Überblick:Keine Aktien, keine Stiftung

Verteidigungen, Forderungen und Erschütterung: David Camerons und andere Reaktionen aus aller Welt auf die Veröffentlichung der Panama Papers.

Die Panama Papers erinnern nach Worten von US-Präsident Barack Obama daran, dass Steuerhinterziehung ein globales Problem bleibt. In seiner ersten Reaktion auf die Veröffentlichung sagte Obama am Dienstag: "Es wird immer eine Art verbotener Bewegung von Fonds rund um die Welt geben, aber wir sollten es ihnen nicht einfach machen. Wir sollten nicht gestatten, sich an Transaktionen nur zu beteiligen, um Steuern zu vermeiden."

David Cameron reagiert auf die Berichte über die Offshore-Geschäfte seines verstorbenen Vaters. "Ich habe keine Aktien, keine Offshore-Stiftung, keinen Offshore-Fonds - nichts in der Art." Sein Einkommen sei sein Gehalt als Premier, daneben bekomme er Zinsen auf sein Erspartes, außerdem vermiete er sein Haus, solange er in der Downing Street wohne.

Der Chef von Transparency International in Chile, Gonzalo Delaveau, hat am Montag seinen Rücktritt eingereicht. Delaveau wird in den Panama Papers mit mindestens fünf Briefkastenfirmen in Verbindung gebracht. Der Rücktritt sei vom Vorstand angenommen worden, wie die Organisation via Twitter mitteilte. Illegale Machenschaften werden Delaveau in den Dokumenten nicht zur Last gelegt. Allerdings hat sich Transparency International dem Kampf gegen die Korruption verschrieben. Briefkastenfirmen werden immer wieder dazu genutzt, Geldwäsche oder Steuerhinterziehung zu verschleiern.

Indien will nach den Enthüllungen durch die Panama Papers eine behördenübergreifende Arbeitsgruppe gründen, die den Verbindungen indischer Staatsbürger zu Offshore-Geschäften nachgehen soll. "Die Regierung ist entschlossen, die Entstehung von Schwarzgeldkonten zu untersuchen und zu verhindern", teilte die Regierung mit. Die Anweisung soll auf Premierminister Narendra Modi zurückgehen. Der Indian Express, Kooperationspartner der Süddeutschen Zeitung, hatte zuvor von den Panama Papers berichtet. Auch Hunderte Inder ließen demnach Briefkastenfirmen über die panamaische Kanzlei Mossack Fonseca gründen. Das Blatt veröffentlichte eine Reihe von Namen, darunter Bollywood-Schauspieler und bekannte Geschäftsleute.

Die Fifa und ihr Präsident bestreiten jedes Fehlverhalten

Schwedens Finanzaufsicht hat Verantwortliche der Nordea Bank AB zu einer Befragung geladen. Die Behörde will die Manager der größten skandinavischen Bank befragen, inwieweit das Institut möglicherweise wohlhabenden Kunden half, Steuerzahlungen zu umgehen. Dieser Verdacht ergibt sich aus den Panama Papers. Das Treffen soll an diesem Dienstag stattfinden. Nordea betonte, sie halte sich an alle Regeln und Vorschriften. "Wir akzeptieren nicht, als Plattform für Steuerhinterziehung genutzt zu werden", hieß es. Offshore-Strukturen könnten für einige Kunden mit komplizierten internationalen Unternehmen ein legales Vehikel sein. Die Bank stelle aber sicher, dass die Kunden den Steuerbehörden ihre Konten meldeten, so die Bank weiter.

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hat seine Briefkastenfirma in einem Steuerparadies verteidigt. Er habe sie für sein Süßwarenunternehmen gründen müssen, als er 2014 Präsident geworden sei, sagte Poroschenko am Mittwoch in der japanischen Hauptstadt Tokio. Dabei sei es nicht darum gegangen, Steuern zu minimieren. Sein Fall sei deshalb anders gelagert als etwa jener von Islands Regierungschef Sigmundur Davíð Gunnlaugsson, der sein Amt vorübergehend zur Verfügung stellen will.

Sie sei "erschüttert" über die Dimension der Enthüllungen, sagt Hannelore Kraft. Die Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen gehe davon aus, dass die aufgedeckten Daten Nordrhein-Westfalen zugänglich gemacht werden und das Land diese dann zusammen mit den Steuerbehörden nutzen könne. Der bayerische Finanzminister Markus Söder (CSU) fordert nach den Enthüllungen über Briefkastengeschäfte in den Panama Papers Konsequenzen. Er will die Bürger verpflichten, "jede Beteiligung an, jede wirtschaftliche Beziehung zu und jede tatsächliche Beherrschung von Unternehmen in Offshore-Staaten darzulegen", sagte Söder am Mittwoch. Wer diese Melde- und Offenlegungspflichten verletzt, dem droht Söder mit schärferen Sanktionen. Die Opposition im bayerischen Landtag interessiert sich mehr für die Frage, was Söder selbst über bayerische Verbindungen nach Panama wusste. Wie die Panama Papers zeigen, verwaltete die Bayerische Landesbank über ihre inzwischen abgewickelte Luxemburger Tochter LB Lux selbst 129 Briefkastenfirmen.

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