immer mehr in Mitleidenschaft. Bei einem russischen Bombenangriff auf die nordöstliche ukrainische Großstadt hat es in einem Altenheim Opfer gegeben. "Zum jetzigen Zeitpunkt ist leider ein Mensch umgekommen und neun wurden verletzt", sagte Gebietsgouverneur Wolodimir Artjuch im ukrainischen Nachrichtenfernsehen. Die Verletzten seien in ein Krankenhaus gebracht worden. Fernsehbilder zeigten Helfer mit alten Menschen in Rollstühlen und auf Tragen. In dem Altenheim befanden sich Artjuch zufolge mehr als zweihundert teils pflegebedürftige Menschen.

Das russische Militär griff in den vergangenen Tage wiederholt Objekte der kritischen Infrastruktur im Gebiet Sumy und dabei insbesondere in der Gebietshauptstadt mittels Raketen, Gleitbomben und Drohnen an. In Sumy gibt es seither Probleme mit der Strom- und Wasserversorgung.
Julia Bergmann
Julia Bergmann

EU hilft Ukraine mit 160 Millionen aus Erlös russischer Vermögenswerte 

Die Europäische Union stellt der Ukraine 160 Millionen Euro aus dem Erlös eingefrorener russischer Vermögenswerte als humanitäre Winterhilfe zur Verfügung. Hintergrund seien vor allem die erheblichen Schäden durch die russischen Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur, teilt EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen mit. Dadurch habe die Ukraine etwa neun Gigawatt an Stromproduktionskapazität eingebüßt. Das entspreche der "Leistungskapazität der drei baltischen Staaten". 

Neben der finanziellen Unterstützung werde die EU aber auch bei Reparaturen helfen und zusätzlichen Strom liefern. Zudem solle ein mit fossilem Brennstoff betriebenes Kraftwerk in Litauen abgebaut und in der Ukraine wieder aufgebaut werden  
Dominik Fürst
Dominik Fürst

Russland widerruft Rehabilitierung Tausender Stalin-Opfer

Vor dem Hintergrund zunehmender Repressionen gegen die Zivilgesellschaft hat Russland die Rehabilitierung von mehr als 4000 Opfern der Säuberungen unter Sowjetdiktator Josef Stalin widerrufen. Seit 2020 habe die Generalstaatsanwaltschaft eine Reihe von Fällen gefunden, in denen in den 1990er- und frühen 2000er-Jahren Personen rehabilitiert worden seien, die während des Zweiten Weltkriegs Vaterlandsverrat begangen hätten, sagte der offizielle Vertreter der Behörde, Andrej Iwanow, der Tageszeitung Kommersant.

Nach Angaben Iwanows handelt es sich bei den zuvor Rehabilitierten um Männer und Frauen, die mit den Nazis kooperiert haben. Sie seien teilweise freiwillig der Waffen-SS beigetreten oder den Polizeihilfstruppen oder hätten in den von den Nazis aufgebauten Organen der Selbstverwaltung gearbeitet, sagte der Beamte.

Stalin war seit Mitte der 1920er-Jahre bis zu seinem Tod 1953 in Moskau an der Macht. In die Zeit seiner Herrschaft fallen mehrere Wellen der Repression. Die größte lief von 1936 bis 1938 und wurde als Großer Terror oder verharmlosend auch als Stalinsche Säuberungen bezeichnet. Aber auch während und nach dem Zweiten Weltkrieg, in den die Sowjetunion nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf das Land 1941 eintrat, wurden Personen, die der Kollaboration mit den Nazis verdächtigt wurden, hingerichtet oder ins Straflager gesteckt. Viele dieser Opfer wurden später nach eingehender Untersuchung rehabilitiert. 
Julia Bergmann
Julia Bergmann

Russland meldet Fortschritte bei Gegenoffensive in Kursk 

Bei seiner Gegenoffensive gegen die ukrainischen Truppen in der Region Kursk kommt das russische Militär Angaben eines ranghohen Befehlshabers zufolge voran. Im Westen der russischen Grenzregion sollen die Streitkräfte demnach die beiden Dörfer Nikolajewo-Darjino und Darjino zurückerobert haben. Von diesen aus lasse sich der Ort Swerdlikowo angreifen, der den ukrainischen Truppen als Logistikzentrum dient. "Unsere gesamte Front ist nach vorne gerückt", sagt Generalmajor Apti Alaudinow. Die Angaben konnten nicht unabhängig verifiziert werden.

Ukrainische Truppen waren Anfang August nach Kursk vorgestoßen, Anfang September brachte Russland seine Gegenoffensive auf den Weg. Parallel dazu rücken die russischen Invasionstruppen Alaudinow zufolge auch im Osten der Ukraine vor. 
Julia Bergmann
Julia Bergmann

Ukraine meldet Abschuss Dutzender Drohnen 

Die ukrainische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben in der Nacht sämtliche 42 Drohnen abgeschossen, mit denen das Land von Russland angegriffen worden sei. Außerdem sei eine von vier Raketen abgefangen worden. Insgesamt sei die Luftabwehr in neun ukrainischen Regionen im Einsatz gewesen. 

Der Gouverneur der an Russland grenzenden Region Charkiw, Oleh Synjehubow, teilt mit, in dem acht Kilometer von der Front entfernten Ort Kupjansk seien sechs Menschen bei einem russischen Angriff verletzt worden. In der Stadt Charkiw seien zivile Infrastruktur, eine Schule, ein Kindergarten und zehn Wohngebäude beschädigt worden. Aus der Region Tscherkassy werden Schäden an einer Bildungseinrichtung gemeldet. 
Leopold Zaak
Leopold Zaak

Harris will kommende Woche Selenskij in Washington treffen

Die Vizepräsidentin und demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris will sich in der kommenden Woche mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij treffen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Selenskij wird in der nächsten Woche in der US-Hauptstadt Washington D.C. erwartet, um dort mit Präsident Joe Biden über einen Plan für ein Ende des Krieges zu sprechen. Am 22. und 23. September findet außerdem die Generalversammlung der Vereinten Nationen statt.

Selenskij hat in den vergangenen Wochen häufig Andeutungen zu seinem "Siegesplan" gemacht, Details nannte er aber bisher nicht. Wiederholt hatte der ukrainische Präsident auch betont, den Plan zunächst mit Biden abstimmen zu wollen. In seiner abendlichen Videoansprache am Mittwoch sagte Selenskij, er habe den Plan fertiggestellt. 

Bei dem Treffen mit Harris dürfte es wohl auch um ein mögliches Ende des Krieges gehen. Mit der Vizepräsidentin trifft Selenskij eine erklärte Unterstützerin der Ukraine. Bei der TV-Debatte mit dem Republikaner Donald Trump betonte sie das zuletzt. Trump hingegen verharrte auf seinem Standpunkt, den Krieg innerhalb kürzester Zeit beenden zu können. Ein klares Bekenntnis zur Ukraine vermied er.
Kassian Stroh
Kassian Stroh

Deutschland will weiter Kriegsversehrte behandeln

Die Bundesregierung hat sich auf weitere Mittel für die Aufnahme und Behandlung verletzter ukrainischer Soldatinnen und Soldaten geeinigt. Wie Gesundheits-, Innen- und Finanzministerium mitteilten, stellt Deutschland zusätzlich bis zu 50 Millionen Euro zur Verfügung. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs seien 1173 schwer verletzte oder schwer kranke Menschen aus der Ukraine, darunter Soldaten und Zivilisten, in deutschen Krankenhäusern versorgt worden. Viele hätten Gliedmaßen verloren und Schuss- und Explosionsverletzungen erlitten. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte, kein anderes westeuropäisches Land versorge so viele schwerstverletzte Soldaten und Zivilisten.
Maximilian Kornprobst

Ukraine bittet Rumänien um Abschuss russischer Drohnen 

Die Ukraine bittet das Nachbarland Rumänien, russische Drohnen abzuschießen, die sich dem rumänischen Luftraum nähern. Das sagte der ukrainische Außenminister, Andrij Sybiha, nach einem Treffen mit seiner rumänischen Kollegin Luminița Odobescu in Bukarest, wie die rumänische Nachrichtenagentur Mediafax berichtete. Rumänien ist Mitglied der Nato.

Seit Beginn des Angriffskriegs sind in Rumänien nahe der Grenze zur Ukraine mehrmals Trümmer russischer Drohnen abgestürzt. Kürzlich wurde eine russische Drohne etwa 45 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt über dem rumänischen Donaudelta in der Luft gesichtet. Rumänische F-16-Kampfjets stiegen auf und eskortierten das Flugobjekt, bis es ukrainischen Luftraum erreichte.

Seither diskutieren in Rumänien Politiker und Militärs darüber, ob Gesetzesänderungen notwendig sind, um feindliche Drohnen im eigenen Luftraum abzuschießen. Rumäniens Rechtslage dazu wirkt widersprüchlich: Ein Paragraf besagt, dass die Armee ihre Waffen nur zu Übungszwecken gebrauchen darf, es sei denn, es wird ein Kriegs- oder Ausnahmezustand erklärt. Ein anderer Paragraf sagt, man dürfe feindliche Flugzeuge nach Vorwarnung abschießen – und sogar ohne Vorwarnung, wenn die Zeit dafür nicht reicht.
Kassian Stroh
Kassian Stroh

Kreml wirft Nato-Generalsekretär Provokation vor

Der Kreml hat die Position von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg zu Raketenschlägen tief im Inneren Russlands scharf kritisiert. „Dieser zur Schau gestellte Wille, die Äußerungen des russischen Präsidenten nicht ernst zu nehmen, ist ein kurzsichtiger und unprofessioneller Schritt“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow laut russischen Nachrichtenagenturen. Solch eine Haltung sei „zutiefst provokant und gefährlich“.

Stoltenberg hatte der britischen Tageszeitung The Times gesagt, dass der Einsatz von Raketen mit längerer Reichweite auch auf russischem Staatsgebiet die Nato nicht in den Konflikt mit Russland hineinzöge. Dies zu behaupten sei falsch. „Nordkorea und Iran leisten erhebliche militärische Unterstützung und stellen Russland Raketen und Drohnen zur Verfügung, ohne dass sie direkt in den Konflikt verwickelt werden“, sagte der Nato-Generalsekretär. Er betonte, dass es schon viele rote Linien gegeben habe, die der russische Präsident Wladimir Putin gezogen habe und nicht eskalieren ließ. „Er hat das nicht getan, weil er weiß, dass die Nato das stärkste Militärbündnis der Welt ist“, sagte Stoltenberg.
Leopold Zaak
Leopold Zaak

Offenbar schwere Explosion in der Nähe eines russischen Munitionslagers

Die Ukraine hat Russland in der Nacht auf Mittwoch offenbar mit mehreren Drohnen angegriffen. Die Luftabwehr habe in der Nacht 54 ukrainische Drohnen über fünf russischen Regionen zerstört, berichtet die staatliche Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in Moskau.

Die Agentur erwähnt allerdings nicht die Region Twer, wo es in der Stadt Toropez offenbar eine schwere Explosion gegeben hat. Das zeigen Bilder und Videoaufnahmen, die in den sozialen Medien zu sehen sind. Auf den Bildern ist ein großer Feuerball zu sehen, außerdem gibt es mehrere Sekundärexplosionen. Die Behörden der Region teilen mit, herabstürzende Trümmer einer abgeschossenen Drohne hätten ein Feuer ausgelöst, teilweise hätten Anwohner in Sicherheit gebracht werden müssen. Wo der Brand ausgebrochen ist, dazu äußert sich Igor Rudenja, der Gouverneur der Region, nicht.

In Toropez lagert die russische Armee Waffen, Munition und Sprengstoff, worüber die russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti 2018 berichtete. Deshalb liegt der Verdacht nahe, dass die Angriffe dem Munitionslager galten. Kiew hat die Einschläge bereits als Erfolg für sich in Anspruch genommen. Der Leiter des ukrainischen Präsidentenbüros, Andrij Jermak, verbreitete eines der Videos mit dem Kommentar: „Russlands Demilitarisierung ist für die Beendigung des Terrors nötig.“

Auch andere russische Regionen berichten von ukrainischen Drohnenangriffen. Die Hälfte sei über der Grenzregion Kursk abgeschossen worden. In der Region Smolensk an der Grenze zu Belarus seien sieben ukrainische Drohnen abgeschossen worden, schreibt der dortige Gouverneur bei Telegram. Über dem Gebiet Orjol soll die Luftabwehr eine Drohne abgefangen haben, heißt es von den lokalen Behörden. Mindestens 14 ukrainische Angriffsdrohnen seien über der Brjansk an der Grenze zur Ukraine abgeschossen worden, meldet der Gouverneur der Region. Über Schäden in diesen Gebieten ist bisher nichts bekannt. 

Die Regierung in Kiew erklärt, die Angriffe richteten sich gegen Militär-, Energie- und Transportinfrastruktur, die für Moskaus Kriegsanstrengungen wichtig sei.
Dimitri Taube

Kreml erklärt Truppenaufstockung mit äußerer Bedrohung

Der Kreml hat die jüngst befohlene Aufstockung der Truppenstärke bei den russischen Streitkräften mit einer Bedrohung des Landes vom Westen her begründet. "Das wurde hervorgerufen durch eine äußerst feindliche Lage an den westlichen Grenzen und Instabilität an den östlichen Grenzen", sagte Kremlsprecher Dmitrij Peskow russischen Nachrichtenagenturen zufolge. Am Montag hatte Russlands Präsident Wladimir Putin per Dekret befohlen, die Streitkräfte auf etwa 2,4 Millionen Mann aufzustocken, darunter 1,5 Millionen Soldaten.

Das ist die dritte Erhöhung der Truppenstärke seit Beginn des von Putin befohlenen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Zur Begründung erklärte der Kremlchef damals unter anderem, der geplante Nato-Beitritt der Ukraine gefährde die nationale Sicherheit Russlands. Zu Kriegsbeginn hatte Russland etwa eine Million Soldaten unter Waffen.
Dimitri Taube

Russlands Botschafter: Situation "viel ernsthafter" als im Kalten Krieg

Der russische Botschafter in Deutschland, Sergej Netschajew, hat das offene Werben von Bundeskanzler Olaf Scholz für einen Friedensprozess begrüßt. Zugleich kritisierte der Diplomat den Westen scharf. Er verwies auf die laufende Debatte, der Ukraine in ihrem Abwehrkampf zu erlauben, vom Westen gelieferte weitreichende Waffen tief in Russland einzusetzen. Mit einer derartigen Erlaubnis wären die Nato-Länder "total im Konflikt gegen Russland" und würden klar zu Konfliktparteien, sagte Netschajew im Deutschlandfunk.

Auf die Frage nach einem Vergleich der jetzigen Situation mit der Zeit des Kalten Krieges sagte er, die Situation sei nun "viel ernsthafter". Damals habe es Regeln gegeben, die beide Seiten einhielten. "Jetzt sehen wir seitens unserer westlichen Partner, dass diese Regeln nicht eingehalten werden", behauptete Netschajew. Die Ukraine werde "gesättigt" mit allen möglichen Waffen, es gebe einen Wettbewerb, wer am meisten gebe.
© SZ/dpa/rtr/epd/KNA/Bloomberg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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