Twitter:Blabla statt Pieppiep

Die Plattform riskiert ihr Alleinstellungsmerkmal.

Von Patrick Illinger

Einschließlich Leerzeichen sind 280 Zeichen ziemlich genau ein Fünftel der Textlänge dieses Kommentars. Ziemlich wenig, könnte man sagen. Unter Nutzern des Online-Dienstes Twitter wird indes darüber gestritten, ob das nicht viel zu viel sei. Doppelt so lange Textschnipsel wie bisher dürfen Twitter-Nutzer neuerdings verbreiten. Und so bizarr es für twitterferne Menschen klingen mag: Es ist ein großes Ding im Netz.

Tatsächlich waren die zuvor möglichen 140 Zeichen eine Replik an die gute alte SMS. Olles Zeug, also. Und ständige Erneuerung ist bekanntlich das Lebenselixier der Digitalwelt. Warum also nicht 280 Zeichen bei Twitter? "Mehr Buchstaben. Mehr Ausdruck. Mehr von dem, was vorgeht." So warb der Dienst für die Erweiterung und hofft auf neue Nutzer - jene, die sich bisher partout nicht kurz fassen konnten oder wollten.

Doch das ist ein Riesenfehler. Twitter riskiert sein Alleinstellungsmerkmal, sein Wesen als wichtigste professionell brauchbare Informationsplattform. Bereits seit der Einbindung von Bildern und Videoschnipseln ist Twitter gefährlich nah an Spaß- und Freizeitdienste wie Snapchat und Instagram herangerückt. Prägnant formulierte 140 Zeichen wirkten wie eine Schlagzeile, ein Hinweisgeber, ein Aufruf, ein Aufschrei und oft ein Kunstwerk. 280 Zeichen sind ein Text. Aus dem sympathischen Pieppiep droht nun Blabla zu werden.

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