Überschwemmungen in Russland:Zahl der Todesopfer steigt auf mindestens 150

Häuser wurden innerhalb weniger Minuten überflutet, das Wasser stand bis zu sieben Meter hoch: Bei den Überschwemmungen in Russland sind bislang mindestens 150 Menschen ums Leben gekommen. Präsident Putin kündigte eine lückenlose Aufklärung der Katastrophe an.

Die Zahl der Todesopfer nach den verheerenden Überschwemmungen im Süden Russlands ist auf mindestens 150 gestiegen. Rettungskräfte hätten in der Urlaubsregion Krasnodar am Schwarzen Meer weitere Leichen geborgen, meldete die Agentur Interfax unter Berufung auf das Innenministerium. Rund 3000 Menschen seien aus dem Gebiet in sichere Unterkünfte gebracht worden, teilten die Rettungskräfte mit.

Kreml-Chef Wladimir Putin hat eine lückenlose Aufklärung der Katastrophe angekündigt. Er verschaffte sich am Samstag bei einem Helikopterflug einen Überblick über die Situation in der überfluteten Region Krasnodar. Danach habe Putin mit Mitarbeitern des Zivilschutzes über die weiteren Rettungsarbeiten beraten, meldete Interfax.

Putin sagte, es werde überprüft, ob die Behörden die Bevölkerung rechtzeitig gewarnt hätten. Auch werde Vermutungen von Einwohnern der Stadt Krimsk nachgegangen, wonach die Flutung eines staatlichen Wasserreservoirs dort zu dem Hochwasser beigetragen habe. Der Präsident kündigte zudem finanzielle Hilfe für die Opfer an. Der Chef der russischen Ermittlungsbehörde, Alexander Bastrykin, leitete unterdessen ein Strafverfahren gegen Unbekannt wegen fahrlässiger Tötung ein.

Keine Warnung vor dem Unglück

Die Bewohner der Region Krasnodar wurden nach Angaben der Behörden in der Nacht zum Samstag im Schlaf von den durch heftige Regenfälle ausgelösten Fluten überrascht. Die Behörden sprachen von der schlimmsten Naturkatastrophe in der Region seit Jahrzehnten. Die meisten Todesopfer gibt es im Bezirk Krimsk, wo der Fluss Bakanka über die Ufer trat. Weitere Tote wurden aus dem Badeort Gelendschik am Schwarzen Meer und aus der Hafenstadt Noworossijsk gemeldet.

Eine Bewohnerin der Stadt Krimsk sagte, die Behörden hätten keine Warnung ausgegeben, das Unglück sei völlig überraschend gekommen. "Das Wasser stieg sehr schnell, die Erdgeschosse wurden in fünf bis zehn Minuten überflutet, das Wasser riss Bordsteinkanten weg und sogar Stücke vom Asphalt", berichtete sie. Eine Frau habe die Nacht auf einem Baum verbringen müssen, bevor sie gerettet werden konnte. Spuren an den Häuserwänden zeigten, dass die Fluten in der Stadt bis zu sieben Meter hoch gestiegen waren. Nach Behördenangaben sind mindestens 13.000 Menschen von den Überschwemmungen betroffen.

Busunglück mit Todesopfern aus Russland

Russland wurde am Wochenende von einem weiteren Unglück erschüttert: Bei einem Busunglück in der Ukraine kamen 14 russische Pilger ums Leben. Weitere 29 Menschen erlitten zum Teil schwere Verletzungen, wie die ukrainischen Behörden mitteilten. Der Bus mit 41 russischen Pilgern und zwei ebenfalls russischen Busfahren geriet am Samstagmorgen aus ungeklärter Ursache auf die Gegenfahrbahn und kippte um.

Die aus dem Westen Russlands stammenden Pilger waren auf dem Weg in ein orthodoxes Kloster in der Ukraine. Der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch bekundete in einem Brief an seinen russischen Kollegen Wladimir Putin den Familien der Opfer sein Mitgefühl. Er ordnete eine genaue Untersuchung des Unfalls an.

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