TV-Debatte der US-Präsidentschaftskandidaten:Kriegsgeheul der Republikaner

Die Präsidentschaftskandidaten der US-Republikaner übertrumpfen sich gegenseitig mit markigen Worten. Bei einer TV-Debatte sollen sie über den Tellerrand der USA hinausblicken - und dort sehen sie vor allem Feinde, die Obama zu weich anpackt.

Reymer Klüver, Washington

Markige Ankündigungen einer konfrontativeren US-Außenpolitik und harsche Kritik an Präsident Barack Obamas Vorgehen haben die jüngste TV-Debatte der republikanischen Präsidentschaftsbewerber dominiert - die zehnte und erste, die sich auf außenpolitische Fragen beschränkte. Zwei der drei führenden Kandidaten kündigten an, dass sie einen Militärschlag gegen Iran anordnen würden, wenn das Regime in Teheran nicht von seinen Atombomben-Plänen ablasse.

Jon Huntsman, Michele Bachmann, Ron Paul, Herman Cain, Mitt Romney, Newt Gingrich, Rick Perry, Rick Santorum

TV-Debatte der US-Republikaner: Jon Huntsman, Michele Bachmann, Ron Paul, Herman Cain, Mitt Romney, Newt Gingrich, Rick Perry, Rick Santorum (von links)

(Foto: AP)

Wenn nichts mehr übrig bleibt als eine militärische Operation, dann muss man natürlich eine militärische Operation ausführen", erklärte der Favorit in den Umfragen, Mitt Romney. Der Drittplatzierte, Newt Gingrich, sagte, er würde "alle nötigen Schritte" anordnen, um eine "nukleare Fähigkeit" des Regimes zu verhindern. Nur Herman Cain, überraschend auf dem zweiten Platz, sagte, er denke nicht an einen Militärschlag.

Die meisten der insgesamt noch acht Bewerber überboten sich geradezu in ihren Forderungen. Der texanische Gouverneur Rick Perry will Sanktionen gegen die iranische Zentralbank verhängen, ein Schritt, vor dem die US-Regierung offenkundig aus Furcht vor den Auswirkungen auf den Ölmarkt bisher zurückschreckt. Der frühere Senator Rick Santorum kündigte an, dass er Israel bei einem Luftschlag gegen iranische Atomanlagen unterstützen würde. Rick Perry, Herman Cain und die einzige Frau in der Runde, die Kongressabgeordnete Michele Bachmann, kündigten für den Fall ihrer Wahl die Wiedereinführung des berüchtigten "Waterboarding" bei Vernehmungen von Terrorverdächtigen an, Folter also. Und Mitt Romney forderte, chinesische Exporte in die USA zu erschweren, wenn sich Peking nicht den langjährigen US-Forderungen nach Aufwertung der chinesischen Währung und einem verstärkten Kampf gegen Produktpiratie Folge leiste. Romney kritisierte auch den von Obama angeordneten Rückzug aus Afghanistan als verfrüht.

Die Außen- und Sicherheitspolitik ist das einzige Feld, auf dem die US-Bürger Obama mehr vertrauen als seinem potenziellen republikanischen Herausforderer. In der jüngsten Umfrage der Washington Post hieß fast die Hälfte aller Befragten die Außenpolitik des Präsidenten gut. Gouverneur Perry, der bei der Debatte in der vergangenen Woche einen Aussetzer hatte, als ihm nur zwei von drei US-Ministerien einfielen, die er als Präsident abschaffen will, schrammte erneut knapp an einer Blamage vorbei. Er kündigte an, allen Ländern die US-Hilfe streichen zu wollen, einschließlich Israel. Die Hilfe solle nur gezahlt werden, wenn die Länder US-Bedingungen erfüllten. Er beeilte sich aber hinzuzufügen, dass er das im Falle Israels erwarte.

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