Der Terrorist Amedy Coulibaly soll seinen Überfall auf einen koscheren Pariser Supermarkt im Januar mit einer Kamera gefilmt haben, die er an seinem Körper befestigt hatte. Das berichtet der US-Sender CNN unter Berufung auf eine amerikanische Geheimdienstquelle und das französische Magazin L'Express, dessen Reporter in diesem Fall mit CNN zusammenarbeiten.
Das Video soll sieben Minuten lang sein und zeigen, wie der Attentäter drei Menschen tötet. Das Video könnte Coulibaly aus dem Supermarkt an einen Komplizen verschickt haben.
L'Express berichtet zudem, dass mehrere Überlebende ausgesagt hätten, Coulibaly habe im Supermarkt versucht, mit seinem Computer eine Internetverbindung herzustellen. Als das nicht funktionierte, habe er eine Person gezwungen, ihm zu helfen, einen Rechner des Supermarktes zu nutzen. Er habe seine Memory-Karte eingesteckt und an Video- oder Bilddateien gearbeitet. Den Berichten zufolge versuchen französische Ermittler nun herauszufinden, an wen Coulibaly das Video gemailt haben könnte. Ein Beamter äußerte die Sorge, der Film könne im Internet auftauchen.
Der Attentäter soll mit einer Go-Pro-Kamera gefilmt haben. Die relativ neue Technik nimmt Videos in akzeptabler Qualität auf, selbst wenn ihr Träger sich schnell bewegt. Sie wird gerne von Sportlern verwendet, die ihre Leistungen dokumentieren wollen, zum Beispiel Mountainbiker oder Surfer.
Komplize der Charlie-Hebdo-Attentäter
Coulibaly hatte erst eine Polizistin auf einer Straße in einem Pariser Vorort, dann insgesamt vier Menschen im Supermarkt getötet. Dort nahm er auch mehrere Menschen als Geiseln. Das koschere Geschäft hatte er wohl aus antisemitischen Motiven gewählt.
Als die Polizei das Geschäft nach Stunden stürmte, erschoss sie Coulibaly. Seine Tat war nach seinen Angaben mit den Attentätern abgestimmt, die einen Tag zuvor mehrere Redakteure der Satirezeitschrift Charlie Hebdo erschossen hatten. Diese begründeten ihre Tat damit, dass das Magazin Karikaturen des Propheten Mohammed veröffentlicht hatte. Coulibaly kannte einen der Attentäter, Chérif Kouachi, aus dem Gefängnis.
Coulibaly hat sich zur dschihadistischen Miliz "Islamischer Staat" (IS) bekannt, die Teile Syriens und des Iraks kontrolliert. In einem Video, das bereits kurz nach den Morden im Internet auftauchte, schwor er dem IS-Anführer und selbsternanntem Kalifen Abu Bakr al-Baghdadi die Treue.
Verfahren gegen mutmaßliche Dschihadisten
Frankreich geht weiter gegen möglicherweise gewaltbereite Islamisten vor. Nach einer Razzia am Dienstag im Süden des Landes wurden in der Nacht zum Samstag Ermittlungsverfahren gegen fünf Verdächtige im Alter zwischen 26 und 44 Jahren eingeleitet. Die Männer sind in Haft. Zwei der Festgenommenen sollen aus den von Dschihadisten kontrollierten Gebieten in Syrien zurückgekehrt sein - einer kürzlich, der andere Ende 2013 oder Anfang 2014. Die drei anderen sollen geplant haben, nach Syrien zu gehen. Zudem hätten sie Ausrüstung dorthin geschickt.
Extremismus:Fakten zum Salafismus in drei Grafiken
Glaubt man Islamgegnern, sind Salafisten überall. Aber wie viele Muslime sind welche - und wie viele nicht? Und wer begeht mehr Straftaten - Rechtsextreme oder islamische Extremisten? Drei Grafiken, die den Salafismus ins Verhältnis zum Islam in Deutschland rücken.
Die Polizei-Razzia hatte insbesondere in der Kleinstadt Lunel stattgefunden, aus der seit dem vergangenen Sommer etwa 20 junge Leute nach Syrien gereist waren, um sich dort dem Kampf gewaltbereiter Islamisten anzuschließen.