Überwachungsskandal:Bolivien, Venezuela und Nicaragua bieten Snowden Asyl

Venezuela, Nicaragua offer Snowden asylum

Whistleblower Edward Snowden auf einer Aufnahme vom 6. Juni

(Foto: AFP)

Frei leben von der "imperialistischen Verfolgung Nordamerikas": US-Whistleblower Edward Snowden versteckt sich seit zwei Wochen im Moskauer Flughafen vor seinen Häschern. Jetzt bieten bieten ihm gleich drei lateinamerikanische Staatschefs Asyl an.

Die Flucht des ehemaligen US-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden könnte doch noch gelingen. Nachdem zahlreiche Regierungen Anträge auf politisches Asyl abgelehnt haben, kommt nun überraschend Hilfe aus Lateinamerika.

Der venezolanische Präsident Nicolas Maduro bot Snowden Asyl an. "Als Staats- und Regierungschef der Bolivarianischen Republik von Venezuela habe ich mich entschieden, dem jungen Amerikaner Edward Snowden humanitäres Asyl anzubieten", sagte der Sozialist Maduro bei einer Militärparade. "Er soll in das Vaterland von Bolívar und Chávez kommen und frei von der imperialistischen Verfolgung Nordamerikas leben können."

Kurz zuvor hatte bereits Nicaraguas Staatschef Daniel Ortega dem flüchtigen US-Bürger Asyl in Aussicht gestellt. "Wir sind ein offenes Land und respektieren das Recht auf Asyl", sagte Ortega vor Anhängern in der Hauptstadt Managua. "Wenn es die Umstände zulassen, nehmen wir Snowden gerne auf und gewähren ihm Asyl hier in Nicaragua." Snowden habe vor einigen Tagen bei der nicaraguanischen Botschaft in Russland Asyl beantragt.

Auch Bolivien werde Snowden Zuflucht gewähren, wenn dieser einen Asylantrag in dem Land stelle, sagte der bolivianische Präsident Evo Morales bei einer Rede in Oruro. Einer bolivianischen Regierungsmaschine mit Morales an Bord war in der Nacht zum Mittwoch der Überflug über mehrere europäische Länder verweigert worden, weil Snowden an Bord vermutet worden war.

Fall Snowden belastet Beziehungen

Snowden hat in insgesamt 27 Staaten Asylanträge gestellt. Eine ganze Reihe von Ländern wies die Gesuche bereits zurück, darunter auch Deutschland. Klare Absagen gab es außerdem aus Brasilien, Indien und Polen.

Es war zunächst nicht klar, wie Snowden auf die Offerten reagiert - oder wie er dort hinkommen könnte. Aus Russland waren zuletzt Zeichen von Ungeduld gekommen. Moskau hatte deutlich gemacht, dass eine anhaltende Hängepartie die Beziehungen zu den USA belasten könnten.

Der IT-Spezialist Snowden hatte zuletzt für den US-Abhördienst NSA gearbeitet und war Ende Mai mit geheimen Dokumenten von Hawaii nach Hongkong geflohen. Von dort aus machte er massive Ausspäh- und Abhörprogramme der USA und des britischen Geheimdienstes öffentlich. Die Justizbehörden der Vereinigten Staaten suchen ihn seitdem wegen Geheimnisverrats. Trotz eines US-Auslieferungsgesuchs ließ Hongkong Snowden nach Moskau ausreisen.

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