Liveblog zum Krieg in der Ukraine:Angeblich zwei wichtige russische Flieger abgeschossen

Getroffen worden sind laut ukrainischer Luftwaffe ein Frühwarnaufklärungsflugzeug und eine fliegende Kommandozentrale. Die Schweiz und die Ukraine planen einen Friedensgipfel.

Alle Entwicklungen im Liveblog

Dieser Liveblog ist archiviert und wird nicht mehr aktualisiert. Die aktuelle Berichterstattung finden Sie auf unserer Themenseite zum Krieg in der Ukraine .

Wichtige Updates

Selenskij will "Siegesplan" am 12. Oktober präsentieren

Neuer Nato-Generalsekretär zu Besuch in Kiew 

Ukraine greift russischen Militärflugplatz mit Drohnen an 

Selenskij: Russische Bombe trifft Viertel im Norden Charkiws 

Selenskij fordert gemeinsame Abwehr russischer Raketen und Drohnen

Lara Thiede
Lara Thiede

Selenskij wirbt in Sumy für seinen „Siegesplan“ im russischen Angriffskrieg

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij hat bei einem Besuch in Frontnähe bei Gesprächen mit Bewohnern und Militärs für seinen „Siegesplan“ im russischen Angriffskrieg geworben. „Der Plan besteht darin, Russland dazu zu zwingen, den Krieg auf diplomatischem Weg zu beenden“, sagte Selenskij einer Mitteilung des Präsidentenamtes zufolge in der Grenzregion Sumy. Dafür brauche das Land eine starke Position, um Moskau an den Verhandlungstisch zu zwingen.

Die Region Sumy wird aus russischer Nachbarschaft immer wieder besonders stark beschossen, weil Moskau dort den ukrainischen Truppenaufmarsch und Gegenangriffe verhindern will. Selenskij dankte den Menschen dort, dass sie das für die Ukraine wichtige Gebiet vor einer russischen Besatzung bewahrten. 

Details zu seinem „Siegesplan“, den Selenskij Ende September auch US-Präsident Joe Biden präsentiert hatte, gab das Präsidentenamt in Kiew bislang nicht bekannt. Klar ist aber, dass der ukrainische Präsident von den westlichen Verbündeten etwa die Freigabe von Waffen mit hoher Reichweite erwartet, um damit militärische Ziele auch im russischen Hinterland anzugreifen.
Nadja Tausche
Nadja Tausche

Selenskij will "Siegesplan" am 12. Oktober präsentieren

Der ukrainische Präsident kündigt an, den Plan beim Treffen der sogenannten Ramstein-Kontaktgruppe am kommenden Samstag vorzulegen. Das teilt Wolodimir Selenskij auf Telegram mit. Der Plan beinhalte klare und konkrete Schritte für ein gerechtes Ende des Krieges, heißt es. Bei dem Treffen auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein wird unter anderem US-Präsident Joe Biden erwartet. Er will dort die Bemühungen der mehr als 50 Länder koordinieren, die Kiew in ihrem Abwehrkampf unterstützten.

Selenskij hatte bereits mehrfach von seinem "Siegesplan" gesprochen. Er überreichte ihn auch bei seinem USA-Besuch im vergangenen Monat sowohl Präsident Joe Biden als auch den beiden Präsidentschaftskandidaten, Kamala Harris und Donald Trump. Details zu dem Plan hat die Ukraine bisher aber nicht veröffentlicht, der genaue Inhalt ist nach wie vor unbekannt. Sicher dürfte sein, dass es um die Vorstellung der Ukraine für ein Ende des russischen Angriffskrieges geht.

Ein Sprecher des US-Außenministeriums hatte gesagt, der Plan beinhalte einige produktive Vorschläge. Das Wall Street Journal berichtete dagegen unter Berufung auf US-Vertreter, es handele sich lediglich um die bekannten Forderungen nach mehr Waffen und die Erlaubnis, Raketen mit längerer Reichweite einsetzen zu dürfen. Eine umfassende Strategie gebe es nicht.
Corinna Koch
Corinna Koch

US-Experten erwarten Abschwächung russischer Bodenoffensive

US-Militärexperten erwarten bald eine Abschwächung der Bodenoffensive russischer Truppen im Osten der Ukraine. „Die gegenwärtige Sommeroffensive wird absehbar ihren Höhepunkt in den kommenden Wochen oder Monaten erreichen“, schrieb das Institut für Kriegsstudien (ISW) in seinem jüngsten Bericht. Danach werde sich das Tempo der russischen Angriffe verlangsamen.

Als Grund nannten die Beobachter, dass die von der russischen Armeeführung für die Offensive eingeplanten Truppen dezimiert und die Reserven erschöpft seien. Die Armee müsse ihre Kräfte zwischen den Angriffen im Donbass, der stecken gebliebenen Offensive im Gebiet Charkiw und der Abwehr ukrainischer Truppen im russischen Gebiet Kursk teilen. "Russische Kräfte haben nicht das Personal und Material, um die intensiven Offensivanstrengungen dauerhaft fortzusetzen", heißt es im Bericht. 
Nadja Tausche
Nadja Tausche

Brände in zwei russischen Tanklagern ausgebrochen

In zwei Tanklagern in Russland sind in der Nacht auf Freitag Brände ausgebrochen. Ein großes Feuer mit brennenden Treibstofftanks gab es in einem Dorf bei Perm am Ural, etwa 1700 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Das teilte der russische Katastrophenschutz mit. Von einem Drohnenangriff war nicht die Rede, auch wenn ukrainische Drohnen mittlerweile solche Entfernungen überwinden können. Der Katastrophenschutz nannte fahrlässigen Umgang mit Feuer oder einen Kurzschluss als mögliche Ursache. 

Bei einem Feuer im Gebiet Woronesch gab der dortige Gouverneur dagegen einen ukrainischen Drohnenangriff als Ursache an. Teile einer abgefangenen Kampfdrohne seien in das Lager gefallen und hätten eine leere Zisterne in Brand gesetzt, schrieb Alexander Gussew auf Telegram. Die Ukraine hat bereits mehrfach gezielt Raffinerien und Treibstofflager im russischen Rückraum attackiert - so soll die Versorgung der russischen Armee gestört werden.
Lara Thiede
Lara Thiede

Ukraine verstärkt Verteidigung im Osten

Der Befehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, General Oleksandr Syrskij, ordnet die Verstärkung der Verteidigungsanlagen in der östlichen Region Donezk an. Syrskij teilte in den sozialen Medien mit, dass er mit der 25. Sicheslav-Luftlandebrigade an "einem der wichtigsten Frontabschnitte" arbeite. 

Trotz des überraschenden Einmarsches Kiews in die westliche russische Region Kursk im August, von dem die Ukraine gehofft hatte, dass er den russischen Vormarsch verlangsamen würde, rücken russische Truppen in verschiedenen Sektoren der Ostukraine stetig vor. Die Entscheidung Syeskijs erfolgt einen Tag nachdem die ukrainischen Streitkräfte bekannt gaben, dass sie die seit mehr als zwei Jahren verteidigte Stadt Wuhledar im Osten der Ukraine an russische Truppen verloren haben. 
Julia Hippert
Julia Hippert

Neuer Nato-Generalsekretär zu Besuch in Kiew 

Mark Rutte besucht nur zwei Tage nach seinem Amtsantritt die Ukraine. Das Land müsse weiter in seinem Kampf gegen Russland unterstützt werden, weil „ihre Sicherheit für unsere Sicherheit wichtig ist“, sagte er bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij in Kiew. Gemeinsam habe man die Bereiche erörtert, in denen die Ukraine weitere Unterstützung benötige und wie die Nato daran arbeite, diese zu leisten. Das Bündnis stehe an der Seite der Ukraine.

Rutte betonte zudem, dass die Ukraine der Nato näher sei als je zuvor. Das Land werde diesen Weg fortsetzen, bis es Mitglied der Nato werde. Selenskyj unterstrich in einem Beitrag auf X, dass das wichtigste Ziel der Ukraine sei, ein vollwertiges Mitglied der Allianz zu werden. 

Rutte bespricht mit Selenskij auch dessen "Siegesplan".  Der ukrainische Präsident sagte, er würde sich wünschen, dass die Alliierten iranische Raketen und Drohnen auch in der Ukraine derart abschießen würden, wie sie dies in Israel getan hätten. Zudem wiederholt er seine Forderung, an die Ukraine gelieferte westliche Waffen auch gegen Ziele tief auf russischem Gebiet einsetzen zu dürfen.

Der Besuch von Rutte ist ein wichtiges Signal für Kiew. Ruttes Vorgänger Stoltenberg warb in der Vergangenheit beharrlich für eine größtmögliche Unterstützung der Ukraine mit westlichen Waffensystemen. Die Ukraine kann darauf hoffen, dass Rutte diesen Kurs fortsetzt. 

Zu seinem Amtsantritt am Dienstag hatte Rutte weiter die volle Unterstützung für den Abwehrkampf der Ukraine gegen die russische Invasion gefordert. „Wir müssen dafür sorgen, dass die Ukraine als souveräne, unabhängige, demokratische Nation bestehen kann“, sagte der Niederländer im Hauptquartier der Allianz in Brüssel. Denn eine unabhängige, demokratische Ukraine kämpfe für Frieden und Stabilität in Europa. Wenn Russland in der Ukraine gewinne, würde sich „unsere Sicherheitslage in einem viel schwierigeren Zustand befinden“.  

Rutte hatte schon vor seinem Amtsbeginn bei der Nato mehrfach klargemacht, dass die Ukraine westliche Waffensysteme aus seiner Sicht ohne Einschränkungen gegen Russland nutzen können sollte. So wurde in seiner Amtszeit als Ministerpräsident der Niederlande auch beschlossen, der Ukraine niederländische F-16-Kampfflugzeuge zur Verfügung zu stellen. 
Julia Hippert
Julia Hippert

Ukraine greift russischen Militärflugplatz mit Drohnen an 

Ukrainische Kampfdrohnen haben in der Nacht zum Donnerstag den russischen Militärflughafen Borissoglebsk im Gebiet Woronesch angegriffen. Ziel seien dabei Arsenale mit Gleitbomben, Kampfjets des Typs Suchoi und Treibstoffdepots gewesen, berichteten mehrere ukrainische Medien unter Berufung auf Quellen beim Geheimdienst SBU. Konkrete Angaben zu Schäden machten sie nicht. Der Luftwaffenstützpunkt liegt gut 340 Kilometer von ukrainisch kontrolliertem Gebiet entfernt.

Zuvor hatte der Gouverneur des Gebiets Woronesch, Alexander Gussew, bei Telegram über ukrainische Drohnenangriffe informiert. Dabei sollen etwa 30 abgefangen worden sein. An mehr als einem Dutzend Häusern habe es Schäden durch herabstürzende Trümmerteile gegeben. Eine Frau sei mit Splitterverletzungen mittleren Grades in ein Krankenhaus eingeliefert worden.
Katja Guttmann
Katja Guttmann

Selenskij: Russische Bombe trifft Viertel im Norden Charkiws 

Bei einem neuen russischen Bombenangriff auf das Wohnviertel Saltiwka im Norden der ostukrainischen Großstadt Charkiw sind nach ukrainischen Angaben mindestens zehn Menschen verletzt worden, darunter ein dreijähriges Kind. Das teilt Bürgermeister Ihor Terechow mit. Nach Angaben des Gouverneurs der Region, Oleh Synjehubow, wurde das Gebäude im Stadtteil Saltiwka zwischen dem dritten und vierten Stock getroffen. Mehrere Etagen seien zerstört worden. Es wird befürchtet, dass sich noch Menschen unter den Trümmern befinden. Bereits am Mittwochabend hatte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij im sozialen Netzwerk X von dem Angriff berichtet. Er veröffentlicht auch ein Video, auf dem unter anderem schwere Zerstörungen und ein brennendes Auto zu sehen waren.

Rettungskräfte seien im Einsatz, um nach möglichen weiteren Betroffenen zu suchen, hieß es. „Damit solche russischen Angriffe aufhören, muss die Ukraine die erforderliche und vor allem ausreichende Unterstützung aus der Welt, von Partnern, erhalten“, so Selenskij. Die Staatenführer wüssten genau, was zu tun ist und müssten noch entschlossener handeln, meinte er. Der ukrainische Präsident fordert seit Monaten die Lieferung und die Freigabe von Waffen mit großer Reichweite, um damit Ziele im russischen Hinterland zu treffen. Bisher gelten für den Einsatz solcher Waffen Beschränkungen. 
Katja Guttmann
Katja Guttmann

Selenskij fordert gemeinsame Abwehr russischer Raketen und Drohnen

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij hat angesichts der schwierigen militärischen Lage im Kampf gegen den russischen Angriffskrieg vom Westen eine entschlossenere Hilfe der internationalen Partner gefordert. Als Vorbild sieht er dabei die Verteidigung Israels gegen die iranischen Raketenangriffe. „Jedes Mal im Nahen Osten während der brutalen iranischen Angriffe sehen wir die Zusammenarbeit der internationalen Koalition“, sagte Selenskij in seiner in Kiew veröffentlichten abendlichen Videoansprache. Er dankte allen Staaten, die dabei helfen, die ukrainische Flugabwehr zu stärken. Aber es sei mehr möglich.

„Und wir können eine noch größere Wirksamkeit erreichen. Wir können dem russischen Terror ein Ende setzen, indem wir Shahed-Drohnen abschießen, indem wir in Zusammenarbeit Raketen abschießen“, sagte der ukrainische Präsident mit Blick auf russische Angriffe auch nahe der Grenze von Nato-Mitglied Rumänien. Dort hätten die russischen Drohnen zivile Infrastruktur, einen Fährhafen, Lastwagen und eine Lagerhalle mit Getreide im Visier gehabt.
Katja Guttmann
Katja Guttmann

Weitere deutsche Agrar-Unterstützung für Ukraine

Für die Ukraine sind Agrarausfuhren im Krieg ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Bundesagrarminister Cem Özdemir hat Kiew deshalb weitere Unterstützung für ihre Landwirtschaft zugesichert. „Das Rückgrat der ukrainischen Wirtschaft ist der Agrarsektor, der massiv unter den anhaltenden und gezielten Angriffen leidet“, sagte der Grünen-Politiker nach dem Antrittsbesuch seines neuen Amtskollegen Witalij Kowal in Berlin. Deutschland werde die Ukraine weiter unterstützen, dass sie Agrarprodukte exportieren und Einnahmen generieren könne, um sich und ihre Souveränität zu verteidigen.

Özdemir sagte, sein Ministerium werde unter anderem 900 000 Euro in Form von Gutscheinen bereitstellen. Dies soll 1 600 ländlichen Haushalten in den frontnahen Regionen Cherson und Odessa ermöglichen, Saatgut und landwirtschaftliche Betriebsmittel für die Aussaat im kommenden Frühjahr zu kaufen. Der Grünen-Politiker wandte sich gegen „russische Desinformation“ wonach ukrainische Exporte etwa für niedrige Weizenpreise hierzulande verantwortlich seien. „In Deutschland machte ukrainischer Weizen im vergangenen Jahr nur 1,8 Prozent der importierten Gesamtmenge aus. Ich warne ausdrücklich davor, der russischen Propaganda zu glauben oder sie weiterzuverbreiten.“
Corinna Koch
Corinna Koch

Kriegsgegner wegen Sabotage zu bis zu 23 Jahren Haft verurteilt

Wegen Sabotage sind 13 junge Kriegsgegner in Russland zu hohen Strafen verurteilt worden. Ein Militärgericht in der Stadt Tschita im Osten des Landes verhängte bis zu 23 Jahre Haft gegen die Männer, die zum Zeitpunkt ihrer Festnahme im Frühjahr 2023 zwischen 17 und 20 Jahren alt waren. Das Gericht befand sie einer Mitteilung nach für schuldig, 13 Anschläge auf Bahn- und Energieversorgungsanlagen begangen zu haben. Die Taten seien zwischen Dezember 2022 und Januar 2023 in Moskau sowie im sibirischen Gebiet Krasnojarsk verübt worden. Der Gruppe wird außerdem vorgeworfen, die Zerstörung eines strategischen Bombers auf einem Luftwaffenstützpunkt im Fernen Osten geplant zu haben. 

Immer wieder entgleisen in Russland Züge oder Trafokästen brennen - mutmaßlich im Widerstand gegen den Krieg in der Ukraine. Unklar ist oft, ob die Täter aus eigenem Antrieb oder auf Betreiben des ukrainischen Geheimdienstes handelten. 
Kassian Stroh
Kassian Stroh

Kreml: Putin und Scholz haben sich nichts zu sagen

Der Kreml hat kühl auf Spekulationen über ein bevorstehendes Telefonat zwischen Bundeskanzler Olaf Scholz und Russlands Präsident Wladimir Putin reagiert. „Auf den ersten Blick gibt es keine gemeinsamen Themen (für ein Gespräch), unsere Beziehungen wurden faktisch auf den Nullpunkt geführt und nicht auf unsere Initiative hin“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow laut russischen Nachrichtenagenturen. Putin sei und bleibe aber offen für einen Dialog. 

Scholz hatte zuletzt im Dezember 2022 mit Putin telefoniert. Dabei hatte er eine diplomatische Lösung und den Rückzug russischer Truppen aus der Ukraine gefordert. Zuletzt hat Scholz offenbar darüber nachgedacht, wieder einmal mit dem Machthaber in Moskau zu sprechen. Konkrete Pläne dafür gibt es aber wohl keine. 
Julia Hippert
Julia Hippert

Ukraine verliert im Osten ihren Vorposten Wuhledar 

Die Ukraine hat einen seit mehr als zwei Jahren verteidigten Vorposten an der Front im Osten des Landes verloren: die Bergarbeiterstadt Wuhledar. Nach mehrmonatigen Angriffen rückten russische Truppen in die stark zerstörte Stadt im Gebiet Donezk ein, die vor dem Krieg knapp 15 000 Einwohner hatte. Die für das Gebiet zuständige Streitkräftegruppe der Ukraine teilte mit, das Oberkommando habe den Abzug der letzten Einheiten genehmigt, um Personal und militärische Ausrüstung zu retten. Russische Militärblogs veröffentlichten Fotos von russischen Flaggen auf mehreren Gebäuden. 
SZ Grafik
Die Situation in der Ostukraine hat sich seit dem ukrainischen Vorstoß ins russische Grenzgebiet Kursk im August und der Verlegung von mehreren Brigaden aus der Ostukraine in das neue Operationsgebiet verschlechtert. Mehrere Kleinstädte konnten seither von russischen Truppen erobert werden. Im Fall Wuhledar erlittet die russische Armee bei ihren Eroberungsversuchen mehrmals hohe Verluste. Zuletzt gelang es den russischen Truppen, die zur Festung ausgebaute Stadt im Osten und Westen zu umgehen und nahezu einzukreisen. Im Lageberichte des ukrainischen Generalstabs vom Dienstagmorgen war noch die Rede von Kämpfen um Wuhledar, in den Berichten für den Nachmittag und Abend aber schon nicht mehr. Die russischen Angriffe konzentrierten sich auf das nächstgelegene Dorf Bohojawlenka, hieß es. 

Die Nacht zum Mittwoch begann für mehrere Gebiete im Norden und in der Mitte des Landes erneut mit Luftalarm. Die ukrainische Luftwaffe ortete zahlreiche russische Kampfdrohnen. 
Katja Guttmann
Katja Guttmann

Scholz erwägt Telefonat mit Putin - kein konkreter Termin

Der deutsche Bundeskanzler hat Telefonate mit dem russischen Präsidenten immer damit begründet, dass sie die seltene Gelegenheit böten, den Kremlchef mit der Wirklichkeit zu konfrontieren. Wladimir Putin wiederum dürfte sich dafür interessieren, wie es um die Durchhaltefähigkeit der westlichen Unterstützer der Ukraine bestellt ist. Im kleineren Kreis hat Scholz zuletzt laut darüber nachgedacht, dass der Augenblick für ein Telefonat in den nächsten Wochen oder Monaten gekommen sein könnte. Nach einem Bericht der Zeit über ein bevorstehendes Gespräch wurde im Kanzleramt allerdings versichert, dass es keinen konkreten Plan und Termin für ein erneutes Telefongespräch gebe. 

Das letzte Telefonat des Kanzlers mit dem Kremlchef liegt mittlerweile 22 Monate zurück. Am 2. Dezember 2022 hatte Scholz bei Putin angerufen und dabei nach Angaben von Regierungssprecher Steffen Hebestreit „insbesondere die russischen Luftangriffe gegen zivile Infrastruktur in der Ukraine verurteilt“.

SZ-Korrespondent Daniel Brössler berichtet über ein mögliches Telefonat des Kanzlers mit Moskau:
Kassian Stroh
Kassian Stroh

Neuer Nato-Generalsekretär betont Unterstützung der Ukraine 

Zu seinem Amtsantritt fordert der neue Nato-Generalsekretär Mark Rutte weiter volle Unterstützung für den Abwehrkampf der Ukraine gegen die russische Invasion. „Wir müssen dafür sorgen, dass die Ukraine als souveräne, unabhängige, demokratische Nation bestehen kann“, sagte der Niederländer im Hauptquartier der Allianz in Brüssel. Denn eine unabhängige, demokratische Ukraine kämpfe für Frieden und Stabilität in Europa. Wenn Russland in der Ukraine gewinne, würde sich „unsere Sicherheitslage in einem viel schwierigeren Zustand befinden“.
Es ist richtig, die Ukraine zu unterstützen. Dies ist auch eine Investition in unsere eigene Sicherheit.
Nato-Generalsekretär Mark Rutte
Vom Wechsel an der Nato-Spitze erwartet Russland von der Nato keine Kursänderung. In der Bündnispolitik werde es nichts Neues oder Bedeutendes geben, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow laut russischen Nachrichtenagenturen. Als niederländischer Regierungschef habe Rutte mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in der Vergangenheit wiederholt Gespräche geführt. Eine Zeit lang habe man in Moskau gehofft, dass gute und pragmatische Beziehungen aufgebaut werden könnten. „Aber dann war klar, dass die Niederlande eine ziemlich unversöhnliche Position eingenommen haben, eine Position des kompletten Ausschlusses von Kontakten mit unserem Land“, sagte Peskow.

Die Beziehungen zwischen Russland und den Niederlanden sind auch deshalb zerrüttet, weil vor zehn Jahren der Linienflug MH17 von Amsterdam nach Malaysia über der damals von prorussischen Separatisten kontrollierten Ostukraine abgeschossen wurde. Alle 298 Menschen an Bord, die meisten waren Niederländer, starben bei dem Angriff mit einer russischen Rakete.
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SZ PlusUkraine
:In der Hölle von Robotyne

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Von Florian Hassel (Text und Fotos)

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