TV-Debatte der US-Republikaner:Romney bekennt sich zum Reichtum

"Ich habe nichts geerbt. Was ich habe, habe ich verdient": Kurz vor der womöglich entscheidenden Vorwahl der Republikaner in South Carolina inszeniert sich Favorit Mitt Romney als lebendes Beispiel für den "Amerikanischen Traum". Sein ärgster Verfolger Newt Gingrich teilt in der TV-Debatte in alle Richtungen aus. Auch gegen den Sender, der ihn auf pikante Bekenntnisse seiner Exfrau anspricht.

Matthias Kolb, Washington

Newt Gingrich war gleich gefordert. Kaum waren die letzten Klänge der Nationalhymne verstummt, wandte sich John King von CNN an den früheren Sprecher des Repräsentantenhauses. Dieser habe sich sicherlich über die Wahlempfehlung von Rick Perry gefreut - der Gouverneur von Texas hatte wenige Stunden zuvor seinen Rückzug erklärt. Aber was habe er zu den Anschuldigungen seiner zweiten Ehefrau Marianne zu sagen? Diese hatte in einem Interview mit ABC News erklärt, ihr früherer Ehemann habe sie um eine "offene Ehe" gebeten. Newt Gingrich habe weiterhin seine Ehe und die damalige Affäre mit der Kongress-Mitarbeiterin Callista Bisek weiterführen wollen, behauptet Marianne Gingrich.

Ihr Exmann reagierte bei CNN mit scharfen Worten - und heftiger Medienkritik: Er sei erschüttert, dass der Sender eine Debatte der Präsidentschaftsbewerber mit einer Frage nach diesem "Müll" eröffne. Die Geschichte sei falsch, erklärte Gingrich, und er sei es leid, dass die "elitären Medien" Barack Obama dadurch schützen wollten, indem sie die Republikaner attackieren. Der Beifall der Zuschauer in North Charleston war riesig. Die anderen Kandidaten unterließen es, Gingrich in dieser Causa offen zu attackieren. Ron Paul erwähnte lediglich, dass er seit 54 Jahren verheiratet sei, während Mitt Romney dazu aufrief, sich den echten Themen zu widmen.

Diese Debatte war von Anschuldigungen geprägt: Rick Santorum setzte erneut darauf, sich als klare Alternative zu Romney und Gingrich zu präsentieren. Er sei ein echter Konservativer, der sich in vielen Themen wie Gesundheitsreform, Abtreibung und Klimawandel klar von Amtsinhaber Obama absetze und deswegen die besten Chancen habe, den Demokraten zu schlagen. Hier griff Santorum vor allem Mitt Romney an, dessen Vorsprung in den letzten Tagen zusammengeschmolzen war - und dessen Sieg in Iowa am Vortag von Santorum einkassiert worden war.

Gingrich äußerte erneut Zweifel an Romneys Arbeit beim Investmentfonds Bain Capital: Dessen Modell habe in einigen Fällen nicht funktioniert. Der 68-Jährige forderte den früheren Gouverneur von Massachusetts auf, seine Steuerunterlagen offenzulegen. Romney hatte kürzlich einräumen müssen, nur etwa 15 Prozent Einkommensteuer zu zahlen. Romney, dessen Vermögen auf mehrere hundert Millionen Dollar geschätzt wird, will seine Unterlagen bis April offenlegen. Gingrich selbst hatte seine Steuerpapiere kurz vor der TV-Debatte veröffentlicht.

"Barack Obama - der gefährlichste Präsident"

Doch auch Mitt Romney wusste auszuteilen: Er werde sich "nicht dafür entschuldigen, erfolgreich zu sein", sagte Romney unter dem Applaus des Publikums. Er stehe zu seiner Arbeit bei Bain und betonte, dass er sich seinen Reichtum selbst erarbeitet habe: "Ich habe nichts von meinen Eltern geerbt." Er wisse, dass Präsident Obama die Republikaner bei dem Thema angreifen werde, fügte Romney hinzu. "Aber wir werden ihm eintrichtern, dass es der Kapitalismus und die Freiheit sind, die Amerika stark machen." Seinem schärfsten Verfolger Newt Gingrich hielt Romney vor, dieser überschätze seinen Einfluss in der Reagan-Ära. "Ich habe mir das Tagebuch von Ronald Reagan angeschaut und da kommst du nur ein einziges Mal vor - genauso oft wie mein Vater", sagte Romney im Hinblick auf Gingrich, der angekündigt hat, das Erbe des Ex-Präsidenten Reagan fortführen zu wollen.

Rick Santorum, Mitt Romney, Newt Gingrich, Ron Paul

So einträchtig, wie sich die republikanischen Präsidentschaftsbewerber vor Beginn der Sendung präsentierten, lief die Show nicht ab. Insbesondere einer teilte kräftig aus: Newt Gingrich (2. v. re.).

(Foto: AP)

Ansonsten wiederholte Romney seine Kernargumente: Er habe Erfahrung in der freien Wirtschaft gesammelt und gehöre nicht zur verhassten Politikerkaste in Washington, weshalb er viel besser wisse, wie die US-Wirtschaft wieder an Fahrt gewinnen könne. Rückblickend habe er wohl weniger Zeit mit der Kritik seiner parteiinternen Konkurrenten verbringen und stattdessen den Amtsinhaber attackieren sollen. Obama ist nach Romneys Worten ein Sozialist, der einen viel zu teuren Wohlfahrtsstaat nach europäischen Vorbild einführen wolle: "Er denkt, er wisse, was das amerikanische Volk will, aber da irrt er sich."

Noch deutlicher attackierte Gingrich den Demokraten: "Barack Obama ist der gefährlichste Präsident, den wir zu Lebzeiten gesehen haben." Die Amerikaner müssten am 6. November dafür sorgen, dass der 44. Präsident der USA keine weiteren vier Jahre erhält, um seine Vorstellungen umzusetzen. Er hoffe darauf, sich Obama in einem dreistündigen Rededuell stellen zu können: "Er darf einen Teleprompter benutzen, während ich mich auf mein Wissen verlasse."

Den vier verbliebenen Bewerbern bleiben nur noch wenige Stunden, um bei den konservativen Wählern in South Carolina zu punkten. Das Ergebnis der Vorwahl in dem Südstaat hat hohen symbolischen Wert: Seit 1980 ging der Sieger von South Carolina stets als Präsidentschaftskandidat der Republikaner ins Rennen. Die nächste Vorwahl findet am 31. Januar in Florida statt.

Linktipp: Die Polit-Website Politico hat die fünf wichtigsten Momente der Debatte zusammengefasst.

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