TV-Redeschlachten im US-Wahlkampf:That's live

Reagan hatte leichtes Spiel, Clinton liebte die Kamera, Gore und Kerry dagegen verspielten vor der Kamera ihre Chancen auf die US-Präsidentschaft. Die Geschichte der großen Fernsehduelle in Bildern.

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TV-Duell 1960, AP

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1960: Richard Nixon gegen John F. Kennedy

Mit Untergewicht und schlecht sitzendem Anzug erscheint der republikanische Vizepräsident Richard Nixon am 26. September zur ersten Fernsehdebatte der US-Geschichte. Im August hatte Nixon zwei Wochen wegen einer Knieverletzung im Krankenhaus verbracht. Er verzichtet auf Make-up, seine Bartstoppeln sind heute legendär.

John F. Kennedy dagegen hat gerade erst Wahlkampfauftritte in Kalifornien hinter sich gebracht. Er geht gebräunt und ausgeruht in die Debatte. "Ich hatte ihn noch nie so fit gesehen", schreibt Nixon später.

Inhaltlich war Nixon Kennedy überlegen. Radiokommentatoren erklären ihn zum Sieger. Doch letztlich entscheidet die Macht der Bilder das Duell. Bei den 70 Millionen Fernsehzuschauern punktet Kennedy mit seinem jugendhaften Charme. Am 20. Januar 1961 schwört er seinen Amtseid.

Richard Nixon (l.) und John F. Kennedy am 21. Oktober 1960 in New York.

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TV-Duell 1976, AP

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1976: Jimmy Carter gegen Gerald Ford

Erstmals finden die Debatten vor einem Publikum statt, doch die Kameras dürfen die Zuschauer nicht zeigen. So bleibt ihre Reaktion im Verborgenen, als der Republikaner Gerald Ford behauptet: "Es gibt keine sowjetische Vorherrschaft in Osteuropa." Das Presseecho ist verheerend.

Ford war erst 1974 Präsident geworden. Mitten im Kalten Krieg hatte er die Geschäfte von Richard Nixon übernommen, der wegen des Watergate-Skandals zurückgetreten war. Nach nur zwei Jahren Amtszeit muss Ford das Weiße Haus verlassen. Sein Herausforderer Jimmy Carter gewinnt nicht nur die TV-Duelle, sondern auch die Wahlen.

Jimmy Carter (l.) und Gerald Ford beim ersten von drei Fernsehduellen, am 23. September 1976 im Walnut Street Theater in Philadelphia.

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TV-Duell 1980, AP

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1980: Jimmy Carter gegen Ronald Reagan

Als Präsident agiert Jimmy Carter glücklos. Sein republikanischer Herausforderer Ronald Reagan hat leichtes Spiel. Die Inflation ist außer Kontrolle und vor den Tankstellen stehen die Autofahrer Schlange. Das Land leidet unter der Ölkrise und Carter gelingt es im Duell mit Reagan nicht, sich als Krisenmanager zu profilieren.

Die 444 Tage andauernde Besetzung der US-Botschaft in Teheran und das Scheitern eines Befreiungsversuchs verstärken die Zweifel der Öffentlichkeit an Carters Führungskraft. Reagan landet einen einfachen Sieg.

Jimmy Carter (l.) und Ronald Reagan im Convention Center in Cleveland, Ohio.

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TV-Duell 1984, AP

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1984: Ronald Reagan gegen Walter Mondale

Der republikanische Amtsinhaber Ronald Reagan ist populär. Nach der Krise der späten siebziger und frühen achtziger Jahren wächst die Wirtschaft wieder und die Inflation sinkt. Es ist ein schweres Rennen für die Demokraten und ihren Kandidaten Walter Mondale.

Mit zwei Sätzen zerstört Reagan die letzten Hoffnungen der Opposition. Gefragt, ob sein hohes Alter ein Problem sei, antwortet der 74-Jährige: "Ich werde Alter nicht zum Wahlkampfthema machen. Ich werde die Jugend und die Unerfahrenheit meines Kontrahenten nicht politisch ausnutzen." Das Publikum lacht lauthals, selbst der 56-jährige Mondale muss schmunzeln. Später wird er sagen: "Als ich von der Bühne ging, wusste ich: Die Kampagne ist vorbei." Reagan gewinnt 49 der 50 Bundesstaaten.

Präsident Ronald Reagan (l.) und sein Herausforderer Walter Mondale mit dem Moderator Edwin Newman am 21. Oktober 1984 in Kansas City. Foto: AP

TV-Duell 1988, AP

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1988: George Bush gegen Michael Dukakis

Der liberale Senator Michael Dukakis führt in den Umfragen mit großem Vorsprung. Er schlägt sich gut im Duell mit Vizepräsident George Bush.

Bis der Moderator die entscheidende Frage stellt: "Wenn Ihre Tochter vergewaltigt und ermordet würde, würden Sie die Todesstrafe für den Täter fordern?" Dukakis sagt: "Das würde ich nicht", und gibt eine umständliche, distanzierte Begründung. Den Wählern bleibt er als emotionsloser Technokrat in Erinnerung. Bush wird Präsident.

George Bush (l.) und Michael Dukakis am 13. Oktober 1988 in Los Angeles.

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TV-Duell 1992, AP

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1992: Bill Clinton gegen George Bush

Präsident George Bush macht in den Duellen mit dem Demokraten Bill Clinton und dem unabhängigen Kandidaten Ross Perot keine gute Figur. Während Clinton spricht, schaut Bush auf die Uhr. Er wirkt genervt. "Ich habe gedacht: Nur noch zehn Minuten dauert dieser Mist", verrät Bush später in einem Interview. Clinton gewinnt die Wahl, vor allem weil Bush als abgehoben gilt.

Bill Clinton (l.) und George Bush am 19. Oktober 1992 in der Michigan State University.

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TV-Duell 2000, AP

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2000: George W. Bush gegen Al Gore

Vor allem bei der ersten der drei Debatten mit George W. Bush wirkt Vizepräsident Al Gore steif und überheblich. Er verdreht die Augen, stöhnt und schüttelt den Kopf, während Bush gelöst drauflosplaudert und sich als mitfühlender Konservativer profiliert. Gores Ansehen bei vielen Wählern leidet unter seiner vermeintlichen Arroganz.

Dennoch wird Bush die Wahl zum Präsidenten erst mit einem Urteil des Obersten Gerichtshofs gewinnen, der die Wiederauszählung der Stimmen in Florida stoppt. Die 2000er Wahl wird als die engste und umstrittenste in die amerikanische Geschichte eingehen.

Vizepräsident Al Gore (l.) und der texanische Gouverneur George W. Bush am 3. Oktober 2000 in der University of Massachusetts in Boston.

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John Kerry und George W. Bush, AFP

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2004: John Kerry gegen George W. Bush

Der Anschlag auf das World Trade Center im September 2001, die Kriege in Afghanistan und Irak - seit der letzten Wahl ist viel passiert. Der Kampf gegen den Terror beherrscht auch die TV-Duelle zwischen Amtsinhaber George W. Bush und seinem Herausforderer John Kerry. Der hochdekorierte Vietnam-Veteran hat sich kurzfristig zum Kriegsgegner gemausert und wirft dem Kriegstreiber Bush vor, sich vor dem Dienst an der Waffe gedrückt zu haben.

Inhaltlich gewinnt John Kerry die drei Fernsehdebatten, doch die Amerikaner finden den traurig dreiblickenden Demokraten nicht sympathisch. Kerry verliert die Wahl knapp gegen George Bush.

John Kerry und George W. Bush am 13. Oktober 2004 in der Arizona State University.

Foto: AFP

(sueddeutsche.de/livo/buma)

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