Krieg in der Ukraine:Keine Kampfjets aus Polen

Krieg in der Ukraine: Ein "MiG-29"-Kampfjet der polnischen Luftwaffe fliegt bei einer Luftfahrt-Schau im polnischen Radom.

Ein "MiG-29"-Kampfjet der polnischen Luftwaffe fliegt bei einer Luftfahrt-Schau im polnischen Radom.

(Foto: Michael Walczak/dpa)

Warschau und Washington hatten mit der Lieferung an die Ukraine geliebäugelt - nun scheint das vom Tisch zu sein.

Von Paul-Anton Krüger, Berlin

Es sind vier Tweets, die vorerst die Idee begraben haben dürften, der Ukraine Kampfjets sowjetischer Bauart aus Nato-Ländern zur Verfügung zu stellen. Der Sprecher des Pentagon, John Kirby, schrieb, dieser Vorschlag Polens zeige "nur einige der Komplexitäten", die sich im Zusammenhang mit der Sicherheitskooperation mit der Ukraine stellten, nicht zuletzt also mit Waffenlieferungen. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hatte gesagt, was sein Land am dringendsten brauche, seien Jagdflugzeuge, Flugzeuge für Angriffe auf Bodenziele und Luftverteidigungssysteme. Wenn sein Land im Krieg mit Russland "den Himmel verliert, wird es viel mehr Blut am Boden kosten".

Kuleba äußerte sich nach einem Treffen mit seinem US-Kollegen Antony Blinken am Sonntag, und Blinkens Äußerungen nährten Spekulationen, dass Kampfjets vom Typ Mikojan-Gurewitsch MiG-29 aus polnischen Beständen an die Ukraine geliefert werden könnten - ukrainische Piloten kennen diese Flugzeuge. Blinken sagte, man schaue sich diese Option "sehr aktiv an", bezog dies aber vor allem auf die Frage, ob die USA Polen gebrauchte F-16-Jets liefern könnten als Ersatz für die mehr als 20 MiG-29, die noch von zwei Jagdgeschwadern der polnischen Luftwaffe geflogen werden.

Auch Scholz ist gegen die Lieferung

Polen allerdings schloss eine direkte Lieferung oder Überführung der Maschinen in die Ukraine aus. Über solche Waffensysteme müsse die Nato gemeinsam entscheiden, sagte Premier Mateusz Morawiecki am Dienstag. Polen könne keine eigenständigen Schritte unternehmen, weil es nicht an diesem Krieg beteiligt sei. Zugleich schlug das Außenministerium in Warschau vor, die Flugzeuge auf den US-Stützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz zu überführen und sie dort den US-Streitkräften zu überlassen.

Die Aussicht, dass Kampfflugzeuge "zur Verfügung der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika" von einem US- oder Nato-Stützpunkt in Deutschland in den Luftraum einfliegen, der zwischen Russland und der Ukraine umkämpft ist, "gibt Anlass zu ernsthafter Besorgnis für die gesamte Nato-Allianz", ließ Pentagon-Sprecher Kirby wissen. "Wir glauben nicht, dass Polens Vorschlag tragbar ist." Russland hatte gewarnt, dies als Kriegseintritt zu werten. Das Angebot war offenkundig nicht vorab mit Washington besprochen und ist auch technisch problematisch: Die polnischen Jets sind auf Nato-Standard umgerüstet worden, etwa beim Funk. Das müsste rückgängig gemacht werden.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) lehnte den Vorstoß ebenfalls ab. Man müsse sehr genau überlegen, "was wir konkret tun. Und dazu gehören ganz sicherlich keine Kampfflugzeuge", sagte er am Mittwoch in Berlin. Skeptisch hatte sich zuvor auch schon Außenministerin Annalena Baerbock gezeigt.

Teile der ukrainischen Luftwaffe sind offenbar ungeachtet der massiven Angriffe der russischen Armee auf Flugplätze in der Ukraine noch intakt, die Flugzeuge werden derzeit aber kaum eingesetzt, wohl auch wegen der weitreichenden russischen Luftabwehrsysteme. Der russischen Armee ist es aber offenbar nicht gelungen, die unangefochtene Lufthoheit über der Ukraine zu erlangen. Immer wieder werden Kampfjets von der ukrainischen Luftabwehr abgeschossen.

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