Süddeutsche Zeitung

Überschuss:Geld für Europa

Berlin sollte ein Investitionssignal für Europa geben.

Von Alexander Mühlauer

Es ist eine Zahl, die so manchen in Europa mit einer Mischung aus Bewunderung und Verzweiflung nach Berlin blicken lässt: 18,5 Milliarden Euro. So hoch fiel der Haushaltsüberschuss im ersten Halbjahr aus. Ein Rekord. Und eine Summe, die einmal mehr die ökonomische Macht der Bundesrepublik symbolisiert. Keine Frage, die deutsche Wirtschaft ist ein Vorbild für die EU; die deutsche Wirtschaftspolitik ist es leider nicht.

18,5 Milliarden - und was macht die Bundesregierung? Sie will weiter sparen. Dabei wäre es im gesamteuropäischen Interesse, wenn Deutschland mehr investieren würde: in Infrastruktur, Bildung und Wohnungsbau. Berlin würde damit ein Signal setzen, das auch wirtschaftlich schwächelnde Staaten auf einen Weg des Wachstums bringen kann. Denn genau das ist es ja, was fehlt: Impulse für Investitionen, die trotz niedriger Zinsen und Energiepreise nicht kommen wollen. Es wäre Zeit für ein großes europäisches Investitionsprogramm - ohne dabei nötige Strukturreformen zu vernachlässigen.

Dieser Weg ist nicht nur im Sinne wirtschaftlich angeschlagener Länder wie Italien und Frankreich. Dieser Weg ist auch im Interesse Deutschlands. Denn wenn Europas Wirtschaft weiter so langsam wächst, gewinnen Anti-EU-Populisten immer stärker an Zulauf. Hält diese Entwicklung an, verliert Deutschland wertvolle Verbündete, für die Europa ein Versprechen hatte: Wohlstand für alle.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3134072
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 25.08.2016
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.