Ukraine-Krieg:Kameras an deutschen Autobahnen offline

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Offline für die Sicherheit: Bilder von Verkehrskameras sind in diesen Tagen nicht im Netz zu finden. (Foto: Moritz Frankenberg/DPA)

Verräterisch: Was Verkehrskameras an deutschen Autobahnen mit dem Ukraine-Krieg zu tun haben.

Von Markus Balser, Berlin

Für manchen Pendler gehört der Blick auf die Verkehrskameras im Netz zur morgendlichen Routine. Ist der Weg ins Büro über die Autobahn frei? Die weit mehr als 1000 Live-Kameras, die bundesweit Bilder von deutschen Fernstraßen liefern, geben Autofahrern, aber auch Speditionen oder den Einsatzzentralen von Rettungsdiensten wichtige Hinweise über die Verkehrslage in Deutschland. Doch seit einigen Tagen liefern die einschlägigen Webseiten im Netz und der App der bundeseigenen Autobahngesellschaft keine Bilder mehr. Unisono melden die Internetangebote ein fehlendes Signal.

Am Montag bestätigte nun das Bundesverkehrsministerium auch offiziell, dass die Kameras derzeit keine Bilder liefern können. Ein Sprecher des Ministeriums stellte klar: Schuld ist keine Panne. Das Ressort von Minister Volker Wissing (FDP) hat die Bilder der Kameras wegen des Kriegs in der Ukraine und dessen Folgen bewusst aus dem Netz nehmen lassen. Denn die Daten gelten in den Behörden inzwischen als sicherheitsrelevant.

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Schließlich rollen in diesen Tagen immer wieder größere Konvois mit militärischem Gerät über hiesige Autobahnen. Deutschland fungiert für einige Nato-Partner derzeit als eine Art Drehscheibe. Zum einen wird militärisches Gerät aus mehreren Ländern an die Ostflanke des Bündnisses gebracht. Die politischen Beschlüsse werden so praktisch umgesetzt. Als Reaktion auf die russische Invasion in die Ukraine planen Nato-Staaten zudem unter der Federführung der USA verschiedene Manöver. Auch dafür wird derzeit Material über Zugstrecken und Autobahnen geliefert.

In sozialen Netzwerken kursieren Aufnahmen von Panzertransporten

Russland soll über den Transport dieses Materials nun wohl zumindest nicht über öffentlich zugängliche Kanäle informiert werden. Die Kameras stünden "wegen der aktuellen sicherheitspolitischen Entwicklungen in Europa derzeit nicht zur Verfügung", sagt ein Sprecher des Verkehrsministeriums. Man hoffe aber, dass der Dienst bald wieder angeboten werden könne, sagte der Sprecher am Montag weiter.

Fraglich ist allerdings, ob der Übertragungsstopp wirklich dazu führt, dass sich die Detail-Informationen nicht verbreiten. Denn in sozialen Netzwerken kursieren derzeit so einige Bild- und Videoaufnahmen von Panzer- und anderen Materialtransporten durch Deutschland - aufgenommen meist von erstaunten Autofahrern.

Zuletzt waren etwa auf der A6 Schwertransporte der Bundeswehr mit Panzern zu sehen. Auch aus amerikanischen Standorten, etwa in Baden-Württemberg, wurden starke Bewegungen gemeldet. Von Hessen aus waren Konvois mit Panzern über die A4 in Richtung Erfurt unterwegs.

Allein die Autobahn GmbH des Bundes, die das gesamte deutsche Autobahnnetz von 13 000 Kilometer Länge und eine Verkehrszentrale betreibt, hat weiter Zugriff auf die Autobahn-Webcams im Bundesgebiet. Das Abschalten habe keinen Einfluss auf die Überwachung des Verkehrs, heißt es in der Bundesregierung weiter. Die Kameras könnten weiter genutzt werden. Sie würden derzeit nur keinen öffentlich einsehbaren Livestream übertragen.

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