TV-Debatte der Republikaner:"Clinton hatte keine Wahl, weil ich ihr Geld gegeben habe"

Donald Trump spielt seinen Trumpf aus, Jeb Bush stiftet Verwirrung, Mike Huckabee redet von Prostituierten. Wie sich die Republikaner in ihrer ersten TV-Debatte geschlagen haben.

Von Johannes Kuhn, San Francisco

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Zehn Männer, davon neun Weiße

Top-Polling GOP Candidates Participate In First Republican Presidential Debate

Quelle: AFP

Da stehen sie, die zehn republikanischen Präsidentschaftskandidaten mit den besten Umfragewerten, kurz vor ihrer ersten großen TV-Debatte. Wer sich am besten geschlagen hat und was die Momente des Abends waren, lesen Sie in dieser Einzelkritik.

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Donald Trump (Immobilien-Milliardär)

Top-Polling GOP Candidates Participate In First Republican Presidential Debate

Quelle: AFP

Galt vor der Debatte als ... prominentes Großmaul, das mit rücksichtslosem Populismus an die Spitze der Umfragen stürmte.

Der Auftritt: Die Moderatoren ließen Trump nicht mit Phrasen davonkommen, er drosch trotzdem munter drauflos. Fragen zu problematischem Geschäftsgebaren, Frauenfeindlichkeit oder seinen wechselnden Meinungen monologisierte er wenig überzeugend weg. Der Eindruck änderte sich von unterhaltsam in "Was hat dieser Mensch hier zu suchen?".

Moment des Abends: Legte die Abhängigkeiten im politischen System Amerikas mit zwei Sätzen offen. "Ich habe Hillary Clinton gesagt 'Sei bei meiner Hochzeit dabei', und sie ist gekommen. Wissen Sie, warum? Sie hatte keine Wahl, weil ich ihr Geld gegeben habe."

Präsidentenfaktor: Hoch. Als Präsident von Trumpistan.

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Jeb Bush (Ex-Gouverneur aus Florida)

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Quelle: AFP

Galt vor der Debatte als ... finanziell gut ausgestatteter, sachlicher aber auch etwas dröger Dynastie-Kandidat mit den besten Chancen, im Marathon-Wahlkampf langen Atem zu beweisen.

Der Auftritt: Sachlichkeit ist die Stärke - und Schwäche. Relativ standfest, aber ohne große Emotionen vertrat er seine Positionen. Legte am Ende seine Nervosität ab und leistete sich sogar etwas Populismus ("Washington blockiert uns").

Moment des Abends: Versuchte unauffällig, Verwirrung um seinen Namen zu stiften. "Sie nennen mich in Florida Jeb, weil ich mir das verdient habe", erklärte der ehemalige Gouverneur des Sonnenschein-Staates. War nach eigenen Angaben wegen seiner vielen Vetos gegen teure Staatsausgaben allerdings auch als "Veto Corleone" bekannt. Wahrscheinlich alles besser als "George W. Bushs Bruder".

Präsidentenfaktor: Noch gering. Hat aber Vernunft und eine volle Wahlkampfkasse auf seiner Seite - und 2012 wählten die Republikaner mit Mitt Romney ja sogar einen Androiden zu ihrem Kandidaten.

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Scott Walker (Gouverneur von Wisconsin)

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Quelle: AFP

Galt vor der Debatte als ... der Mann, der Evangelikale, Jung-Republikaner und Freunde des schrankenlosen Kapitalismus überzeugen kann.

Der Auftritt: Walker wirkte hölzerner als viele andere Kandidaten, verteidigte seine umstrittene Bilanz in Wisconsin nur schwach.

Moment des Abends: Zwinkerte bei der Vorstellung locker ins Publikum. Antwortete auf die Frage "Sollte einer Mutter die Abtreibung verboten werden, selbst wenn sie sterben würde?" mit "Ich bin gegen Abtreibungen".

Präsidentenfaktor: Noch ist selbst die Debattenbühne zu groß für ihn.

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Mike Huckabee (Ex-Gouverneur aus Arkansas)

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Quelle: AFP

Galt vor der Debatte als ... Bewerber von 2008 und Medienprofi, der als Südstaatler vor allem den evangelikalen Flügel bespielt.

Der Auftritt: Legte eine ermüdende Bräsigkeit an den Tag, aufgelockert durch seltsame Theorien. Das größte Problem des Sozialsystems sind demnach "Illegale, Prostituierte, Zuhälter, Drogendealer", die es ausnutzen.

Moment des Abends: Mit seiner Aussage zu Transsexuellen in der Armee gelang ihm unfreiwillig ein viraler Hit. "Das Militär ist kein soziales Experiment", erklärt er, "seine Aufgabe ist es, zu töten und Dinge kaputt zu machen."

Präsidentenfaktor: Nicht einmal Präsident von Fox News.

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Ben Carson (Pensionierter Gehirnchirurg)

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Quelle: AFP

Galt vor der Debatte als ... Star-Mediziner und Obamacare-Kritiker, der in seiner Rolle als Kandidat noch etwas fremdelt.

Der Auftritt: Carson kam selten zu Wort, antwortete häufig ausweichend und stach doch im aufgeregten Kandidatenhaufen durch Gelassenheit und Humor heraus. Äußerte sich als Einziger zum Thema Rassismus, versöhnlich und konservativ zugleich: Als Hirnchirurg arbeite er an dem Organ, das einen Menschen ausmachte - und das seien nicht Haut oder Haare.

Moment des Abends: Carson machte den besten Witz: "Ich bin der Einzige hier, der schon einmal die Hälfte eines Gehirns entfernt hat - wenn man nach Washington sieht, meint man, es wäre mir jemand zuvorgekommen."

Präsidentenfaktor: Viele Republikaner dürften nach diesem Auftritt mehr über ihn erfahren wollen - das ist ein Erfolg.

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Ted Cruz (Senator aus Texas)

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Quelle: AFP

Galt vor der Debatte als ... Rechtsausleger, Nachwuchshoffnung und Freund der Tea Party, der seit der Verkündung seiner Kandidatur in Umfragen allerdings an Boden verliert.

Der Auftritt: An der Elite-Uni Princeton war er Star-Debattierer, sogar ein Preis ist nach ihm benannt. Das zeigte er in seinen messerscharfen Antworten, die viel Reagan (gut!) und Washington (böse!) enthielten. Versprach einen schnellen Sieg über den "Islamischen Staat", die sofortige Rücknahme aller Obama-Erlässe und auch sonst allerhand schnelle Lösungen.

Moment des Abends: Kritisierte den mangelnden Willen Obamas, gegen den Islamismus vorzugehen. Viel couragierter gehe da der ägyptische Präsident al-Sisi zu Werke. Für Cruz ist also ein Nahost-Halbdiktator besser als der US-Präsident.

Präsidentenfaktor: Im extremeren republikanischen Lager definitiv groß - die Frage ist, ob Cruz auch einen moderaten Modus kennt.

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Chris Christie (Gouverneur von New Jersey)

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Quelle: AFP

Galt vor der Debatte als ... Großmaul und begabter Redner, der aber zusehen musste, wie Donald Trump noch mehr als er redet.

Der Auftritt: Zeigte sich angriffslustig, schlagfertig und positionierte sich als Kandidat mit konkreten Plänen, musste aber seine durchwachsene Amtsbilanz verteidigen. Ging keinem verbalen Schlagabtausch aus dem Weg, ging daraus aber nicht immer als Sieger hervor.

Moment des Abends: Lieferte sich mit Rand Paul eine Debatte über die umfangreichen Befugnisse des Geheimdienstes NSA, die er als ehemaliger Generalstaatsanwalt New Jerseys befürwortet.

Präsidentenfaktor: Sein hemdsärmeliger Stil ist weiterhin ein Unterscheidungsmerkmal. Fraglich ist nur, ob dies auch Wähler überzeugt.

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Marco Rubio (Senator aus Florida)

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Quelle: AFP

Galt vor der Debatte als ... rhetorisch begabter Nachwuchsstar, der Latinos überzeugen könnte.

Der Auftritt: Wiederholte sein Mantra "Diese Wahl sollte über die Zukunft gehen, nicht über die Vergangenheit". Der 44-Jährige wirkte fokussiert, eloquent und pointiert. Positionierte sich als Hardliner in der Kuba-Frage und der Abtreibungsdebatte, aber nicht als Rechtsaußen.

Moment des Abends: Der Höhepunkt vieler gekonnter Spitzen gegen die Demokraten: "Gott hat die Republikaner mit vielen tollen Kandidaten gesegnet, die Demokraten können nicht einmal einen finden."

Präsidentenfaktor: An diesem Abend äußerst hoch.

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Rand Paul (Senator aus Kentucky)

Rand Paul

Quelle: AP

Galt vor der Debatte als ... Hoffnung der Libertären ohne große Unterstützung in anderen Parteiflügeln.

Der Auftritt: Der aggressivste der Kandidaten, legte sich mit Donald Trump und Chris Christie an, wirkte dabei allerdings manchmal vorlaut. Betonte erfolgreich, anders als der Rest zu sein.

Moment des Abends: Schrie Chris Christie "Hol dir einen Durchsuchungsbefehl, hol dir einen Durchsuchungsbefehl" ins Gesicht, als beide über die NSA-Überwachung debattierten. Er erinnerte den Rivalen Christie an dessen Umarmung von Präsident Obama kurz vor der Wahl 2012 und rollte mit den Augen, als der Gouverneur von New Jersey entgegnete, er erinnere sich an die Umarmung der Hinterbliebenen des 11. September.

Präsidentenfaktor: Rand Paul bleibt in jeder Beziehung ein Außenseiter - auch in der eigenen Partei.

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John Kasich (Gouverneur von Ohio)

John Kasich

Quelle: AP

Galt vor der Debatte als ... Kandidat der Mitte, dem allerdings Mittel und Ausstrahlung für größere Sprünge fehlen.

Der Auftritt: Machte einen vernünftigen, manchmal zu vernünftigen Eindruck. Kasich lobte sogar Donald Trump für dessen Thematisierung der Einwanderungsfrage. Dürfte mit seiner moderaten Haltung zu unterschiedlichen Lebensentwürfen am ehesten die demokratischen Wähler angesprochen haben. Erhielt in seinem Heimatstaat immer wieder Applaus.

Moment des Abends: Weigerte sich, Donald Trump zu kritisieren. Weigerte sich aber vor allem, den Obersten Gerichtshof für seine Entscheidung zur Ehe für alle zu kritisieren.

Präsidentenfaktor: Wenn Kasich mehr Geld hätte, die rechte Basis weniger Gewicht ... kurz: Kasich mag sich noch so gut präsentieren, als Vorwahl-Sieger existiert er nur im Konjunktiv (nicht aber als Vize-Kandidat).

© Süddeutsche.de/mati/fued
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